Alfa Romeo erlebte zum Auftakt der Formel-1-Saison 2022 in Barcelona einen echten Seuchentest. Am ersten Tag fuhr der neue C42 in den Händen von Robert Kubica und Valtteri Bottas nur 32 Runden, und die Zahlen wurden auch an den nächsten beiden Tagen kaum besser.

Letztendlich beendete das Team die drei Tage mit nur 175 Runden, das ist der zweitschlechteste Wert. Ferrari, an der Spitze der Rundenwertung, schaffte zum Vergleich 439. Der Freitag endete für Valtteri Bottas schon mehrere Stunden zu früh, nach nur zehn Runden hatte er mit einem mechanischen Defekt die Segel streichen müssen. Trotz alldem versichert das Team, die Probleme im Griff zu haben.

Alfa versichert: Aero-Phänomen schon im Griff

Alfa hatte am ersten Tag schon als das größte Problemkind des neuen "Bouncing"-Phänomens gegolten, jenes aerodynamischen Effekts, bei dem das Auto bei hohem Tempo besonders auf der Geraden zu hüpfen beginnt, und durch die Aufschläge auf den Asphalt alle Komponenten übermäßig belastet. Alle Teams hatten diesen Effekt vor Beginn des Tests trotz aller Simulations-Werkzeuge unterschätzt, aber bei Alfa schien er die größten Schäden zu hinterlassen.

"Es ist kein Geheimnis, dass wir Bouncing-Probleme hatten", gesteht Teamchef Fred Vasseur am Sonntag am Rande der offiziellen Präsentation des neuen Autos offen. Aber dass die schlimmer seien als bei der Konkurrenz, oder gar für alle Probleme der drei Tage verantwortlich, dem widerspricht das Team.

Jan Monchaux, der Technische Direktor, stellt klar: "Es war hauptsächlich ein Problem an Tag eins und zu Beginn von Tag zwei. Danach hatten wir Lösungen, die waren adäquat." Grundsätzlich ist das Bouncing-Problem relativ einfach zu lösen, nämlich mit einer härteren Aufhängung oder einem höhergestellten Fahrzeug. Das kostet nur Performance, weshalb die Teams gegenwärtig auf Kompromisssuche sind.

Alfa durch Gewichts-Limit an mechanische Grenzen gezwungen

Das gilt auch für Alfa, wo man aber zuversichtlich ist, dass bis Bahrain wie auch alle anderen ohne große Dramen zu lösen. Dass das Team am Freitagnachmittag dann wieder ewig in der Garage stand, habe mit dem Bouncing effektiv nichts mehr zu tun gehabt, versichert Monchaux: "Wir hatten ein paar mechanische Probleme."

Guanyu Zhou sorgte im Alfa am Freitag für zwei rote Flaggen und musste an die Box geschleppt werden, Foto: LAT Images
Guanyu Zhou sorgte im Alfa am Freitag für zwei rote Flaggen und musste an die Box geschleppt werden, Foto: LAT Images

"In der Vergangenheit waren wir bei Zuverlässigkeit normalerweise sehr gut, aber mit dem neuen Auto mussten wir bei ein paar Design-Charakteristiken aufgrund des Gewichts eine sehr extreme Richtung einschlagen", äußert sich Monchaux zu möglichen Ursachen. Nicht nur Alfa klagt über das 2022 schwer zu erreichende Gewichtslimit, das ist bei mehreren Teams das Problem und sorgte in den letzten Tagen ebenfalls für viele Diskussionen.

Bottas und Alfa sicher: Alle Probleme sind lösbar

Alfas Neuerwerbung Valtteri Bottas macht die fehlende Testzeit nicht glücklich: "Ich bin nur mit zwei Reifenmischungen und mit sehr wenigen Setup-Änderungen gefahren. Da gibt es noch viel mehr zu entdecken."

Sein bislang erledigtes Programm stimmt ihn aber trotzdem auch zuversichtlich: "Gut ist, dass da definitiv Potential zu spüren war, und es gibt ein paar starke Bereiche des Autos in bestimmten Kurventypen. Es gibt noch immer Punkte, an denen wir arbeiten müssen, bei der Balance, und bei gewissem Verhalten. Aber das ist nichts, was wir nicht lösen können."

"Bis zu einem gewissen Grad ist es besser, wenn das jetzt passiert", meint Cheftechniker Monchaux. "Normalerweise lösen wir diese Probleme endgültig, wenn wir sie haben. Deshalb testen wir. Sicher hätten wir lieber mehr Kilometer, aber das ist jetzt nicht zu ändern." Alfa fährt am Sonntag nach der offiziellen Auto-Präsentation noch einen Filmtag. Bis zum zweiten Test in eineinhalb Wochen in Bahrain soll der C42 dann laufen.