Für Haas verliefen die ersten beiden Tage des Shakedown in Barcelona nicht nach Plan. Eigentlich wollte der US-Rennstall 2022 wieder im Mittelfeld der Formel 1 mitmischen, bislang läuft die Truppe von Teamchef Günther Steiner allerdings hinterher. Das liegt vor allem an zahlreichen technischen Problemen, die dem Rennstall wertvolle Zeit auf der Strecke kosten.

Speziell am Mittwoch, dem ersten Testtag, hatte der Rennstall zu kämpfen: Erst ein Benzindruck-Problem, dann ein Ölleck und schließlich ein lockerer Unterboden. Aufgrund dieser Defekte kam das Haas-Duo um Mick Schumacher und Nikita Mazepin nur auf 43 Runden in ihrem neuen Dienstwagen, dem VF-22. Auch am Donnerstag blieb das US-Team nicht verschont: Mazepin kam während der Nachmittagssession auf der Strecke zum Stehen, Auslöser war eine beschädigte Benzinpumpe. Wieder nur 42 Runden für den Russen.

Schumacher: Haben noch viel Arbeit vor uns

Immerhin für Teamkollege Schumacher verlief der Donnerstag deutlich besser. Der Deutsche verbuchte während der Vormittagssession 66 Umläufe und konnte weitestgehend ungestört wichtige Laufzeit sammeln, um die völlig neue Fahrzeug-Generation besser zu verstehen. Das war auch bitter nötig, denn Schumacher ist sich sicher: "Wir haben noch viel Arbeit zu erledigen."

Neu sind 2022 allerdings nicht nur die Autos, das gilt auch für Reifen von Hersteller Pirelli. Die Formel 1 setzt in dieser Saison erstmals auf 18-Zoller, sie lösen die 13-Zoll-Reifen der vergangenen Jahre ab. Auch sie gilt es zu verstehen. Ziel der neuen Reifengeneration ist es, durch geringeren Abrieb besseres Racing zu ermöglichen. Die Fahrer sollen sich länger nahe folgen können, ohne mit Überhitzung und erhöhtem Reifenabbau kämpfen zu müssen.

Ob sich diese Hoffnungen erfüllen werden, wird wohl erst der Saisonauftakt in Bahrain Mitte März zeigen. Bereits jetzt zeichnet sich allerdings ab, dass die 18-Zoll-Reifen der Formel 1 Veränderungen in anderen Bereichen bringen werden. "Die Reifen sind ein gutes Stück anders", erklärt Schumacher. "Ich glaube, dass wir es dieses Jahr viel häufiger sehen werden, dass Fahrer eine Aufwärmrunde fahren."

Der Deutsche ist sich sicher: "Ich denke nicht, dass wir aus der Box heraus direkt schnell fahren können." Speziell im Qualifying ist dank der 18-Zoller in diesem Jahr also mit Veränderungen zu rechnen. Können es sich die Teams 2022 noch leisten, im Qualifying erst zwei bis drei Minuten vor Sessionende auf die Strecke zu gehen? Oder müssen sie in Zukunft früher raus, um eine zusätzliche Aufwärmrunde fahren zu können? "Letztlich müssen wir abwarten, wie es in Bahrain sein wird", meint Schumacher. "Aber ich glaube schon, dass es ein großer Unterschied zum letzten Jahr sein wird."

Große Aero-Probleme: Formel 1 kämpft mit neuen Autos! (12:56 Min.)

18-Zoller: Teams kämpfen mit Wärmeübertragung zwischen Bremse und Felge

Doch warum brauchen die Teams und Fahrer 2022 aller Voraussicht nach eine Aufwärmrunde? Hintergrund sind Temperaturprobleme: Bei den 18-Zoll-Reifen gibt es einen größeren Raum zwischen Bremse und Felge. Durch starkes Bremsen erzeugen die Fahrer normalerweise Reifentemperatur. Denn so erhitzt sich die Bremsscheibe, welche die Hitze dann wiederum auf den Reifen überträgt. Da der Abstand bei den 18-Zollern allerdings größer ist als noch bei den 13-Zoll-Reifen, fällt den Teams die Wärmeübertragung bei der neuen Reifengeneration nicht mehr ganz so leicht.

Zusätzlich verstärkt wird dieser negative Effekt dadurch, dass die Formel 1 die Temperaturobergrenze in den Heizdecken für die Saison 2022 herabgesetzt hat. Folglich können die Reifen auch während der Standzeit in der Box nicht mehr so stark erhitzt werden wie noch im Vorjahr - der Fahrer muss diese Arbeit nun auf der Strecke erledigen. Für Schumacher allerdings kein Problem: "Das ist nichts, woran wir uns nicht gewöhnen können oder das Auto nicht darauf eingestellt ist", so der Deutsche.