Seit der Formel-1-Saison 2021 ist der Budget Cap in der Königsklasse im Einsatz. 2022 wurden die Daumenschrauben noch enger angezogen. Anstatt wie im letzten Jahr mit 145 Millionen US-Dollar muss jedes Rennteam mit einem Budget von 140 Millionen den Großteil seiner Ausgaben finanzieren.

Mercedes muss Team neu organisieren

"Es war sehr schwierig die Organisation so zu strukturieren, dass man den Cost Cap bei 140 Millionen Dollar einhält", unterstrich Mercedes-Teamboss Toto Wolff die Schwierigkeiten, die die finanziellen Regularien bei den großen Teams verursachten. Nur zum Vergleich: 2019 lag das Budget der Silberpfeile noch bei 425 Millionen Dollar.

2021 zeichneten sich durch diese Ausgabenlimitierung kaum Probleme ab, da das technische Reglement sowieso größtenteils von der Vorsaison übernommen wurde - mit einzelnen Ausnahmen - und man während der Saison kaum Weiterentwicklung betrieb. Stattdessen wurde der Fokus auf 2022 und die neuen Boliden gelegt.

Formel-1-Saison 2022: Entwicklungskosten abwägen

Doch mit der Ankunft der neuen Fahrzeug-Generation begibt sich die Formel 1 auf noch unbekanntes Terrain und man erwartet viele Innovationen im Laufe des Jahres. Doch diese Entwicklungen müssen finanziert werden, und schlagen sich dementsprechend im Budget Cap nieder. McLaren Technikdirektor James Key machte bereits im Rahmen der McLaren-Präsentation darauf aufmerksam: "Wenn du zu früh dein Pulver verschießt, hast du vielleicht kein Budget mehr, um später etwas zu bringen", sagte der Brite.

Wolff quälen ähnliche Sorgen. Er sagt: "Wir müssen genau abwägen, wo wir unsere Dollars in der Forschung und Entwicklung ausgeben". In der Vergangenheit sei das einfacher gewesen, da es das Budget ermöglicht habe, parallel mehrere Varianten zu entwickeln. "Heute muss man entscheiden, welche Möglichkeit das höchste Potenzial bieten und sich auf diese verlassen. Es ist eine vollkommen andere Arbeitsweise für die großen Teams", erklärt der Wiener.

Inflation sorgt für Probleme

Das Mercedes-Oberhaupt macht noch auf ein weiteres Problem aufmerksam, das sich aus der weltwirtschaftlichen Lage abzeichnet. Nämlich die Inflation. "Zu dieser Reduktion von fünf Millionen Dollar kommt noch ein Umfeld hoher Inflation, die wir derzeit haben dazu", merkt der Konstrukteurs-Weltmeister an.

Die Teuerungsrate ist in den letzten Monaten in zahlreichen europäischen Staaten nach oben geschnellt. In der Eurozone betrug sie 5,1 Prozent. In Großbritannien, wo das Formel-1-Werk von Mercedes beheimatet ist, sind die Preise im Januar verglichen mit Januar 2021 um 5,5 Prozent gestiegen.

Wenn man das auf die Summe des Budget Caps von 140 Millionen Dollar hochrechnet, entspräche das einem Wertverlust von 7,3 Millionen Dollar zuzüglich zur Cost-Cap-Reduktion. Es lässt sich zwar schwer eruieren, inwiefern die allgemeine Inflationsberechnung auch die Ausgabenstruktur eines Formel-1-Teams widerspiegelt. Aber auch falls die effektive Teuerung darunter liegt, hat das zur Folge, dass Mercedes, Red Bull und die anderen britischen Teams inflationsbereinigt über zehn Millionen Dollar weniger in der Tasche haben als noch 2021.