Die Letzten werden die Ersten sein - in der Formel 1 behält der Spruch zumindest bei den Präsentationen 2022 seine Richtigkeit. Schlusslicht Haas ist es, das seinen Boliden heute für die neue Formel-1-Saison als erstes Team vorstellt.

Viel Vorlaufzeit für Fans und Medienvertreter gab es dabei nicht: Weniger als 24 Stunden zuvor kündigte Haas an, am heutigen Freitag präsentieren zu wollen. Die ersten Bilder soll es um 12:00 Uhr unserer Zeit geben, später sprechen auch noch Teamchef Günther Steiner und Technik-Chef Simone Resta.

Von den Fahrern Mick Schumacher und Nikita Mazepin sind höchstens PR-Zitate zu erwarten. Schumacher trainiert derzeit mit Sebastian Vettel für das Race of Champions am Wochenende im hohen Norden. Andererseits: Was sollen die Piloten Spannendes zum neuen Auto erzählen? Da dürfte die Pressekonferenz mit dem Technischen Direktor schon aufschlussreicher sein.

Ein echtes Auto wird es bei der Haas-Präsentation nicht geben. Die Ankündigung des US-Rennstalls war zunächst etwas irreführend. Einmal hieß es, die neue Lackierung würde vorgestellt werden, einmal war vom neuen Auto die Rede.

Gigantische Präsentationen gehören leider der Vergangenheit an, Foto: Sutton
Gigantische Präsentationen gehören leider der Vergangenheit an, Foto: Sutton

Aller Voraussicht nach gibt es die neue Lackierung zumindest auf Renderings des tatsächlichen Boliden zu sehen - nicht auf dem Standard-Modell, das die Formel 1 schon mehrfach zeigte. Somit gibt es heute den ersten Vorgeschmack auf die echte, neue Fahrzeuggeneration.

Warum Haas so kurzentschlossen virtuelle Bildchen präsentiert? Ein Blick in die die nicht allzu lange Team-Historie gibt Aufschluss. Der VF-22 ist erst das siebte Auto der Co-Produktion aus Kannapolis, Maranello, Varano de’ Melegari und Banbury. Zum vierten Mal präsentiert Haas nun das erste Formel-1-Auto des Jahres.

Erste Präsentation: Haas will Aufmerksamkeit

Der Grund dafür ist klar: Die Aufmerksamkeit bei der ersten Präsentation ist deutlich größer. Würde Haas zeitgleich mit Ferrari, Mercedes oder Red Bull präsentieren, das Interesse am WM-Letzten des Vorjahres würde sich vermutlich in Grenzen halten. Beim ersten Auto, noch dazu einer ganz neuen Fahrzeuggeneration, interessiert sich jeder für Haas.

Williams legte gerne mit Renderings vor, Foto: Williams
Williams legte gerne mit Renderings vor, Foto: Williams

Deshalb will - nicht nur auf der Strecke - jeder Erster sein. In der Vergangenheit veröffentliche Williams gerne vor den richtigen Präsentationen Computer-generierte Bilder des neuen Autos. Die Renderings sind eine beliebte Methode, Zeit zu gewinnen. Wer ein echtes Auto präsentiert, will einen Termin möglichst nah am ersten Testtag. So verschwendet man keine Zeit bei der Entwicklung. Je später das Auto fertig sein muss, desto besser.

In den letzten Jahren hat Haas oft komplett ohne Vorwarnung die Renderings veröffentlicht. Das Problem bei bekannten Zeitplänen: Sie können torpediert werden. Jeder versucht, Erster zu sein. Die von Haas anberaumte Pressekonferenz erfordert aber ein Mindestmaß an Planung.

Deshalb die Bekanntgabe weniger als 24 Stunden vor der Präsentation: Man will etwas mehr bieten als nur 3D-Bilder, aber man will dem Gegner nicht mehr die Gelegenheit geben, vorzulegen. In der Formel 1 gönnt man sich nicht einmal die Aufmerksamkeit.