Fernando Alonso hatte auf seinem Weg zum Podium in Katar mal wieder alles im Griff. In der heißen Phase durchblickte der Formel-1-Routinier die Lage und wies seinen Kommandostand an, Esteban Ocon strategisch gegen Sergio Perez einzusetzen. Der Franzose stellte sich gerne in den Dienst seines Teamkollegen, der ihm im Sommer in Ungarn bei seinem ersten Grand-Prix-Sieg den Rücken freigehalten hatte.

"Sagt Esteban, dass er wie ein Löwe kämpfen soll", hatte Alonso im Boxenfunk durchgegeben, als er in den letzten Runden auf der Flucht vor Perez war. Ocon lag als Fünfter zwischen ihm und dem Rivalen, nachdem dieser in der 41. Runde noch einmal frische Reifen geholt und dadurch vom dritten Platz auf die siebte Position zurückgefallen war.

In Runde 47 kam der Red-Bull-Pilot herangeflogen und Ocon seiner Pflicht nach. "Er wollte natürlich das zurückhaben, was er für mich in Budapest getan hatte", erklärt der 25-Jährige gegenüber Sky Sports F1, dass er Alonsos Schützenhilfe auf dem Hungaroring selbstverständlich nicht vergessen hatte. Dort hatte der Stallgefährte sich für mehrere Runden mit allen Tricks gegen Lewis Hamilton gewehrt. Die Aufholjagd des Mercedes-Fahrers wurde dadurch ausreichend verzögert, sodass er Ocon nicht mehr vor der Zielflagge erreichen konnte.

Perez-Blockade mit allen Mitteln

"Ich habe versucht, mich so gut ich konnte gegen Perez zu verteidigen", so Ocon, der Perez am Ende Start- und Zielgeraden allerdings nicht viel entgegenzusetzen hatte. Der Mexikaner hatte durch das DRS derart viel Überschuss, dass jede Kampflinie vergebens war. "Die Geraden sind hier leider etwas länger als in Budapest. Deshalb war es nicht so leicht, gegen einen Red Bull mit frischen Reifen zu verteidigen."

Doch Ocon fand einen anderen Weg, den Gegner Alonsos zu stören. Nachdem Perez vorbeigegangen war, wurde er noch für mehrere Kurven von seinem Kontrahenten belagert. "Ein bisschen Rad an Rad zu fahren, hat Spaß gemacht. Ich glaube, ich habe ihn gute zwei bis zweieinhalb Sekunden auf dieser Runde gekostet", freut sich Alonsos Edelhelfer.

Ocon feiert Strategiespiele mit Alonso

Tatsächlich fehlten Perez am Ende 2,9 Sekunden auf Alonso, sehr zur Freude von Ocon. "Wir dürfen wirklich stolz auf uns sein. Ich habe vor dem Podium gefeiert, als ob ich mit dort oben wäre. Wir schaffen für uns diese Möglichkeiten und werden hoffentlich noch mehr davon haben", sagt er mit Blick auf die Teamleistungen, die er als Alpines großen Trumpf im Mittelfeld sieht.

"Fernando ist jemand, der weiter denkt. Er meistert die Strategie und treibt unsere Taktik bis ans Limit. Das ist der Unterschied zwischen uns und AlphaTauri. Wir sind in diesem Bereich sehr konstant und immer bereit, die Strategien zwischen uns aufzuteilen", erklärt er. Dass er sich dafür auch mal in den Dienst des Teamkollegen stellt, gehört dazu: "Unser großes Ziel ist, ganz nach vorne zu kommen und ich bin ein Teil davon."

Ocon mit Rückenwind ins Finale

Das erste Etappenziel ist nach dem Big Point in Doha ganz nah. Aus einem Punktegleichstand mit AlphaTauri machte Alpine zwei Rennen vor Schluss einen Vorsprung von 25 Zählern. "Es fühlt sich für uns wie ein Sieg an. Es sind 25 Punkte und wir sind wieder vorne, was für uns sehr wichtig ist", so Ocon mit Blick auf den Kampf um Platz fünf in der Konstrukteurswertung.

Nach dem Auftritt in Katar ist er guter Hoffnung, das Kunststück in Saudi-Arabien wiederholen zu können: "Die Strecke ist auch neu und hat ähnliche Charakteristiken. Wir hoffen, dass unser Auto dort wieder so konkurrenzfähig sein wird. Wir haben zu Beginn des Jahres performt, aber wir haben nicht alles zusammengebracht und jetzt schaffen wir das."