Nächste Runde im großen WM-Duell der Formel-1-Saison 2021 zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton: Am kommenden Wochenende steigt der Große Preis von Mexiko und damit bereits das fünfletzte Rennen des Jahres. Der finale Showdown rückt näher und näher, dementsprechend nehmen die Spannung zwischen den beiden Titelrivalen wieder zu. Bereits mehrfach gerieten der Titelverteidiger und sein Herausforderer auf wie neben der Strecke aneinander. Nach einem spitzen Funkspruch Verstappens in Austin geht es in Mexiko nun verbal direkt weiter.

Genau jener Funkspruch aus dem Freitagstraining des vergangenen Grand Prix - Verstappen hatte Hamilton als dummen Idioten bezeichnet und ihm den Mittelfinger präsentiert - ist dabei auch der Aufhänger, den Hamilton zu einem weiteren Nadelstich gegen Verstappen nutzt. Den Namen seines Rivalen nimmt der Brite dabei allerdings nie in den Mund - die Kritik bleibt indirekt, aber doch mehr als eindeutig, folgt sie doch auf eine konkrete Nennung der betreffenden Szene in den USA.

Hamilton: Nicht gut für Kinder, die zuschauen

"Ich bin hier schon eine ganze Zeit lang hier, es ist nicht mein erstes Rodeo", kommentiert Hamilton seinen aktuellen WM-Kampf gegen Verstappen. Die Grundlage allen Handelns müsse dabei immer Respekt sein, so Hamilton und tadelte Verstappen: "Wenn ich Dinge höre, die manche Fahrer so von sich geben ... Es gibt Kinder wie Regina hier gerade [stellte in der Pressekonferenz eine Kinderfrage], die uns zuschauen und Inspiration und Anleitung brauchen. Es gibt Dinge, die gesagt wurden, die sind nicht gut für kleine Kinder, die uns zuschauen."

Ein eindeutiger Verweis auf Verstappens Schimpftirade in Austin. Auch wenn Hamilton das so direkt nicht sagen möchte, aber bewusst damit spielt. "Ich versuche ruhig, positiv und respektvoll den Fahrern gegenüber zu bleiben, gegen die ich kämpfe", sagt Hamilton und fügt schmunzelnd an: "Ob ich da einen Namen im Kopf habe, an den ich denke. Das verrate ich nicht. Aber für mich ist es recht einfach. Ich lache das weg und mache weiter."

Hamilton packt alte Keule aus: Verstappens erster WM-Kampf

Seine eigene Gelassenheit erklärt der Brite ganz einfach. "Ich bin seit langer Zeit hier und habe ich dieser Zeit viel gelernt", sagt Hamilton. Bei Verstappen sei das anders, so der WM-Zweite. Diesmal holt Hamilton zum direkten Schlag gegen Verstappen aus - mit der bereits bekannten Keule, die Hamilton seinem Rivalen 2021 bereits mehrfach überzog und Verstappen zuletzt in Russland konterte. Lewis: "Ich weiß auch: Max hat seit langer Zeit keine Meisterschaft mehr gewonnen und ich weiß, wie es ist in diesem Sport, um deine erste Meisterschaft zu fahren. Ich weiß, welchen Druck das mit sich bringt."

Verstappen lacht Hamilton aus! Keine Angst vorm Weltmeister (12:32 Min.)

Deshalb seien gewisse Verhaltensweisen Verstappens für ihn nur erwartbar gewesen. "Er ist noch immer ein Youngster", stichelt Hamilton. "Er wird über die nächste Dekade hinweg noch jede Menge wachsen. Alle sind gespannt, das zu sehen." Er selbst sei da weiter. Hamilton: "Ich versuche, einfach ein gutes Beispiel zu geben. Denn ich weiß, dass es viele Youngster gibt, die Rennen fahren und dabei zusehen, was ich mache und sage. Das ist mir wichtig."

Hamilton will von WM-Crash wie Senna/Prost nichts wissen

Deshalb will Hamilton die WM im Zweifel lieber mit Würde verlieren als ohne Würde gewinnen. "Ihr wisst, wie ich meine Titel in der Vergangenheit gewonnen habe. Ich will immer auf die richtige Weise gewinnen. Und wenn ich verliere, dann genauso auf die richtige Weise, mit Würde und in dem Wissen, dass man alles gegeben hat. Man gibt alles, arbeitet so hart wie möglich mit dem Team. Und wenn es dann nicht reicht, dann an einem anderen Tag", sagt Hamilton.

Von einem ganz großen Knall zum Saisonfinale will der Brite deshalb nichts wissen. Zuletzt hatte Toto Wolff einen ähnlichen Titel-entscheidenden Crash wie einst bei Ayrton Senna und Alain Prost oder Michael Schumacher und Jacques Villeneuve nicht ausgeschlossen. "Wenn wir zum letzten Rennen nach Abu Dhabi kommen und beide gegeneinander um den Titel fahren, dann wird der, der vorne liegt, absolut etwas Ähnliches versuchen wie in den Jahren von Senna und Prost", sagte der Mercedes-Teamchef im Interview mit der 'Daily Mail'. Monza sei dafür ein gutes Beispiel: "Verstappen hat Lewis rausgenommen, weil er schneller war. Und das ist absolut verständlich." Eine Anweisung dazu würde Wolff niemals geben. "Aber wenn sie in das letzte Rennen gehen und der weiter vorne Liegende die Meisterschaft gewinnen würde, dann würden sie sehr hart gegeneinander fahren", sagte Wolff.

Hamilton erwartet Red Bull in Mexiko stärker denn je

Hamilton kann sich kaum vorstellen, dass es soweit kommen könnte. "Ich habe nicht gesehen, was Toto da gesagt hat", sagt der Brite auf Nachfrage. "Ich bezweifle aber, dass er so etwas nahelegen würde. Wir haben - ich habe - nie eine WM so gewonnen, das wollen wir nicht. Ich will auf die richtige Art und Weise gewinnen. Durch bloße Skills, Einsatz und harte Arbeit."

Bevor es in Abu Dhabi womöglich soweit kommt, ist diese harte Arbeit mehr als nur einmal gefragt. Ganz besonders in Mexiko. Red Bull ist auch für Hamilton der klare Favorit in Mexiko. "Sie waren hier letztes Mal eine ganze Ecke schneller als wir. Deshalb musst du sagen, ja, es ist eine Red-Bull-Strecke", sagt Hamilton trotz seines Siegs bei der letzten Ausgabe in Mexiko. "Wir hatten hier auch Erfolg", gesteht Hamilton, erinnert aber: "Aber nur, weil Max einen Fehler gemacht hat und eine Strafe kassiert hat. Sie waren aber viel schneller als wir. Und wir erwarten, dass es dieses Wochenende ähnlich wird."

Im schlimmsten Fall könne es sogar noch schlimmer werden. "Sie haben uns letztes Mal ausqualifiziert und da hatten sie noch weniger Leistung als wir. Jetzt sind sie bei der Power vor uns", meint Hamilton. "Sie werden hier schnell sein. Sie waren hier letztes Mal eine halbe Sekunde schneller und unser Auto ist mit diesen Änderungen [Regeländerungen im Winter] nicht besser geworden", klagt Hamilton. Auf Sieg fährt der Weltmeister dennoch: "Sie sind ein bisschen stärker als wir. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht versuchen, zu gewinnen!"