Lewis Hamilton steht in der Formel-1-Saison 2022 eine neue Herausforderung ins Haus. Nach fünf Jahren mit dem verlässlichen Valtteri Bottas übergibt Mercedes das zweite Cockpit neben dem siebenfachen Weltmeister der Nachwuchshoffnung George Russell.

Russell kommt mit vielen Vorschuss-Lorbeeren in ein Team, wo Hamilton seit dem Abgang von Nico Rosberg die klare Vormachtstellung innehatte. Gerät das Teamgefüge nun in Gefahr? Hamilton ist sich jedenfalls bewusst, was für ein Kaliber mit Russell kommen soll. Er freut sich aber für das Team, anstatt sich um seine eigene Stellung zu sorgen.

Hamilton: Noch keine Einschätzung zu Neo-Kollege Russell

Besonderes Augenmerk hat Hamilton noch nicht auf Russell gelegt. "Ich habe natürlich viele seiner Rennen gesehen, seine Moves, und er ist ohne Zweifel unglaublich talentiert", meint er am Donnerstag vor Monza in der ersten Pressekonferenz seit der Bestätigung. "Wo genau er schwach wäre, habe ich mir nicht angesehen. Dafür verwende ich nicht viel Energie." Auch gesprochen haben die beiden noch nicht, lediglich Gratulationen getextet.

Auch ob Russell gleich einmal schneller sein wird als Bottas, will Hamilton nicht wissen. Er ist sich bislang nur sicher, dass er ein starker junger Fahrer ist, der noch stärker wird: "Er wird sicher ordentlich einheizen." Was Hamilton durchwegs positiv bewertet: "Das ist neues, frisches Blut für unser Team, da bin ich jetzt der Alte. Das wird dem ganzen Team Energie verleihen. Ein Youngster, der hungrig und zielstrebig ist und das Team nach vorne pushen wird."

Hamilton sicher: Mercedes hat aus Rosberg-Krisen gelernt

Hamilton hielt sich bei der Fahrerentscheidung nobel zurück. Nicht sein Job, unterstrich er immer wieder, sondern der von Toto Wolff und Mercedes: "Er hat mich gefragt, was ich über George denke, und ich gab positives Feedback. Dann hat er mich nach Valtteri gefragt, und ich habe das ebenso gemacht." Genauso hat er kein Interesse, Russell einzubremsen: "Das ist nicht wirklich mein Stil. Seit ich damals 2013 angeheuert habe - ich weiß noch, als ich zu Ross [Brawn, damals Mercedes-Teamchef, Anm.] gesagt habe, ich will einfach nur die gleichen Chancen. Das ist die Position, die dir am meisten Befriedigung verschafft."

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Vier Jahre der Chancengleichheit zwischen Hamilton und Nico Rosberg waren aber von einem mit harten Bandagen geführten Stallkrieg gezeichnet gewesen. Dass das bei zwei starken Fahrern zwingend der Fall sein muss, glaubt Hamilton nicht: "Es ist schwierig zu navigieren, aber ich denke, wir haben das selbst durchlebt, davon gelernt und sollten daher für die Zukunft in einer guten Position sein."

Die letzten Jahre mit Valtteri Bottas waren für Hamilton da deutlich entspannter gewesen. Für den ausscheidenden Kollegen hat Hamilton einmal mehr große Worte übrig: "Ich habe über die Zeit einen Freund gewonnen. Das Team hat vier Weltmeistertitel geschafft, und wir versuchen das auf einem Hoch zu beenden. Und ich freue mich auf das nächste Kapitel seines Lebens."