Sebastian Vettel verliert Platz zwei beim Ungarn GP 2021. Bei der Technischen Untersuchung nach dem Rennen konnte nicht die geforderte Mindestmenge von einem Liter Benzin im Tank entnommen werden. Stattdessen konnten nur 0,3 Liter sichergestellt werden.
Um 20:02 Uhr überreichte der Technische Delegierte Jo Bauer die Hiobsbotschaft und übergab den Fall damit an die Stewards. Bei der Anhörung um 20:20 Uhr hatte Vettel selbst die Strecke längst verlassen. Teamchef Otmar Szafnauer versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Um 22:02 Uhr dann die Entscheidung: Disqualifikation.
Das hat nicht nur auf Vettel und Aston Martin Auswirkungen. Lewis Hamilton erbt damit Platz zwei und baut seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft weiter aus. Carlos Sainz erbt den letzten Platz auf dem Podium.
Vettel stellt Auto auf der Strecke ab
Vettel hatte seinen Boliden nach Rennende gar nicht mehr in den Parc fermé gebracht. Stattdessen stellte er den Aston Martin vor Kurve zwölf ab. "Ich glaube, das Auto war einfach ein bisschen zu heiß. Wir hatten irgendwie ein Problem mit dem Sensor und waren uns nicht sicher, deshalb haben wir das Auto abgestellt", erklärte Vettel in den TV-Interviews.
In der letzten Runde des Grand Prix wies ihn das Team noch an, Benzin zu sparen. In der Ehrenrunde gab es die Anweisung für Vettel erneut. Kurz vor Kurve zwölf dann der Funkspruch, dass der Zweitplatzierte sein Auto an einem sicheren Ort abstellen soll.
Hätte Aston Martin Vettel die Anweisung zum Abstellen direkt hinter der Ziellinie gegeben, wäre wohl noch ausreichend Benzin im Tank gewesen. Pro Runde konsumieren die Power Units auf dem Hungaroring rund zwei Liter des edlen Rennsprits.
Im Gegensatz zu Training und Qualifying reicht es, wenn nach dem Rennen ein Liter Benzin entnommen werden kann - egal wo das Auto abgestellt wurde. In den Zeittrainings muss die Menge an Benzin zusätzlich zu dem Liter im Tank sein, die nötig gewesen wäre, aus eigener Kraft an die Box zurückzukommen.
Williams machte es geschickter: Nicholas Latifi und George Russell stellten ihre Boliden direkt hinter der Ziellinie am Boxenausgang ab. Die Technischen Kommissare untersuchten explizit die drei abgestellten Autos darauf, ob noch genügend Benzin im Tank war. Bei Latifi und Russell war der Tank noch ausreichend gefüllt.
Aston Martin sicher: Noch 1,44 Liter im Tank
Aston Martin Teamchef Otmar Szafnauer gab sich gegenüber Motorsport-Magazin.com noch gelassen, als er den Beratungsraum der Stewards verließ: "Wir haben noch 1,44 Liter Benzin im Tank. Es gibt nur ein Problem mit der Förderpumpe, weshalb wir das Auto auch abstellen mussten."
Doch was machte Szafnauer so sicher, dass sich noch knapp zwei Liter Benzin im Tank befinden, wenn beim standardisierten Entnahmeverfahren nur 0,3 Liter sichergestellt werden konnten? "Wir wissen, wie viel Benzin wir eingefüllt haben. Über die Fuel Flow Meter wissen wir genau, wie viel wir verbraucht haben. Weil wir die Startmenge deklarieren müssen, können wir das so auch beweisen."
Die Stewards überzeugte diese Argumentation nicht. Das Reglement erfordert eindeutig die Entnahme von mindestens einem Liter Benzin. In der FIA-Garage bekam das Team noch mehrere Möglichkeiten, die erforderte Menge abzupumpen - ohne Erfolg.
Aston Martin kündigt Absicht zum Einspruch an
Die Entscheidung will das Team aber trotzdem nicht auf sich sitzen lassen. Noch um 22:14 Uhr übermittelte man den Stewards, dass man die Absicht hege, gegen die Disqualifikation von Vettel Einspruch zu erheben. Als Konsequenz wurde Vettels AMR21 von der FIA-Technikabteilung sofort beschlagnahmt, versiegelt, und wird in eine FIA-Einrichtung transportiert, um ihn für das weitere Verfahren bereitzustellen.
Das Team hat jetzt 96 Stunden Zeit, um den Einspruch offiziell zu machen. Nur dann läuft das Verfahren weiter. Tut Aston Martin das nicht, verfällt die Absicht zum Einspruch, und die Disqualifikation wird fix. Gegenwärtig ist man sich aber nach wie vor absolut sicher: Es sollten noch 1,44 Liter im Tank des Autos sein.
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