Nach dem elften Platz in der Qualifikation zum Steiermark GP war sich Williams-Fahrer George Russell sicher, dass er am Red Bull Ring seine ersten WM-Punkte mit dem britischen Traditionsrennstall einfahren kann. Das bestätigte er in der Anfangsphase des achten Grand Prix der Formel-1-Saison 2021, ehe der 23-Jährige wegen eines technischen Problems aus dem Rennen gerissen wurde.

Russell startete nach Yuki Tsunodas Rückversetzung sogar von der zehnten Position. In den ersten Kurven profitierte er vom Durcheinander rund um Charles Leclerc und Pierre Gasly. So kam er auf die achte Position nach vorne. Diesen Platz verteidigte er in den darauffolgenden Runden. In Umlauf 25 absolvierte Russell seinen ersten Boxenstopp, der ungewöhnlich lange dauerte, weil Druckluft nachgefüllt werden musste. In der darauffolgenden Runde fuhr er erneut in die Boxengasse, wo sich das Prozedere wiederholte. Im 36. Umlauf stellte er seinen FW43B vorzeitig in der Box ab. Das Team meldete ein Problem an der Power Unit.

Dieses kündigte sich bereits einige Zeit vorher an. "Nach 14 Runden habe ich es gemerkt", erklärte Russell bei Sky. In Runde 18 wurde in der Fernsehübertragung ein Funkspruch seines Renningenieurs James Urwin eingespielt. Er forderte den Piloten auf, auf die "Haltbarkeit" zu achten. Offenbar war damit die Power Unit gemeint.

Russell lässt Renn-Elite hinter sich

"Ich habe mir das Herz aus dem Leib gefahren, um die Ferrari, AlphaTauri und McLaren hinter mir zu halten", sagte der unglückliche Russell nach dem Rennen. "Ich bin enttäuscht für das Team. Wir haben in den vergangenen drei Jahren so hart gearbeitet, um nach den Punkten zu jagen. Wir wussten nicht, wann die Gelegenheit kommen würde. Mit den Medium-Reifen waren wir am Anfang auf Platz acht in einer guten Position und wären am Ende in der Lage gewesen, zuzuschlagen. Platz sieben vor Alonso wäre sicherlich möglich gewesen. Der Rennsport ist einfach brutal." In den ersten Runden lag er hinter dem zweifachen Weltmeister in Alpine.

Die Leistungssteigerung, bereits in Frankreich fuhr er mit Platz zwölf sein bestes Saisonergebnis ein, kommt für Russell nicht von ungefähr. "Ich war nicht überrascht. Ich weiß, dass wir zuletzt viel Arbeit hineingesteckt haben, um das Auto zu verbessern." Doch auch der Mercedes-Junior weiß, dass einiges zusammenkommen muss, damit er zum zweiten Mal nach dem Sakhir GP 2020 Formel-1-Punkte einfahren kann. Damals ersetzte er den erkrankten Lewis Hamilton und beendete das Rennen auf Platz neun. Am Red Bull Ring lag sein bestes Formel-1-Resultat in der Luft. Allerdings war er in Bahrain auf Siegkurs, ehe er von einem Fehler seiner Crew beim Boxenstopp zurückgeworfen wurde. Das Team zog Reifen auf, die für Valtteri Bottas bestimmt waren.

"Wir wissen, dass diese Gelegenheiten nicht jeden Tag kommen. Wir müssen alles gut erledigt, um aus den Fehlern der anderen zu profitieren", sagte der Brite.

Russells Teamkollege Nicholas Latifi konnte nicht in die Bresche springen. Der Kanadier startete als 16. und fiel nach einem Plattfuß in der ersten Runde schon früh zurück. Das Rennen beendete er mit drei Runden Rückstand als Vorletzter der gewerteten Fahrer. Lediglich Nikita Mazepin überquerte die Ziellinie nach ihm.

Wenige Punkte machen den Unterschied in Konstrukteurs-WM

Für Williams ist es wichtig, die raren Chancen auf WM-Punkte zu ergreifen. Aktuell liegt der Rennstall von Teamchef Jost Capito gemeinsam mit Haas punktlos auf den letzten beiden Plätzen der Gesamtwertung. Aufgrund des besseren Einzelergebnisses (Russells zwölfter Platz in Le Castellet) hat Williams die Nase vorne. Zählbare Ergebnisse sind nicht nur im Kampf um die rote Laterne wichtig. "Vier oder sechs Punkte sind bedeutend", meinte Russell zur Ausbeute, die er beim Steiermark GP als realistisch erachtete. "Das ist wahrscheinlich das, was den Unterschied zwischen den Plätzen acht bis zehn ausmachen wird."

Bereits am kommenden Wochenende hat Russell die Gelegenheit, beim zweiten Rennen auf dem Red Bull Ring zurückzuschlagen. Dann könnte allerdings die Reifenauswahl für ein verändertes Kräfteverhältnis sorgen. Pirelli wird den Rennställen beim Großen Preis von Österreich weichere Reifen zur Verfügung stellen.