Ferrari erlebte beim Großen Preis von Frankreich einen herben Rückschlag im Kampf um WM-Rang drei gegen McLaren. Während Woking im Formel-1-Rennen in Le Castellet mit einem Big Point für die Ränge fünf und sechs den gerade erst an Maranello verloren dritten Platz in der Gesamtwertung erfolgreich zurückforderte, leistete die Scuderia selbst mit einer eigenen Nullnummer ihren Beitrag zu Trendwende.

Im Qualifying sah es noch gut aus für Charles Leclerc und Carlos Sainz, auch für das Rennen hatte man sich nach vorzeigbaren Longruns am Freitag etwas ausgerechnet. Dann der Schock: Massives Graining an beiden SF21 spülte das rote Duo aus den Punkterängen hinaus. Noch schlimmer: Teamchef Mattia Binotto kündigte an, allzu schnell könne Ferrari die Probleme nicht lösen. Neue Hardware sei erforderlich, das ließen die Regeln in diesem Jahr nicht mehr zu, so der Italiener.

Carlos Sainz drei Tage in Maranello

Dennoch arbeitete Ferrari in der kurzen Zeit bis zum zweiten Teil des aktuellen Tripleheaders der Formel 1, dem Steiermark-GP in Spielberg, unermüdlich daran, die Symptome kurzfristig zumindest lindern zu können. "Es waren nur drei ganze Tage. Ich habe sie in Maranello verbracht, und wir haben definitiv einen kurz-, mittel- und langfristigen Plan ausgearbeitet, um es besser hinzubekommen", berichtet Sainz am Donnerstag in Spielberg.

Dass eine umfassende Lösung allzu schnell nicht zu stemmen sein wird, zeigt eine Analyse Sainz'. "Wir waren ziemlich überrascht davon, aber irgendwie wussten wir auch, dass wir anfällig für diese Form von Abbau der Vorderreifen sind", erinnert der Spanier. "Das sind wir jetzt schon eine ganze Weile."

Formel 1: Graining-Probleme keine News für Ferrari

Das bestätigt Leclerc. Grundlegend wisse Ferrari um die Probleme an der Vorderachse. "Ich denke nicht, dass viel sehr viel Neues gelernt haben. Diese Probleme hatten wir schon in der Vergangenheit. Sie waren uns bewusst und wir arbeiten daran, aber wir haben es in Paul Ricard sehr viel deutlicher gesehen", sagt Leclerc. "Natürlich liegt ein großer Fokus darauf, den vollen Grund dafür zu verstehen. Wir wissen, warum wir diese Probleme haben, aber wir arbeiten noch daran, eine Lösung zu finden.

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Doch warum würde Ferrari von einem eigentlich bekannten Problem überrascht? Zumal es auf dem Circuit Paul Ricard ohnehin auch noch mehr die Vorderachse, nicht die Hinterachse, ist, die leidet. "Deshalb wusste wir, dass wir da leiden können", sagt Sainz. "Aber am Freitag war es ziemlich warm und die Strecke war in toller Verfassung, da haben wir keine Anzeichen gesehen, das die Vorderachse limitiert sein würde. Aber mit den anderen Streckenbedingungen am Sonntag war es dann ein großes Problem", erklärt Sainz.

Leclerc experimentiert mit zweitem Stopp: Hilflos gefühlt

Gegenmittel im Rennen fanden weder Ferrari noch die Fahrer. Obwohl die Scuderia mit Leclerc sogar experimentierte. "Deshalb haben wir überhaupt den zweiten Stopp gemacht", verrät der Monegasse. "Das war nicht ideal für die Rennzeit, aber so konnten wir etwas ausprobieren und lernen." Auch mit seinem Fahrstil habe er dabei gespielt. "Aber das hat nicht viel geändert", hadert Leclerc. "Wir können da jetzt nicht viel tun fürchtet Leclerc." Fahrerisch könne er zwar versuchen, alles zu optimieren. Doch die Lehre aus Frankreich habe gezeigt, dass allzu viel nicht gehe. Leclerc. "Ich fühlte mich da etwas hilflos."

Kurzfristig erscheint eine große Lösung also ausgeschlossen. Nicht ausgeschlossen ist resultierend eine Wiederholung eines Debakels wie in Frankreich. "Wir erwarten, dass wir das Problem irgendwann nochmal haben. Wir wissen nur nicht, wann", sagt Leclerc. "Wir hatten es auch in Frankreich nicht in diesem Maß erwartet."

Ferrari erwartet weitere Probleme in Formel-1-Saison 2021

Aber man hatte es zumindest im Ansatz vorhergesehen. Sainz macht Mut, zumindest nicht völlig auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. "Wir werden das Problem nicht in drei Tage lösen. Wir werden den Bedingungen und Änderungen der Strecke ausgeliefert sein", sagt der Spanier zwar. "Aber statistisch wird es uns eher auf den Kursen treffen, die über die Vorderachse gehen und da haben wir und Pirelli unsere Simulationen."

Eine Lösung bringt das allein nicht. "Aber wir können anfangen, zu lernen. Wir müssen mehr mit verschiedenen Setup-Richtungen experimentieren, um das Problem kurzfristig zumindest zu minimieren. Das fehlt uns etwas. Dann laufen in der Fabrik schon große Untersuchen, um das mittel- und langfristig zu lösen", sagt der Spanier.

Leclerc zeigt sich überzeugt, dass Ferrari Fortschritte erzielen wird. "Wir sind schon in Vergangenheit verschiedene Probleme richtig angegangen und arbeiten gerade gut. Wir pushen weiter und finden hoffentlich sehr schnell eine Lösung", sagt der Monegasse. Wie es aktuell in Spielberg aussehen werden, könne er noch nicht einschätzen. "Im Qualifying erwartete ich uns mehr oder weniger da, wo wir in Paul Ricard waren. Im Rennen werden wir dann andere Dinge versuchen, um die Probleme nicht mehr zu haben."

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