Boxenstopps unter zwei Sekunden gehören in der Formel 1 wohl bald der Vergangenheit an: Wie Motorsport-Magazin.com erfuhr, verschärft die FIA ab dem Ungarn GP 2021 die Regeln rund um den Reifenwechsel.

Konkret geht es um Signale und Reaktionszeiten, mit denen die Teams bislang spielten. Der FIA wurde das Treiben nach Beschwerden einiger Teams über Sicherheitsbedenken zu bunt, weshalb Technik-Chef Nikolas Tombazis in der Technischen Direktive Nummer 22 eine ganze Palette an Maßnahmen an die Rennställe schickte.

FIA bremst Formel-1-Boxenstopps wegen Sicherheits-Sorgen aus

Schon heute müssen die Mechaniker an den Schlagschraubern durch das Drücken eines Knopfes signalisieren, dass die Radmutter fest angezogen ist. Dabei werden sie von Sensoren in den Schlagschraubern unterstützt, die signalisieren, wann das der Fall ist. Dann wird die Ampel, die mittlerweile alle Teams über dem Stellplatz hängen haben, auf Grün geschaltet, und das Auto darf losfahren.

Boxenstopp bei Aston Martin: Vorne erkennbar die von einem Mechaniker kontrollierte Ampel, Foto: LAT Images
Boxenstopp bei Aston Martin: Vorne erkennbar die von einem Mechaniker kontrollierte Ampel, Foto: LAT Images

Das Problem: Die Teams definieren den Zeitpunkt, wann die Radmutter fest ist, sehr unterschiedlich. Teilweise signalisiert der Sensor dem Mechaniker am Schlagschrauber schon beim Aufstecken, dass das Rad ordnungsgemäß befestigt ist. Dadurch kann der Mechaniker das OK-Signal früher geben, und die Standzeit wird verkürzt.

Allerdings kann danach noch immer einiges schiefgehen. Deshalb hat die FIA nun genauer definiert, dass das Signal erst ausschlagen darf, wenn die Mutter vollständig angezogen ist. Zusätzlich gibt es nun auch noch eine Reaktionszeit: Drückt ein Mechaniker in weniger als 0,15 Sekunden (in etwa die menschliche Reaktionszeit) nach Ausschlagen des Sensors den OK-Knopf am Schlagschrauber, lässt die Software das Signal nicht zu. In diesem Fall muss der Mechaniker noch einmal aktiv den Knopf betätigen.

Wenn alle vier Schlagschrauber das OK-Signal melden, darf die Ampel auf Grün geschaltet werden. Auch hier gibt es nun eine Reaktionszeit: 0,2 Sekunden müssen mindestens vergehen, ehe die Ampel auf Grün springt.

Boxenstopps seit Jahren Red Bulls Parade-Disziplin

Die Reaktionszeiten wurden eingeführt, damit die Mechaniker nicht spekulieren und möglicherweise doch schon den OK-Knopf drücken, ehe das Rad tatsächlich fest ist. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, zu verhindern, dass ein Fahrer mit losem Rad losfährt, als vielmehr, dass ein Mechaniker beim Boxenstopp verletzt wird.

Bei den bisherigen Rekordzeiten fuhren die Piloten teilweise schon los, als die Schlagschrauber noch am Rad waren. Deshalb wird erwartet, dass die Boxenstopps ab dem Ungarn GP um einige Zehntelsekunden langsamer werden.

Formel 1 Brasilien 2019: Neuer Boxenstopp-Rekord durch Red Bull (00:44 Min.)

Beim DHL Fastest Pit Stop Award führt Red Bull aktuell deutlich vor Williams und Mercedes. Die sechs schnellsten Boxenstopps der Saison gehen auf das Konto der Red-Bull-Mechaniker. Der schnellste Reifenwechsel erfolgte in 1,93 Sekunden. Der Weltrekord wurde von ihnen 2019 in Brasilien mit 1,82 Sekunden aufgestellt.

Seit 2018 gab es insgesamt 20 Boxenstopps unter zwei Sekunden, 17 davon entfielen auf Red Bull, zwei auf Williams und einer auf Ferrari. Was Red Bull herausragend macht: Sie schaffen nicht nur die schnellsten Stopps, sondern machen trotzdem auch die wenigsten Fehler.

Das Boxenstopp-Equipment ist zwar homologiert und kann deshalb eigentlich nur mit Token verändert werden. Aus Sicherheitsgründen dürften aber auch an den homologierten Teilen Änderungen vorgenommen werden. Voraussichtlich betreffen die Anpassungen aber nur die Software.