Nach dem schwachen Saisonstart hätten die wenigsten geglaubt, das sich Alpine bereits in Portugal gegen McLaren oder Ferrari behaupten kann. Der französische Rennstall konnte sich aber zurückkämpfen und war in Portimao plötzlich bei der Musik.

Esteban Ocon ist überzeugt, dass sich die Arbeit des Teams langsam bezahlt macht und blickt dementsprechend zuversichtlich in Richtung Barcelona. Fernando Alonso schließt sich den Aussagen seines Teamkollegen an, sieht bei sich selbst vor dem kommenden Rennwochenende in Spanien aber noch viel Verbesserungsbedarf.

Alonso: Waren grundsätzlich besser als Ferrari und McLaren

Esteban Ocon zeigt sich zufrieden mit der Leistung seines Rennstalls. Das Team habe in Sachen Performance einen Schritt nach vorne gemacht: "Ich glaube, dass wir das Maximum herausholen konnten. Grundsätzlich waren ein Ferrari und McLaren vor uns etwas zu schnell. Wir werden weiter pushen und versuchen, die Lücke zu schließen. Wenigstens haben wir gezeigt, dass das, was wir tun, gut funktioniert."

Fernando Alonso bekräftigt die Aussagen seines Teamkollegen. "Das war ein gutes Rennen, aber generell ein gutes Wochenende. Ich habe gespürt, dass das Auto konkurrenzfähiger ist. Am Anfang haben wir eher im hinteren Mittelfeld gekämpft - gegen Williams oder Alfa Romeo. Ferrari, McLaren und AlphaTauri waren dort unerreichbar. In Portugal waren sie grundsätzlich eher langsamer als wir", führt der Spanier aus.

Was allerdings für sein schwaches Qualifying verantwortlich war, darauf hatte der zweimalige Weltmeister auch nach dem Rennen keine Antwort: "Es bleibt ein Mysterium. Ich habe nicht denselben Grip gespürt wie noch in den vorherigen Sessions. Das hat mein Rennen etwas beeinflusst."

Harte Arbeit zahlt sich aus

Verantwortlich für den Alpine-Aufschwung sei viel harte Arbeit. In Imola brachte der französische Renstall beispielsweise einen neuen Frontflügel: "Wir arbeiten sehr gut daran, das Update zu verstehen. Wir finden von Session zu Session Dinge, die uns schneller machen. Das funktioniert seit Saisonbeginn gut. Wir sind nicht dort, wo wir ursprünglich sein wollten, aber das ist klar. Die Regeln haben uns nicht gutgetan. Wir werden aber weitermachen, denn das funktioniert bisher gut", so Ocon, der damit auch Stellung zu den umstrittenen Regeländerungen über den Winter bezieht.

Auch die großen Unterschiede bezüglich der Streckenlayouts und Wetterbedingungen seien bei diesem Prozess laut Alonso hilfreich: "Wir hatten bisher sehr unterschiedlichen Streckencharakteristiken und sind unter verschiedenen Bedingungen gefahren. Wir müssen weiterhin vom Auto und unseren Gegnern lernen, um zu sehen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Ich glaube, da wird jeder noch etwas Zeit brauchen."

Spieß umgedreht: Letztjährige Barcelona-Pleite als positives Zeichen

2020 war das Rennen in Barcelona der einzige Grand Prix, bei dem Renault keine Punkte holen konnte, obwohl das französische Werksteam damals mit beiden Autos die Zielflagge sah. Ocon nutzt diese Tatsache allerdings, um eine interessante Theorie aufzustellen: "Barcelona war letztes Jahr schwer. Letztes Jahr hatten wir aber auch ein großartiges Imola und dieses Jahr haben wir uns dort schwergetan. Letzte Saison hatten wir ein schwaches Portimao, waren dieses Jahr aber stark dort."

"Ich gehe also relativ positiv dorthin, mit der Arbeit, die wir bisher gemacht haben. Wir sollten in einer guten Position sein. Das Selbstvertrauen und die Motivation im Team sind groß. Es gibt also keinen Grund Panik zu schieben", führt Ocon fort. Der Franzose hofft zudem, dass das Team seine Konkurrenzfähigkeit behalten, wenn nicht sogar verbessern kann.

Alonso blickt dem kommenden Grand Prix dagegen etwas neutraler entgegen: "In Barcelona tat sich das Team letztes Jahr schwer. Wir müssen aus den Problemen, die sie dort hatten, lernen. Im Rennen wird es schwerer sein zu überholen also noch in Portimao. In den nächsten drei Tagen hat jeder seine Hausaufgaben zu machen."

Qualifying bisher Alonsos größte Schwäche

Vor allem Alonso habe vor Barcelona nach eigener Ansicht noch viel Arbeit vor sich: "Für mich persönlich sind Barcelona und Monaco womöglich wichtiger, weil ich noch mehr Vertrauen ins Auto finden muss, besonders im Qualifying. Wir hatten in Portugal ein gutes Auto, aber wenn uns auf den genannten Strecken so ein Qualifying passiert, dann würde sich das sehr negativ auf mein Wochenende auswirken. Das kann ich mir nicht erlauben und muss nächstes Mal also definitiv besser vorbereitend sein."

Fernando Alonso konnte seinen A521 in Portugal nur auf den 13. Startplatz stellen, Foto: LAT Images
Fernando Alonso konnte seinen A521 in Portugal nur auf den 13. Startplatz stellen, Foto: LAT Images

Der generelle Speed des Spaniers sei damit aber nicht gemeint: "Es geht nicht darum, auf eine Runde gesehen das Maximum aus einem Reifen herauszuholen. Im FP2 oder FP3 ziehst du ja auch die Softs auf und drehst deine Runde - mehr ist es ja nicht. Es geht um die wechselhaften Bedingungen im Qualifying. Ob es mehr oder weniger Grip gibt, ob es windiger ist. Egal was auf der Strecke passiert, ich muss bereit sein. Ich habe dort keine Zeit, mehrere Runden zu drehen. Das sind Dinge, die ich noch verbessern muss."

Trotz dieser bisherigen Schwäche bewertet Alonso seinen Saisonbeginn positiv: "In Bahrain bin ich unglücklicherweise ausgeschieden, war aber zweimal in den Punkten. Ich kann mich also nicht beschweren. Ich bin dabei, so viel zu lernen, wie ich kann und mich dem Team anzupassen. Da wird von mir auch noch mehr kommen. Das war soweit ein guter Saisonstart, wir müssen uns aber weiter verbessern."

Wie viel Alpine von der starken Performance in Portugal geblieben ist, wird allerdings erst beim Grand Prix in Spanien sichtbar. Der Circuit de Barcelona-Catalunya zählt aufgrund seiner großen Vielfalt an schnellen und langsamen Kurven als wegweisende Strecke. Der Großen Preis von Spanien steht bereits dieses Wochenende vom 7. bis zum 9. Mai. Wir sind für Euch selbstverständlich wieder vor Ort an der Rennstrecke in Barcelona. In unserem Live-Ticker verpasst zudem keinen Moment auf und neben dem Asphalt.