Haas-Pilot Nikita Mazepin tut sich in seiner ersten Formel-1-Saison weiter schwer. Auch beim Portugal Grand Prix, dem dritten Lauf der F1-Saison 2021, fuhr der Russe klar hinter seinem Teamkollegen Mick Schumacher her. Nach vier Zehnteln Rückstand im Qualifying und 20 Sekunden nach zwei Dritteln der Renndistanz ohne Aussicht auf etwas anderes als den letzten Platz verwandelte Haas Mazepins Rennen in eine Testfahrt. Die begann sofort mit einer Strafe.

Warum Mazepin am Ende sogar mehr als eine Minute nach Schumacher die Zielflagge sah, darüber wunderte sich schon der Deutsche nach dem Rennen. Schumacher hatte nur mitbekommen, dass Mazepin schon nach elf Runden nach dem Wechsel von Medium auf den harten Reifen erneut zum Boxenstopp gekommen war. Warum, verrieten später erst der Russe und Haas.

Nikita Mazepin wegen Übung eine Minute hinter Mick Schumacher

„Wir haben erkannt, dass wir um keine Top-Positionen kämpfen, also sind wir auf Plan C gewechselt. Das war nicht das Optimum für das Delta im Ziel, aber es definitiv das Optimum, keine blauen Flaggen zu bekommen“, berichtet Mazepin. „Das hat uns erlaubt, ein paar freie Runden zu bekommen und zu sehen, wo wir uns verbessern sollten.“

Haas sag also keinen Sinn darin, noch auf irgendetwas zu hoffen und wollte Mazepin mehr Gelegenheit geben, sich grundlegend zu verbessern. „Nikita hat auch Fortschritte gemacht, auch wenn das Ergebnis das nicht zeigen mag“, sagt Teamchef Günther Steiner. „Wir haben ihn auf einen neuen Reifensatz [Soft] gesetzt, um ihm mehr Zeit zu geben, das Auto am Limit zu fahren.“

Schumacher schlägt Williams, Mazepin sucht Pace

Noch dazu wäre es durch all die Überrundungen potenziell unangenehm geworden. „Es gab das Risiko, dass ihm mit den C1-Reifen [Hard] die Reifen zu sehr abgekühlt wären - dann hätte es keinen Spaß gemacht, zu fahren“, sagt der Teamchef. Beim 20 Sekunden weiter vorne fahrenden Schumacher gab es diese Bedenken offensichtlich weniger - obwohl auch Schumacher noch einige blaue Flaggen sah. Noch dazu befand sich der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher im Duell mit Nicholas Latifi. Dort gab es also Aussicht, auf ein besseres Ergebnis. Den Williams überholte Schumacher kurz vor Rennende tatsächlich.

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Für Mazepin sah es durch den eigentlich unnötigen zweiten Stopp auf dem Papier somit schlechter aus, als er tatsächlich war. Groß war der Rückstand auf Schumacher zuvor dennoch. Mazepin gibt sich aber zufrieden. „Das Rennen war mit Blick auf die Rundenzeiten gut“, sagt der Russe. Gerade der genannte letzte Stint sei lehrreich gewesen. „Die ersten Runden waren gut, aber danach muss ich meine Fahrweise verbessern - das kommt mit der Erfahrung.“

Strafe: Mazepin übersieht Perez bei Überrundung

Die ersten Kurven seines Schlussstints waren hingegen alles andere als optimal. Dort kam es doch noch zu einer jener Überrundungen, denen Haas eigentlich hatte ausweichen wollen - und zu einem unangenehmen Zwischenfall. In Kurve drei nach seiner Boxenausfahrt stand Mazepin dem Red Bull von Sergio Perez im Weg. Der Mexikaner musste voll in die Eisen, um eine Kollision zu vermeiden. „Idiot“, fluchte Perez am Funk und fürchtete sogar um einen Schaden am Frontflügel. Dazu war es nicht gekommen, in Kurve vier ließ Mazepin Perez daraufhin gleich durch.

Schon am Funk hatte der Rookie seinen Fehler erkannt und sich entschuldigt. Unmittelbar nach dem Rennen wiederholte Mazepin die Entschuldigung auch persönlich, wie Perez selbst bestätigte. Hängen blieb in der Öffentlichkeit dennoch vor allem der Ärger Perez’ - und die folgende Zeitstrafe von fünf Sekunden samt Strafpunkt gegen Mazepin.

Die Strafe wurde unterdessen für den Vorfall in Kurve drei ausgesprochen, als es trotz blauer Flaggen beinahe krachte. "Bei Nikitas Strafe ging es nicht um die Anzahl blauer Flaggen, die ignoriert wurden, es war mehr die Kollision, die unter blauer Flagge beinahe verursacht worden wäre", sagt Rennleiter Michael Masi. "Er ist nicht effektiv genug aus dem Weg gefahren." Tatsächlich kamen die blauen Flaggen erst in Kurve.

Günther Steiner: Formel 1 spielt mit Mazepins Bad-Boy-Image

„Es war keine Absicht und am Ende ist ja auch nichts passiert. Wir wissen alle, dass Nikita nun als der Bad Boy der Formel 1 gesehen wird. Aber die Funksprüche von anderen Fahrern nutzt die Formel 1 auch, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen“, kritisiert Steiner. „Die sind doch froh, die zu senden.“

Die Schuld nimmt Mazepin dennoch auf seine Kappe, gibt allerdings auch an, von seinem Renningenieur nicht rechtzeitig informiert worden zu sein. „Es war voll und ganz mein Fehler“, sagt Mazepin. „Ich wurde auf Plan C gewechselt [...] und um ehrlich zu sein habe ich erwartet, dass ich dann ganz allein rausfahre. Ich habe nicht wirklich eine Warnung vom Team erhalten, aber das ist keine Entschuldigung. Es ist einfach mein Fehler und ich habe mich schon bei Checo entschuldigt.“

Haas warnte Mazepin sehr spät vor Perez

Aus den Onboard-Aufnahmen geht hervor, dass Haas seinen Piloten tatsächlich erst in Kurve zwei über Perez informiert hatte. „Ich hätte dich besser davor warnen sollen, dass es am Boxenausgang eng wird. Mein Fehler“, hieß es nach dem Rennen von Mazepins Ingenieur am Boxenfunk. Erst da hatte Haas den Russen über die für das Ergebnis ohnehin folgenlose Strafe informiert.“