In wenigen Wochen beginnt die neue Formel-1-Saison. Erstmals sollen in Kanada, in Monza und beim Großen Preis von Brasilien Sprintrennen Einzug in die Königsklasse halten und die Startaufstellung bestimmen. Doch desto näher die Saison rückt, desto mehr Fragen kommen im Zusammenhang mit diesen geplanten Samstags-Läufen auf. Denn ein konkretes Regelwerk fehlt derzeit noch.

Viele Verantwortliche und Fahrer brachten ihre Ansichten zum Thema Sprintrennen während der Vorbereitung zur Formel-1-Saison 2021 bereits ein. Doch Andy Green, technischer Direktor bei Aston Martin, thematisierte einen bisher noch wenige beleuchteten Aspekt in dieser Thematik: Nämlich die Motoren-Regelung.

Das Power-Unit-Dilemma der Formel 1

"Was passiert mit der Power-Unit-Allokation?", fragte sich Andy Green. Das Dilemma an der Sache: Die Fahrzeuge wurden über den Winter designt und gebaut. Mit der Annahme, dass die Saison über eine Länge von maximal 23 Grands Prix gehen würde. Wenn jetzt noch drei Rennen dazukommen, wäre das eine Mehrbelastung der sowieso schon strapazierten Motoren, welche die Teams in ihrer Planung nicht absehen konnten.

"Die Motoren wurden für eine gewisse Art von Saison designt. Wenn man sich jetzt von dem weg bewegen würde, wäre das aus Sicht der Power Units eine ziemliche Challenge", merkt Green kritisch an. Die Motoren-Regeln für die Saison 2021 erlauben je Komponente die Verwendung von lediglich drei verschiedenen Power-Unit-Einheiten. Bei 23 Formel-1-Rennen operieren dabei bereits viele Motorenhersteller am Limit.

Sollten dann noch drei Kurz-Rennen zu je 100 Kilometern Länge am Samstag hinzukommen, würde das in Summe die Distanz eines kompletten zusätzlichen Grands Prix ergeben. Dabei hilft es natürlich auch nicht, dass die Sprintrennen nach derzeitigem Stand jeweils auf motorlastigen Highspeed-Strecken wie Monza oder Montreal ausgetragen werden sollen.

Was bedeuten Sprintrennen für Parc Ferme?

Eine weitere bisher ungeklärte Frage drängt sich auch bei Williams auf. Nämlich, wie sich die Sprintrennen auf die Parc-Ferme-Regelung auswirken. Normalerweise dürfen zwischen dem Qualifying und dem Rennen keine Veränderungen an den Fahrzeugen mehr vorgenommen werden.

Doch wie sähe das bei einem zusätzlichen Samstags-Rennen aus? Williams-Teamchef Simon Roberts sagte: "Wann beginnt dann Parc Ferme und wie sehen die Parc-Ferme-Regeln aus?". Laut ihm sind das nur einige der Fragen, bei denen viele Teams etwas andere Vorstellungen davon haben, wie sie im Regelwerk beantwortet werden sollen.

Auch Andy Green beschäftigt die Frage rund um die Parc-Ferme-Bedingungen: "Viele Diskussionspunkte erscheinen dahingehend, was man alles an seinem Wagen verändern darf. Kann man beispielsweise die Bremsen wechseln?"

"Der Teufel steckt im Detail"

Obwohl in der Diskussion um die Sprintrennen in der Formel 1 weiterhin noch viele Fragen offen sind, betonen sowohl Aston Martin als auch Williams, dass das Vorhaben von der Mehrzahl der Teams Unterstützung erfährt. "Wir sind in viele Diskussionen mit anderen Teams involviert und die Idee wird weitgehend unterstützt, 2021 ein paar Dinge auszuprobieren. Wir werden sicher zu einem sinnvollen und funktionierenden Regelpaket finden", zeigt sich Roberts optimistisch.

Ähnlich nimmt es auch der Technische Direktor von Aston Martin, Andy Green, wahr. "Es gibt eine allgemeine Bereitschaft, es zu verwirklichen." Dass die Regeln noch nicht feststehen sei nur der Komplexität geschuldet und der Schwierigkeit die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen: "Der Teufel steckt im Detail", unterstreicht Green.