Mit der Umbenennung des F1-Teams Racing Point in Aston Martin kehrt in der Formel 1 2021 ein wohlklingender Name in die Königsklasse des Motorsports zurück. Erstmals seit mehr als 60 Jahren (zuletzt 1959/60) startet der britische Hersteller von noblen Sportwagen damit wieder werkseitig in der Formel 1. Von 2016 bis 2020 agierte Aston Martin einzig als (Titel)-Sponsor Red Bull Racings.

Der Sinn und Zweck des nicht ganz so überraschenden wie plötzlichen Comebacks wird offenkundig, blickt man auf die Besitzerverhältnisse von Marke und Team. Einem Konsortium rund um den kanadischen Milliardär Lawrence Stroll gehört nicht nur das Rennteam Racing Point, Anfang 2020 stieg der Unternehmer und Liebhaber schneller Autos mit 16,7 Prozent auch bei der Holding Aston Martin Lagonda ein.

Aston Martin: Aufschwung mit Vettel, Stroll, Mercedes, F1?

Die Etikettierung des Formel-1-Teams dient somit dem klaren Zweck, den in den vergangenen Jahren schwächelnden Sportwagenbauer (dreistelliger Millionenverlust 2019, sukzessive fallende Aktienkurse seit dem Börsengang 2018) wiederzubeleben, nachdem im Herbst 2020 bereits ein Einstieg Mercedes’ bei den 007-Marke als erste Rettungsmaßnahme realisiert worden war.

Die Verbindungen von Stuttgart und Aston Martin werden auch in der Formel 1 offensichtlich. Lawrence Stroll und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff verbindet nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine technische Zusammenarbeit. So bezog schon Racing Point seine Power Units aus der Mercedes-Fabrik in Brixworth, kaufte und kauft auch weiterhin weitere Teile bei Mercedes ein. Noch dazu sollen sich Mercedes und Aston Martin in der Formel-1-Saison 2021 die Einsätze der Safety- und Medical Cars teilen.

Aston Martin: Formel 1 als Marketing-Maßnahme

Vor allem letzterer Schritt verdeutlicht, worum es Aston Martin mit dem Formel-1-Einstieg geht: Marketing. Daraus machen Hersteller und Team auch kein Geheimnis. Die Verpflichtung des viermaligen Formel-1-Weltmeisters Sebastian Vettel passt ins Bild. Zuletzt folgte mit der Bekanntgabe des Titelsponsorings durch den US-IT-Dienstleister Cognizant für das Rennteam gleich ein passender Partner für die in diesem Zuge angestrebte digitale Transformation des Teams, wie er Lawrence Stroll nun in einem Q&A des F1-Rennstalls formuliert.

Der Kanadier will das Potential der Formel 1 voll nutzen, um mit seinem Rennteam den gesamten Hersteller wieder in die schwarzen Zahlen zu befördern „Die Formel 1 ist eine gewaltig kraftvolle Plattform, die eine Schlüsselrolle in der Gesamtstrategie Aston Martins einnehmen wird. Wir wollen das Unternehmen nach vorne bringen“, sagt Stroll. „Es ist ein globaler Sport mit einem riesigen Publikum. Wir glauben, dass das helfen kann, die Marke wieder zu entfachen und ihre Begehrenswürdigkeit auf der ganzen Welt weiter zu erhöhen.“

Digitale Transformation beginnt

Cognizant soll dabei unmittelbar helfen. Stroll will neu denken und Aston Martin mit allen Mitteln auch an neue Zielgruppen bringen. „Wir investieren in alles - besonders in Bereiche wie Social Media, um diese wundervolle Geschichte zu erzählen. Wir wollen, dass dies ein Team für alle wird - dabei richten wir uns auch über den Sport hinaus, denken aber auch an die hingebungsvollen Fans, die uns dahin gebracht haben, wo wir heute stehen.“

Neben hoffentlich guten Ergebnissen auf der Strecke nennt Stroll als weitere Bausteine den zunehmend an Bedeutung gewinnenden eSport und andere Möglichkeiten, Menschen auf Aston Martin aufmerksam zu machen.

Aston Martin will neue Zielgruppen erschließen

Bauen kann Stroll dabei nicht nur auf den neuen Partner Cognizant, sondern auch auf das Image Aston Martins. „Jeder weiß, wofür Aston Martin steht“, sagt Stroll. „Aber das Formel-1-Team wird es uns erlauben, die Essenz der Marke an neue Orte zu tragen und auf die starken Grundlagen, welche die vorherigen Formen des Teams gelegt haben, aufzubauen. Wir wollen neue und weitere Zielgruppen ansprechen und sie sich nicht nur von dem Team, sondern der Formel 1 selbst fesseln lassen.“

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Motorsport sei ohnehin Teil der ureigenen DNA. „Das war immer ein wichtiger Teil der Geschichte Aston Martins“, sagt Stroll. „Diese Marke hatte schon großen Erfolg im internationalen Motorsport auf höchstem Niveau - wie den 24 Stunden von Le Mans [Sieg 1959].“

Formel 1 als Schaufenster für die Marke Aston Martin

Jetzt habe man die Gelegenheit an diesem Erbe weiterzuschreiben. Das gehe nirgendwo besser als in der Formel 1. „Schlicht und einfach: Dort sollte Aston Martin sein“, sagt Stroll über die Bedeutung einer Präsenz des Herstellers in der Königsklasse. „Sie ist das Herzstück unserer Marketing-Strategie und eine Schlüsselkomponente des Unternehmens.“

Stroll weiter: „Die Formel 1 ist das perfekte Schaufenster für die Marke Aston Martin und die großartigen Autos, die wir herstellen. Es wurde in den letzten Saisons viel über die Straßenrelevanz der Formel 1 gesprochen und wir werden einen echten Transfer von Technologie und Innovation von der Strecke auf die Straße sehen. Wir werden diese Verbindungen von Formel 1 und Straßenautos zeigen, vor allem mit unserer Mittelmotor-Reihe, die wir in Zukunft starten werden.“

Die Formel 1 werde bei alldem eine neue Attitüde und neue Energie mitbringen. Von der Kraft dieser ‚Arena’ hätten bereits viele andere der größten und besten Automobilhersteller profitiert, so Stroll. „Das erweitert unsere Anziehungskraft über den bestehenden Kern- und flüchtigen F1-Fans.“ Profitieren würde auch die Formel 1 selbst. „Die Rückkehr von Aston Martin in die Formel 1 nach mehr als 60 Jahren stellt auch einen Meilenstein in der Geschichte des Sports dar“, sagt Stroll.