"Frech wie ein Teenie, reif wie ein Champion: Sebastian Vettel begeistert die Formel-1-Welt - mit starken Leistungen, detailliertem Feedback und lustigen Sprüchen."

Mit diesen Worten beschrieben wir in unserer Zweitausgabe im Jahr 2009 den neuen Shootingstar der Formel 1. Dieser schickte sich mit Red Bull gerade an, die Königsklasse des Motorsports im Sturm zu erobern. Wie sich die Zeiten doch ändern können. Gut Elf Jahre danach steht Sebastian Vettel vor der vielleicht größten Herausforderung seiner Karriere. Von den vor wenigen Zeilen zitierten Attributen ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr viel übriggeblieben. Die schmerzhafte Trennung von Ferrari, die enttäuschende Performance des SF1000 und Vettels eigene, schwache Form mit viel zu vielen Fehlern raubte dem viermaligen Weltmeister einiges von seinem einstigen Glanz.

Selbst sein früheres Markenzeichen, die flotten Sprüche und lustigen Anekdoten, sind dem Deutschen mittlerweile vergangen. Bei seinen Antworten gab er sich zuletzt von Rennen zu Rennen kürzer angebunden. Teilweise konnte man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass er die ungeliebte Pflichtaufgabe nur noch im Autopilot auf der höchsten Geschwindigkeitsstufe abspulte. Vom jugendlichen Charme des ehemaligen Spitzbuben ist in diesen Situationen nicht mehr viel zu sehen. Die schwierigen Zeiten bei der Scuderia Ferrari haben sichtbare Spuren hinterlassen.

Eigentlich wollte Vettel in Maranello seinem Idol und Freund Michael Schumacher nacheifern, am Ende verlässt er Italien ohne den ersehnten WM-Titel in Rot. Stattdessen ist Grün im wahrsten Sinne des Wortes die Farbe der Hoffnung für die möglicherweise letzte Phase in Vettels Karriere. Vom WM-Titel braucht er bei Aston Martin vorerst nicht zu träumen. Die große Frage lautet stattdessen: kann Vettel mit seiner neuen Liebe aus England das Feuer neu entfachen?

War Vettel die richtige Wahl?

Kaum war der Deal offiziell bestätigt, kamen bereits erste Zweifel an der Entscheidung des Teams auf. Einerseits gab es Stimmen, die den Austausch von Sergio Perez kritisierten. Für sie wäre ein Duo Vettel/Perez deutlich schlagkräftiger gewesen. Eine Einschätzung, für die es durchaus Argumente gibt. Doch am Ende setzte sich Teammitbesitzer Lawrence Stroll durch, sein Sohn Lance bleibt im Team. Alles in allem keine große Überraschung. Derweil kämpfte Teamchef Otmar Szafnauer bis zuletzt für den Verbleib von Perez, der noch einen gültigen Vertrag besaß - allerdings mit einer Ausstiegsklausel, die es bei Stroll nicht gab. Dass Szafnauer sich bis zum bitteren Ende für Perez einsetzte, muss nicht zwingend gegen Vettel gewertet werden.

Der Mexikaner fuhr sieben Jahre für das Team, feierte mit ihm viele Erfolge und rettete es zu Zeiten von Force India sogar vor der Schließung - das vergessen die Wegbegleiter natürlich nicht so schnell. Obendrein ist er ein schneller Fahrer, der nach seinem gescheiterten Jahr bei McLaren von vielen vielleicht zu Unrecht unterschätzt wird. Schlussendlich machte die Verpflichtung eines viermaligen Champions für das Team in vielerlei Hinsicht Sinn.

"Sie brauchen einen Top-Fahrer, um nächstes Jahr Fortschritte zu machen", bestätigt unser Journalisten-Kollege Luigi Perna von der La Gazzetta dello Sport. "Sebastian bringt viel Erfahrung, Marketingwert und fahrerisches Können sowie Performance mit." Mit 33 Jahren ist er zwar kein Jungspund mehr, aber Fernando Alonso gibt mit fast 40 in der Saison 2021 sein Comeback, somit hat auch Vettel noch einige Jahre auf hohem Niveau in sich - wenn der Karriere-Reboot mit Aston Martin gelingt. "Ich finde es großartig, dass er dort fährt", betont unser Motorsport-Magazin.com Experte Christian Danner. "Wenn jemand den Motorsport so sehr liebt wie Sebastian, müssen wir doch froh sein, dass es so ist."

Danner spricht Klartext: Ist Vettel bei Ferrari gescheitert?: (36:24 Min.)

Welchen Einfluss hat Aston Martin?

Das Konstrukt um Racing Point und Aston Martin ist nicht ganz so einfach zu durchschauen - denn nicht überall, wo Aston Martin draufsteht, steckt auch wirklich Aston Martin drin. Betrachten wir zunächst den Rennstall. Dieser wurde einst von Eddie Jordan gegründet und seitdem von Jordan über Midland und Spyker zu Force India und Racing Point. Mittlerweile befindet sich das Team aus Silverstone zu 100% im Besitz von Lawrence Stroll und eines Konsortiums an Geschäftsmännern. Seit kurzem ist Stroll mit seinem Konsortium auch zu 25% an der Automobilmarke Aston Martin beteiligt. Diese wird ab dem Jahr 2021 Titelpartner von Racing Point, das ab dann in Aston Martin F1 Team umbenannt wird.

Der Automobilhersteller hält jedoch keine Anteile am Team. Somit handelt es sich um ein Sponsoring wie es zum Beispiel auch bei Alfa Romeo und Sauber der Fall ist. Dennoch ist der Einfluss der britischen Traditionsmarke in Silverstone zu spüren. Mit den Sponsorenmillionen erkauft sich Aston Martin nicht nur den Namen, sondern auch ein gewisses Mitbestimmungsrecht. So stellte Sergio Perez nach der Bekanntgabe seines Abschieds klipp und klar fest: "Es liegt nicht an der Performance. Ich konnte nichts machen, es hat sich einfach eine bessere Möglichkeit für das Team ergeben - für die Marke."

Ganz neutral betrachtet lässt sich diese Entscheidung auch nachvollziehen. Für das Markenprofil von Aston Martin ist ein viermaliger Weltmeister sehr viel mehr wert als Perez. "Seb hat einen großen Namen", gibt Julien Billiotte von der französischen Auto Hebdo zu bedenken. "Nichts gegen Checo Perez, aber ich verstehe, warum sie ihn genommen haben." Auch Christian Danner meint, dass Vettel für Aston Martin 100.000 Mal mehr bringe. "Lawrence Stroll hat eine Marketingentscheidung getroffen", so Danner. Selbst Teamchef Otmar Szafnauer gibt dies zwischen den Zeilen zu: "Letztlich war es mit Aston Martins Rückkehr in den Sport die richtige Entscheidung, die Erfahrung, die Seb mit sich bringt, zu bekommen - die Erfahrung, für ein Top-Team zu fahren und zu arbeiten. Denn das will Aston Martin werden."

Ist Vettels Zeit vorbei?

Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft. Sie ist aber auch der berüchtigte Piranha Club. Wenn ein Seriensieger ins Straucheln gerät, sind die Kritiker nicht weit. So sagte Felipe Massa etwa: "Vettels Zeit ist vorüber. So sehr, dass seine Ergebnisse in diesem Jahr zeigen, dass Ferrari die richtige Wahl getroffen haben dürfte, seinen Vertrag nicht zu verlängern." Böse Zungen würden behaupten: Massa kennt sich mit einem schleichenden Niedergang der Karriere bestens aus, sein letzter GP-Sieg datiert aus dem Jahr 2008, knapp zehn Jahre vor seinem Karriereende bei Williams.

Nico Rosberg kommentierte, dass Vettel jetzt wieder von ganz unten anfangen müsse, um sich in den nächsten Rennen neu zu beweisen. "Da zählen die vier Weltmeistertitel gar nicht mehr. Du musst jetzt im nächsten Rennen beweisen, dass du es verdienst." Gemäß der alten Rennsportweisheit: du bist nur so gut, wie dein letztes Rennergebnis.

"Jetzt werde ich kontrovers: Ich habe viel Respekt vor dem, was Seb erreicht hat. Aber in den vergangenen beiden Jahren hat er etwas verloren, seine Motivation, sein Mojo, sicher nicht das Talent", sagt Julien Billiotte. "Das verschwindet nicht einfach, das sieht man ja auch an Kimi, der noch auf einem hohen Niveau fährt. Aber etwas hat gefehlt und er war nicht mehr der alte Seb, den wir kennen. Ich bin mir nicht sicher, ob es sportlich richtig zusammenpasst."

Sebastian Vettel machte in der Saison 2020 einige Fehler, Foto: LAT Images
Sebastian Vettel machte in der Saison 2020 einige Fehler, Foto: LAT Images

Vettels Fehlerquote war in der abgelaufenen Saison unbestritten zu hoch. Gleichzeitig scheint es eine psychologische Frage zu sein. Man merkt ihm an, dass er seit der unrühmlichen Trennung von Ferrari unter einem ungewollten Druck steht. "Mit einem guten Auto geht das ja noch, aber mit einem schlechten Auto geht das meist in die falsche Richtung", sagt der erfahrene F1-Reporter Roger Benoit. "So ist es jetzt bei Vettel." Ein neues Umfeld muss her.

Ist Vettel die Nummer 1 im Team?

Ein Mythos. Eine Legende. Der Traum fast aller Rennfahrer. Ferrari ist viel, aber eins war Maranello noch nie: eine Wohlfühloase. Doch besagter Wohlfühlfaktor kann ein entscheidender Aspekt sein, um Bestleistungen abzurufen. Nicht umsonst ist es eine der größten Leistungen von Toto Wolff, dass er Lewis Hamilton seit dessen Verpflichtung im Jahr 2013 die nötigen Freiheiten gegeben hat, damit er sich bei Mercedes wohl fühlt. Wollte Ron Dennis seinen Rohdiamanten stets von vorne bis hinten kontrollieren, ließ Wolff den Briten an der langen Leine - und Hamilton dankt es ihm mit Seriensiegen und WM-Titeln.

Sebastian Vettel hat seine Wohlfühloase bei Red Bull verlassen, um sich Ferrari anzuschließen. Nun wünscht er sich vielleicht ein Team zurück, das zu 100% hinter ihm steht, alles für ihn macht und voll auf ihn setzt. Angesichts seines Marketingwerts für Aston Martin ist Vettel auf dem Papier ganz klar die Nummer 1. Aber dürfte er im Zweifel auch den Sohn des Rennstallbesitzers auf der Rennstrecke schlagen? Würde er bei neuen Teilen den Vorzug vor Lance Stroll erhalten? Bislang handhabte das Team diese Frage ganz einfach: wer in der WM-Wertung die Nase vorne hatte, erhielt im Zweifel die neuesten Upgrades als erstes.

Danner sieht darin keine Gefahr für Vettel: "Dort geht es anders zu als bei den Italienern", sagt er. "Es ist ein offener Wettbewerb." Gleichzeitig warnt Danner davor, Stroll zu unterschätzen: "Nico Hülkenberg hat erzählt, dass Lance schnell geworden ist und einen echt guten Job macht. Im Auto ist er inzwischen ein wirklich schneller Mann geworden."

Könnte Stroll Vettel also aus eigener Kraft hinter sich lassen? Laut Danner könnte das ein weiterer Faktor gewesen sein, auf den Lawrence Stroll bei der Verpflichtung des Weltmeisters gesetzt hat. "Er positioniert seinen Sohn dadurch neben jemandem, bei dem es etwas bedeutet, wenn er schneller ist", sagt Danner. "Ob Lance schneller als Perez oder Hülkenberg fährt, ist in der Weltöffentlichkeit nicht wahrzunehmen. Wenn er aber Vettel besiegt, hat das etwas zu bedeuten. Das Team wurde nicht gekauft und verbessert, weil Lawrence Stroll damit Geld verdienen will, sondern weil er einen Sohn hat, der den Traum lebt, den er gerne gelebt hätte."

Liegt das Auto Vettel besser als der Ferrari?

Eines von Vettels größten Problemen bei der Scuderia war der SF1000. Nicht nur, weil es dem Auto an Performance fehlte, sondern weil Vettel mit dem Fahrverhalten einfach nicht klarkam. "Sebastian braucht von der Gesamtattitüde des Autos eines, das das Gegenteil von dem macht, was der aktuelle Ferrari macht", fasst Danner zusammen. "Das hat mit der Hinterachse beim Einlenken zu tun. Es ist aber nicht so, dass die Problematik an Leclerc spurlos vorüber geht." Ganz im Gegenteil: Leclerc war mit dem Ferrari eindeutig schneller unterwegs als Vettel, aber der Monegasse überfuhr die Qualitäten seines Autos.

Charles Leclerc war in der Saison 2020 häufig der schnellere der beiden Ferrari, Foto: Ferrari
Charles Leclerc war in der Saison 2020 häufig der schnellere der beiden Ferrari, Foto: Ferrari

"Zu was das führen kann, hat man bei seinem Unfall in Monza gesehen", ergänzt Roger Benoit. "Er überfährt die Probleme und das allein sind drei, vier Zehntel, die Vettel fehlen, der sicher nichts mehr überfährt. Er hat irgendwie innerlich aufgegeben, weil er weiß, dass das Auto nicht gut ist und das kann sogar gefährlich sein. Der eine ist 33, der andere 23, ich sehe das nicht so dramatisch wie viele Leute. Er will ja immer noch gesund zum neuen Team kommen."

Wird Vettel wieder der Alte?

Bei Aston Martin zählt es nun zu den wichtigsten Aufgaben des Teams, Vettel dabei zu helfen, jene Unbeschwertheit wiederzufinden, die ihn einst auszeichnete. "Seine Liebe zum Detail ist einzigartig und er hat noch immer viel Pace", analysiert Ben Hunt von der Sun. "Wir haben aus irgendeinem Grund seit einigen Saisons nicht mehr seine Bestform gesehen, aber jetzt hat er das Potential, den Reset-Knopf zu drücken und neu durchzustarten. Ein britisches Team, wo weniger Druck auf ihm lastet, sollte besser für ihn sein."

Auch Danner glaubt, dass Vettel wieder zurück zu alter Stärke finden könne - obwohl er in Leclerc derzeit seinen Meister gefunden habe. "Das glaube ich schon, Vettel würde am liebsten jetzt schon umsteigen in den Racing Point Mercedes, das wäre wohl sein geheimer Wunsch, den er natürlich nicht öffentlich äußern würde", glaubt Benoit. "Das wäre ihm am liebsten, weil er da auch gewinnt, da sieht man, dass Auto läuft, da kann man was machen."

Wie wirkt sich der Kopiestreit 2021 auf das Team aus?

Eines der großen Themen des Jahres war der Kopiestreit rund um den "pinken Mercedes" von Racing Point. Das Team kauft neben der Power Unit auch diverse andere erlaubte Teile von Mercedes ein. Hierzu gehören auch die Bremsbelüftungen, die von Renault beanstandet wurden, da diese seit dieser Saison nicht mehr erworben werden dürfen. Racing Point agierte in einer Grauzone und kam (trotz Geldstrafe und Punktabzug) mit einem blauen Auge davon. Die Teile darf das Team zudem weiterverwenden und auch weiterentwickeln.

Was nicht mehr erlaubt ist, ist, Teile mittels "Reverse Engineering" von der Konkurrenz "abzupauschen" und nachzubauen. Wie sich dies in der kommenden Saison auswirken wird, bleibt abzuwarten. Auf einem anderen Gebiet profitiert Racing Point hingegen von einer Regel: als Kundenteam erhält man beim Getriebe und Aufhängungsteilen Zugriff auf die verbesserte Version von Mercedes, ohne dafür die beiden erlaubten Entwicklungs-Tokens einsetzen zu müssen. Ein weiterer Punkt, der einige Konkurrenzteams nicht gerade zu Freudentänzen verleitet.

Wie kann Vettel dem Team helfen?

Im richtigen Umfeld, mit der richtigen Motivation ist Vettel ein unermüdlicher Arbeiter, der das Team mit seinem Feedback weiterbringen und das Auto verbessern kann. Das hat Daniel Ricciardo in der gemeinsamen Zeit bei Red Bull hautnah miterlebt: "Seb ist sehr interessiert am Team und an der Technik", so Ricciardo. "Wir gehen abends ins Bett und denken an etwas anderes. Seb denkt aber auch dann meistens weiter an Racing."

Mit Vettel könnte das Team den Leader bekommen, den es braucht, um die Lücke nach vorne weiter zu schließen. "Er kann helfen, dieses Team noch weiter in eine bessere Richtung zu lenken, was die Entwicklung des Autos angeht", glaubt Lewis Hamilton. "Das sollte man nie für gegeben ansehen."

Auch Teamchef Otmar Szafnauer erwartet sich von Vettel, dass er 1.000 kleine Dinge einbringen und verbessern kann, die das Team auf ein neues Niveau heben. "Er wird die Arbeitswese eines Weltmeisters mitbringen und davon wollen wir alle lernen", so Vettels neuer Boss. "Alle werden sich steigern müssen und er wird auch für Lance ein toller Mentor sein. Er ist noch immer recht jung und sehr schnell, es ist klasse für Lance, von einem vierfachen Weltmeister zu lernen."

Kann Vettel mit Aston Martin gewinnen?

"Für mich ist Sebastian nach wie vor ein Mann, der absolut um den Rennsieg fahren kann", betont Danner. Wenn Vettel im neuen Umfeld tatsächlich wieder aufblüht und dieses Niveau wieder erreicht, ist das aber noch keine Garantie für seinen 54. GP-Sieg. Zunächst benötigt er ein konkurrenzfähiges Auto, das gegen die Topteams bestehen und sie schlagen kann.

Für die Saison 2021 bleibt das Reglement weitestgehend stabil, ein Großteil der Komponenten ist eingefroren, nur an der Aerodynamik und über die Token-Regelung darf nachgebessert werden. Dadurch dürfte sich nicht allzu viel am Kräfteverhältnis verschieben, gerade angesichts der Tatsache, dass Mercedes schon lange die Entwicklung am aktuellen Auto eingestellt hat und sich voll auf das nächste Jahr konzentriert. Siege sollten somit für Vettel und Aston Martin unter normalen Umständen nur schwer möglich sein. Immerhin blieb Racing Point in diesem Jahr einiges schuldig und wusste vor allem in der Anfangsphase sein Potential nicht voll auszuschöpfen, um mehr Erfolgserlebnisse und Punkte einzufahren. So gesehen ist der Geheimfavorit der Wintertestfahrten bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben und eher zu den Enttäuschungen der Saison zu zählen.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 75 der Printausgabe von Motorsport-Magazin.com am 29. Oktober und damit vor Lance Strolls Pole Position beim Türkei GP und Sergio Perez' Sieg beim Sakhir GP erschienen.

Nach den Wintertestfahrten galt Racing Points 'pinker Mercedes' als Geheimfavorit, Foto: LAT Images
Nach den Wintertestfahrten galt Racing Points 'pinker Mercedes' als Geheimfavorit, Foto: LAT Images

"Die Gesamtsituation ist nicht so, dass man hingeht und glaubt, jetzt heize ich Red Bull und Mercedes mal richtig ein", warnt Danner. "Obwohl sie aufrüsten, heißt das noch lange nicht, dass sie es charmant und flockig so umsetzen können wie die Top-Teams." Danners Prognose sieht Aston Martin deshalb eher in der Mitte des Feldes: "Im Mittelfeld wird Sebastian weiter bleiben, die Frage ist nur, wie weit vorne, um auch mal aufs Podium zu fahren. Da hat er sich den Fall ein bisschen selbst schöngeredet, aber das sei ihm vergönnt." Zumindest eine Genugtuung dürfte Vettel in der neuen Saison aber das eine oder andere Mal zu Teil werden: eine bessere Platzierung als sein Ex-Team.

"Eigentlich müsste er Ferrari schlagen können", prognostiziert Danner, dem unser italienischer Kollege Luigi Perna zustimmt: "Wenn Ferrari so fährt wie diese Saison auf jeden Fall. Das ist nicht schwierig." Aber Vorsicht: Ferrari entwickelt eine neue Power Unit und darf an der Aerodynamik arbeiten - zumindest ein Sprung hinter Mercedes und Red Bull könnte durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Auf den Lorbeeren ausruhen darf sich Racing Point/Aston Martin also auf keinen Fall. Mit Renault/Alpine und McLaren gibt es zudem noch weitere starke Anwärter auf die erste Verfolgerrolle.

Wie hilft die Budgetgrenze dem Team?

Die große Hoffnung vieler Teams liegt auf dem Regelumbruch 2022 - so auch bei Aston Martin. Das neue Reglement bringt stark veränderte Autos mit sich. Zudem greifen ab 2022 die Auswirkungen der Budgetobergrenze voll durch. Denn die Entwicklung der neuen Autos für 2022 darf erst ab 2021 beginnen, wenn die Teams zum ersten Mal unter dem neuen Budget Cap agieren müssen.

Racing Point besitzt den Ruf, besonders effizient zu arbeiten und aus wenig Budget viel herauszuholen - so war es schon zu Zeiten von Force India. Derzeit agiert das Team mit ungefähr einem Drittel des Budgets der Big-3, also noch weit unter der 145 Millionen-Grenze. Während die Top-Teams schrumpfen und Personal abbauen müssen, kann Aston Martin weiterwachsen. Das könnte sich als der entscheidende Trumpf erweisen.

"Ich will natürlich an der Spitze des Feldes fahren, nicht am Ende, und ich glaube das Team gibt mir die Chance", ist Vettel selbst zuversichtlich. "Sie sind bereit zu wachsen, und ich gehe gerne mit ihnen. Kurzfristig - wenn wir uns nächstes Jahr anschauen, gibt es noch immer aufregende Neuigkeiten. Das erste Jahr mit einer Kostengrenze. Wie gesagt, das Team ist schon in einer viel besseren Position als in der Vergangenheit. Sie wachsen, andere müssen kürzen. Also gibt es viele Dinge, die mich zuversichtlich und glücklich stimmen." Mit etwas Glück ist Grün vielleicht wirklich die Farbe der Hoffnung, die das Feuer in Sebastian Vettel neu entfacht.

Alles zu Mick Schumachers Formel 1-Einstieg! MSM Ausgabe 76: (02:21 Min.)

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