Renault muss nach dem Formel-1-Rennen in der Türkei um das Große Ziel in der Weltmeisterschaft zittern. Die Franzosen gingen bei den schwierigen Bedingungen in Istanbul unter und verloren Platz drei in der Gesamtwertung an Racing Point und McLaren. Die Konkurrenten zogen nicht nur vorbei sondern mit extrem starken Punkteresultaten auch ein Stück davon. Daniel Ricciardo und Esteban Ocon müssen im Saisonendspurt Ferrari fürchten.

"Leider sind ein paar Runden gegen Rennmitte alles, worauf ich diesmal stolz sein kann", fasst Ricciardo seinen Sonntag auf dem Istanbul Park Circuit mit jeder Menge Galgenhumor zusammen. Der Australier war als Fünfter mit einer guten Ausgangslage ins Rennen gegangen, doch am Ende reichte es nur für einen WM-Zähler. Für die Gelben nahm der Grand Prix schon in der ersten Kurve einen falschen Lauf.

Ricciardo und Ocon kollidierten in der Startphase in Folge einer unglücklichen Kettenreaktion. "Nach 500 Metern war es schon ein Desaster", so Ricciardo. "Ich hatte einen guten Start aber dann ging mir der Platz aus. Ich lief auf Perez auf und musste verlangsamen, daraufhin kam Esteban von außen und Lewis von innen. Ich konnte nirgends mehr hin. Es war unvermeidbar, ihn zu erwischen", erklärt er die Szene, in der er seinen Teamkollegen am linken Hinterrad traf.

Ocon überzeugt: Top-5 waren drin

Ocon nahm zwar keinen Schaden, drehte sich jedoch genau wie der kurz dahinter fahrende Bottas in Turn 1 von der Strecke. "Das war wohl mein bester Start in dieser Saison, aber leider kam es zur Kollision. Daniel musste die Lenkung aufmachen und erwischte mein Heck", sagt der Franzose, der daraufhin sein Rennen weit außerhalb der Punkteränge wieder aufnahm. Eine halbe Runde später warf ihm Bottas allerdings den nächsten Knüppel zwischen die Beine.

Der Finne verschätzte sich bei seiner Attacke in Kurve neun und räumte Ocon ab. "Diesmal musste ich an die Box, weil ich einen Plattfuß hatte", ärgert sich der 24-Jährige. Durch die Zwischenfälle und den ungeplanten Service fiel er auf die letzte Position zurück und fuhr dem Feld mit einer Minute Rückstand hinterher. Die bei den schwierigen Bedingungen auf nassem Untergrund antizipierte Safety-Car-Phase blieb zu seinem Leidwesen aus.

"Platz fünf oder sechs wäre mit meiner Pace heute wahrscheinlich ein realistisches Ziel gewesen", klagt Ocon, der nach 58 Runden auf dem undankbaren elften Platz die Zielflagge sah. Ricciardo hatte mit Platz sieben nach Runde eins zwar bessere Aussichten, doch der Erfolgsgarant des Teams konnte diesmal nicht zur Rettung eilen.

Ricciardo hakt Türkei ab: Einmalige Sache

"Es gab einen Moment, in dem mir mein Ingenieur gesagt hat, dass wir mit die schnellste Pace auf der Strecke haben. Zwei Runden später waren meine Vorderreifen hinüber und von da an ging das Rennen nur noch bergab", so der siebenfache Grand-Prix-Sieger, der diese Saison bereits zwei Mal für Renault als Dritter auf dem Podest stand.

"Du willst zwar immer gerne alles analysieren und verstehen, aber irgendwie denke ich mir, dass wir hier sowieso nie wieder unter diesen Umständen fahren werden, mit so einem neuen Asphalt und diesen Bedingungen. Wir fahren vielleicht überhaupt niemals wieder bei solchen Verhältnissen", will Ricciardo den Türkei GP lieber als einmaligen Ausrutscher zu den Akten legen.

Ocon baut auf Renault-Konter in den Emiraten

Der WM-Stand hingegen vergisst diesen Sonntag vielleicht nicht so schnell. Vor Istanbul lag Renault in der Gesamtwertung auf Platz drei. McLaren und Racing Point lagen mit einem Zähler Rückstand punktgleich dahinter. Nach Istanbul liegt Racing Point an der Spitze des Verfolgerfeldes, mit satten 18 Punkten Vorsprung auf Renault. Hinter dem französischen Werksteam auf Rang fünf lauert Ferrari, die bis auf sechs Punkte herangerückt sind.

"Wir hätten heute gute Punkte holen können", erinnert Ocon an die verpasste Großchance, im Kampf um den Best of the Rest einen Big Point zu landen. Das Momentum im Mittelfeld wanderte in dieser Saison mehrfach zwischen den drei Teams hin und her. Zu beginn hatte McLaren die Oberhand, doch mittlerweile sind die einstigen Favoriten fast schon zum Außenseiter geworden. Racing Point hat mit dem pinken Mercedes einen Ruf zu verlieren und Renault ist mit dem Erfolgsdruck des Mutterkonzerns ohnehin zum Abliefern verpflichtet.

Ocon glaubt nicht, dass das letzte Wort im Fight für P3 schon gesprochen ist. "Ich denke, wir haben noch alle Chancen. Es sind noch drei Rennen und viele Punkte zu holen", gibt er sich optimistisch. "Es kann sich auf diesen Positionen alles sehr schnell ändern und ich habe keinen Zweifel, dass wir in Bahrain und Abu Dhabi wieder vorne dabei sein werden. Wir sind in der Hitze normalerweise sehr gut."