Bei Renaults Formel-1-Team war direkt nach dem Nürburgring Feiern angesagt, schließlich hatte Daniel Ricciardo die Marke nach Jahren des Mittelfeld-Daseins mit dem ersten Podium erlöst. Natürlich fehlt dem Team noch viel bis an die Spitze - aber das Nürburgring-Podium war nur das letzte in einer Reihe von sehr guten Ergebnissen, die Ricciardo 2020 einfuhr.

Trotzdem liegt das Team auch 2020 nicht an der Spitze des Mittelfeldes, Racing Point und McLaren sind knapp vor ihnen. Und der Grund ist nicht unbedingt die Pace des Autos. Ricciardos Teamkollege Esteban Ocon fiel auf dem Nürburgring mit Defekten aus. Hinzu kommen Motorprobleme beim Kundenteam McLaren. Das alles stinkt dem Teamchef.

Drei rein technische Ausfälle hatte Renault in der Formel-1-Saison 2020 bis jetzt zu verzeichnen. Bei den beiden Auftakt-Rennen ging je ein Auto aufgrund eines Überhitzungs-Problems kaputt. Auf dem Nürburgring musste Esteban Ocon mit einem Hydraulik-Defekt früh im Rennen den Renault abstellen.

Hinzu kommen aber noch zwei ähnliche Motordefekte beim Kundenteam McLaren. Bei Carlos Sainz löste ein Problem mit der Zündung in Spa einen Auspuffschaden aus und verhinderte den Start. Ein ähnliches Problem - McLaren vermutete am Sonntag nach dem Rennen das gleiche - zwang Lando Norris auf dem Nürburgring zur Aufgabe. Damit gingen am Sonntag auf dem Nürburgring gleich zwei Renaults kaputt.

Renault-Teamchef nach Ausfällen sauer: Das ist WM-entscheidend

"Der Fokus am Montag wird zuerst sein, die Probleme zu verstehen", kündigte Renault-Teamchef Cyril Abiteboul daher sofort nach dem Rennen an. "Nicht nur bei unserem Auto, auch am Norris-Auto. Wir wissen nicht, ob es Motor oder Chassis war, aber in der Situation mit McLaren, am Ende unseres Vertrages, mit einer sehr engen Meisterschaft, da dürfen keine Zweifel bestehen."

Sowohl Ocon als auch Norris lagen in aussichtsreicher Position. Und im extrem engen Mittelfeld sind solche Defekte mehr als nur ein einzelnes Rennergebnis. Renault liegt schließlich nur sechs Punkte hinter Racing Point, und nur zwei Punkte hinter McLaren.

"Ich kann garantieren, dass das Team in Viry dran sein wird", sagt Abiteboul hinsichtlich des Motorproblems von Norris in Richtung seiner Motoren-Abteilung, "und genauso wird unser Team in Enstone [die Chassis-Abteilung] am Hydraulik-Problem dran sein, das wir an Estebans Auto hatten."

Daniel Ricciardo nach Defekt im 3. Training von Monza zu Fuß auf dem Weg zurück, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo nach Defekt im 3. Training von Monza zu Fuß auf dem Weg zurück, Foto: LAT Images

"Das wird am Abend in Abu Dhabi die Meisterschaft entscheiden", prophezeit Abiteboul bereits. "Wir haben alle praktisch das gleiche Auto, die Zuverlässigkeit wird die Reihung festlegen." Renaults drei defekt-bedingte Ausfälle (vier, zählt man einen durch verstopfte Kühler ausgelösten Bremsdefekt bei Ocon in Mugello hinzu) stehen zwei bei McLaren und bei Racing Point gegenüber. Hinzu kommen bei Renault mehrere kleinere Defekte in Trainings, die zwar direkt keine Punkte, aber dafür Zeit kosteten.

Bei sechs Punkten Unterschied zwischen den WM-Rängen drei und fünf ist selbst ein Ausfall tatsächlich entscheidend. Denn sechs Punkte gibt es schon für einen siebten Platz.