Für das Verfolgerfeld der Formel 1 tat sich auf dem Nürburgring nach den Ausfällen eines Mercedes und eines Red Bulls die große Podiumschance auf. Aussichtsreicher Kandidat darauf war der McLaren von Lando Norris. Zumindest bis der Motor Probleme zu machen begann.

Es war rückblickend ein desaströser Sonntag für Norris. McLaren hatte über Nacht schon ein Problem an seinem im Qualifying genutzten Motor entdeckt. Norris bekam neue Teile ins Auto. Trotzdem folgte im Rennen der nächste Defekt. Auf einem aussichtsreichen vierten Platz liegend und mit Chancen, den drittplatzierten Renault von Daniel Ricciardo noch abzufangen, musste Norris nach 42 Runden aufgeben. Die Hälfte dieser Runden war ein verzweifelter Kampf gegen das drohende Defekt-Ende.

Norris kämpft gegen das Unvermeidbare: Fingerkrämpfe am Nürburgring

"Es war absolut nicht unser Tag heute", bedauert Norris. "Das erste Viertel war richtig gut, die erste Runde war gut, die Pace war gut, dann ging alles schief. Die Probleme mit dem Motor kamen, dann musste ich es jede Runde managen, indem ich Schalter drücken musste. Ich hatte nicht viel Leistung, hatte zu kämpfen, und schließlich ging es komplett ein."

"Default Zero-Three" war die Schalter-Position, die Norris von der Box angesagt bekam, als er nach etwa zwanzig Runden ein Problem spürte. Die Ingenieure notierten zuerst ein Sensorproblem und wiesen Norris an, die entsprechenden Schalter einzustellen. Das half nichts, funkte Norris bald zurück.

Die Box kam mit einer neuen Lösung: Nicht einmal musste Norris am Lenkrad umstellen, sondern jede Runde. "Jede einzelne Gerade drücke ich das, das, habe Krämpfe in den Daumen von dem vielen Drücken", lacht Norris gequält. "Wir fanden einen Weg, es zu kontrollieren, aber es war schwierig, brauchte viele Knöpfe. Ich musste viel machen, das war schwierig und hat viel Fokus gekostet."

Defekt wirft Norris aus Kampf um Nürburgring-Podium

Nachdem Norris das Rennen auf dem vierten Platz hinter Daniel Ricciardo eröffnet hatte, begann er dadurch zurückzufallen. Sergio Perez ging vorbei, dann Carlos Sainz. "Die Pace war trotzdem nicht grauenvoll, wenn wir bedenken, dass mir Leistung gefehlt hat", meint Norris. Sein Kampf gegen den Defekt endete in Runde 42 unbelohnt: "Ich glaube, das war eher ein Folgeeffekt. Viele Probleme, die andere Probleme hervorriefen, was den Ausfall verursacht hat."

Teamchef Andreas Seidl ist frustriert: "Für Lando war Platz vier fast durch. Er fuhr von Perez weg, kam Daniel näher. Natürlich wissen wir nicht, wie sehr Daniel Reifen sparen musste, mit seinem sehr langen Stint. Es wäre interessant gewesen mit dem Unterschied des Reifenalters. Ob wir tatsächlich in einer Position gewesen wären, ihn am Ende zu attackieren."

McLaren mutmaßt: Norris auf Nürburgring wie Sainz in Spa

Einen ersten Verdacht hat das Team bereits, woran der Norris-Ausfall lag. "Es sieht wie das gleiche Problem von Carlos in Spa aus", vermutet Seidl. "Ein Problem bei der Zündung, das Fehlzündungen verursacht. Unverbrannter Sprit kommt in den Auspuff. Dann geht der kaputt." In Spa erlitt Sainz diesen Defekt auf dem Weg in die Startaufstellung und konnte das Rennen nicht einmal starten.

Nur kurz durfte Lando Norris im Mittelfeld vorne fahren, Foto: LAT Images
Nur kurz durfte Lando Norris im Mittelfeld vorne fahren, Foto: LAT Images

"Wir haben am Ende mit unseren Renault-Kollegen versucht, aus dem Sicherheitsmodus zu kommen, in den der Motor schaltet", sagt Seidl. "Leider war das Problem immer da." In Runde 42 ging der Motor endgültig in den Sicherheitsmodus, und damit war die Sache erledigt.

Immerhin konnte Sainz seinen einst in Spa defekten Motor wieder einsetzen. Und Seidl fügt an: "Wir hatten gute Pace im Auto, um mit unseren großen Rivalen zu kämpfen, und auf der positiven Seite haben wir noch immer zehn Punkte mit Carlos geholt, und das Team hat einen guten Job mit Strategie und Boxenstopps gemacht."