Red Bull und AlphaTauri, die beiden Formel-1-Teams des Red-Bull-Konzerns, befinden sich nach wie vor auf der Suche nach einem F1-Motor für die Jahre 2022 und darüber hinaus. Mehrere Optionen gibt es: Das Übernehmen und Fortführen des Honda-Projekts im eigenen Haus, oder Kundenmotoren von Herstellern, die bereits in der Formel 1 unterwegs sind.

Ferrari und Renault wurden zwar noch nicht um konkrete Angebote gebeten, signalisierten allerdings öffentlich Bereitschaft. Ganz anders sieht das aber beim Motoren-Primus Mercedes aus. Die erteilten Red Bull sofort eine kategorische Absage.

Damit entwickelt sich Red Bulls Lage ganz und gar anders als bei ihrer letzten Motorenkrise. 2015 hatten sie einst erstmals versucht, von Renault loszukommen. Erhoffter Motorenpartner war damals Mercedes gewesen, und dort hatte es auch realistisches Interesse gegeben, Red Bull für 2016 zu beliefern.

Mercedes nicht mehr an Red Bull interessiert

"Damals war die Idee, dass Mercedes und Red Bull im Marketing zusammenarbeiten könnten", erinnert sich Wolff. "Wir waren interessiert in den Plattformen, die Red Bull hatte, die sind eine supercoole Marke und sehr innovativ in dem, was sie machen."

"Das habe ich zu Christian [Horner, Red-Bull-Teamchef] gesagt: Wenn wir die zwei verbinden könnten und eine Art von Allianz finden, die vor dem Daimler-Vorstand zumindest ernsthaft in Erwägung gezogen werden könnte - aber es kam nie dazu", so Wolff. Die Verhandlungen gestalteten sich damals mit F1- und Daimler-Management sowie durch vorangegangenen Animositäten zwischen den Beteiligten vielschichtig - und verliefen letztendlich im Sand.

Toto Wolff und Christian Horner hätten einst Motoren-Partner werden können, Foto: LAT Images
Toto Wolff und Christian Horner hätten einst Motoren-Partner werden können, Foto: LAT Images

Mercedes-Motoren für Red Bull? Keine Kapazitäten, keine Vorteile

Das alles ist inzwischen längst vergessen. Mercedes ist mit dem Job, den das Werksteam unter Wolff verrichtet, höchst zufrieden. Motorenkunden zu finden hat keine Priorität. "Von einem Marketing-Standpunkt ziehen Power-Unit-Hersteller keine großen Vorteile daraus, mit Teams zu arbeiten, daher haben wir das Team gekauft", sagt Wolff. "Daher sind wir kein Motorhersteller geblieben, und ich denke, wir ernten jetzt die Vorteile, ein Team zu besitzen. Es ist nicht unsere Priorität, Motoren bereitzustellen."

Neben dem Werksteam hat Mercedes ohnehin schon drei Kunden, ihre Hybrid-Triebwerke sind die Benchmark und begehrt. 2019 unterzeichneten sie einen Vertrag mit McLaren, die Briten gesellen sich zu den Langzeit-Kunden Williams und Racing Point/Aston Martin.

Damit hat sich McLaren gerade noch den letzten der begehrten Plätze gesichert, erklärt Wolff: "In Wahrheit schaffen wir es kaum, für vier Teams Motoren zu produzieren, wir wollen ja nicht unterschiedliche Zyklen haben, wann wir für jeden einen Motor zur Verfügung stellen können. Es sind acht Motoren, die wir gleichzeitig deployen müssen nach einem Update. In Wahrheit sind es wahrscheinlich 16 oder mehr mit den Ersatzmotoren, und das ist schlichtweg logistisch und finanziell nicht möglich."

"Diese Power Units sind sehr komplex, und wir leben in einer Situation, in der wir nicht einfach durchwegs expandieren können", so Wolff. "Wie alle bei Daimler müssen wir auf die Kosten schauen, und von einem Kostenstandpunkt ist es uns nicht möglich, Red Bull mit Power Units zu beliefern."