Der Aufschrei war groß, als Mercedes bei den Wintertestfahrten 2020 erstmals mit DAS auftauchte. 'Dual Axis Steering' nennen die Mercedes-Ingenieure die Lenkung, mit deren Hilfe die Lenkstange nicht nur nach links und rechts rotiert, sondern auch nach vorne und hinten geschoben werden kann.
Durch die Corona-Pause wurde es lange Zeit ruhig um die Innovation. Beim Saisonstart in Österreich reichte Red Bull schließlich Protest ein. Die Bullen sind der Auffassung, dass Mercedes mit dem System mehr bezweckt, als nur die Spur zu verstellen, um die Reifentemperaturen zu managen.
Der Protest wurde abgeschmettert, das System blieb - und es wurde wieder ruhig um die zweiachsige Lenkung. Bis zum Nürburgring: Die extrem niedrigen Temperaturen machten das System zum echten Matchwinner - auch wenn Toto Wolff das so zunächst nicht zugeben wollte.
Mercedes' DAS-Lenkung Matchwinner beim Restart
"Man kann schon sagen, dass wir DAS an diesem Wochenende öfter als je zuvor genutzt haben", gestand Mercedes-Ingenieur James Vowles. "Wir haben es im Training, auf eine Runde, im Qualifying aber auch während des Rennens genutzt", verrät er.
"Im Rennen haben wir es auf der Formationsrunde genutzt, aber auch als wir hinter dem Safety Car waren und einige Runden gefahren sind, in denen die Reifen kälter und kälter wurden", so Vowles.
Am Start mag der Vorteil nicht so ins Auge gefallen sein, weil sich Lewis Hamilton und Valtteri Bottas gegenseitig bekriegten. Beim Restart hingegen wurde klar, dass Max Verstappen vor allem am Anfang chancenlos gegen Hamilton war. Durch das Verändern der Spur kann Mercedes eine höhere Reibung erzeugen, wodurch die Reifen erhitzt werden.
Red Bull wollte DAS nachbauen
"Ich denke, man kann sagen, dass DAS ein Faktor war, warum der Restart so gut war. Dort kam es an diesem Wochenende voll zur Geltung", freut sich der Mercedes-Mann. Als Red Bull Gewissheit über die Legalität des Systems hatte, überlegte man genau aus diesem Grund, das System nachzubauen.
Der Corona-Rennkalender spielt dabei einen entscheidenden Faktor: Normalerweise wäre Anfang September das letzte Rennen in Europa. Nun aber wurde im Oktober noch am Nürburgring gefahren, Imola findet gar erst Anfang November statt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es kältere Rennen gibt, ist dadurch 2020 deutlich höher, der Vorteil von DAS umso höher.
Schließlich entschied sich Red Bull allerdings doch gegen den Nachbau. "DAS ist für uns abgeschlossen", erklärte Dr. Helmut Marko schon in Spa. "Das ist eine Gewichtsfrage und bis du das in der Entwicklung so hast, dass es tadellos funktioniert, wäre es vielleicht im letzten Rennen oder so soweit."
Und dann wären die Ressourcen verschwendet: Denn auch wenn die Stewards das System für legal einstuften, für 2021 haben sich die Teams bereits darauf geeinigt, die zweiachsige Lenkung zu verbieten.
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