Nachdem McLaren am ersten Silverstone-Wochenende der Formel 1 noch mit beiden Autos vorne in den Top-10 mitspielte, ging es im Qualifying zum Jubiläums-GP für Carlos Sainz und Lando Norris plötzlich schnell rückwärts. Norris konnte sich gerade noch in Q3 retten, Sainz schaffte nicht einmal das - zum ersten Mal in dieser Saison.

Die Konsequenz sind die Startplätze zehn und zwölf. Norris sieht darin eine realistischere Reflektion der McLaren-Performance von Silverstone und streicht starke Gegner hervor, während Sainz den ganzen Samstag an einem mysteriösem Kühlproblem laboriert.

McLaren muss Sainz-Auto wegen Hitze notgedrungen umbauen

Sainz erwischte es übler, er kam aus Q2 nicht heraus. "Als das Qualifying begann, sahen wir, dass die anderen etwas schneller waren als am letzten Wochenende, während wir ein bisschen hängenblieben. Hinzu kam ein Problem mit meinem Auto in FP3. Wir sahen, dass die Temperatur des Autos viel höher war, und mussten die hinteren Kühlöffnungen weit aufmachen, um es runterzubringen."

"Für morgen, im Verkehr während des Rennens muss ich wohl Temperaturmanagement betreiben, also haben wir uns entschlossen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen", so Sainz weiter. "Aber das hat für das Qualifying Topspeed gekostet, und für das Rennen. Aber wir werden im Rennen ans Limit gehen können."

Das Problem betraf aus noch nicht bekannten Gründen nur den McLaren von Sainz, nicht den von Norris. "Nur ein Kreislauf ist besonders heiß, keine Ahnung warum", zeigt sich der Technische Direktor James Key irritiert. "Es könnte ein Sensor sein. Kühler und Lufteinlässe scheinen es nicht zu sein." Der Unterschied geht weit über jene zwei bis drei Grad hinaus, die von Fahrer zu Fahrer normal sind. "Also mussten wir bei Carlos die Verkleidung tauschen."

Norris nach Qualifying: Gegner haben diesmal abgeliefert

Im Qualifying-Endergebnis erging es Lando Norris dann aber trotzdem nicht viel besser. Fast sieben Zehntel fehlten ihm auf Nico Hülkenberg, und fast fünf auf den Renault von Daniel Ricciardo, der letzte Woche in Silverstone noch sein direkter Konkurrent gewesen war.

Norris glaubt aber nicht, dass McLaren langsamer wurde oder die Reifen einen Nachteil für das Team darstellten: "Ich glaube einfach, die anderen Fahrer haben diesmal eine Runde zusammenbekommen und den Job erledigt, den sie letzte Woche hätten machen sollen. Wir sind denke ich nicht von unserer Platzierung schockiert - wir dachten schon letzte Woche, dass wir in einer ähnlichen Position sein würden."

"Aber es war Nicos [Hülkenberg, Anm.] erstes Wochenende, Strolls Runde war nicht gut, die Renault-Runden waren nicht gut", erinnert sich Norris zurück. "Heute haben sie gute Runden gefahren, und sie sind klar vor uns. Ich bin trotzdem ziemlich happy mit dem Job heute." Höchstens andere Windverhältnisse kann Norris als Ursache ausmachen: "Es ist schwieriger zu fahren wegen dem Wind, aber das ist keine schlechte Position für morgen."

McLaren strategisch für alles offen

Sainz schließt sich dem an: "Wir haben uns auf dem Medium qualifiziert, das ist der Soft der Vorwoche, und das Auto fühlte sich noch immer ausbalanciert und nicht weit vom Maximum entfernt an. Sieht so aus, als ob die anderen einen Schritt gemacht hätten, die Streckenbedingungen haben ihnen wohl geholfen und ihre Fahrer haben besser abgeliefert."

Norris muss jetzt auf angefahrenen Medium-Reifen ins Rennen gehen, Sainz hat eine Reihe dahinter freie Reifenwahl. "Gut, dass ich drei Reifenoptionen habe, ich bin für alles offen", meint der Spanier. "Morgen wird ein interessantes Rennen sein, das erste klare Zwei-Stopp-Rennen seit Ewigkeiten. Das ist eine etwas neue Situation für die Formel 1, davor ging es um Ein-Stopp-Rennen und Reifen. Morgen haben wir eine etwas größere Chance zum Angriff."