Die Formel 1 kehrte in Silverstone nach Kritik von Lewis Hamilton wieder zur Inszenierung ihrer End-Racism-Kampagne zurück, wie sie beim Auftaktrennen in Österreich abgehalten wurde. Die Piloten bekamen vor dem Start mehr Zeit, im Zuge der Initiative Aufstellung zu nehmen. Der symbolische Kniefall stand ihnen wie gehabt frei. Anders als in Spielberg enthielten sich diesmal sieben statt sechs Fahrer. Kevin Magnussen wurde die Angelegenheit zu politisch.

"Ich unterstütze nicht all die Ansichten, für die Black Lives Matter als Organisation steht", erklärt der Haas-Pilot gegenüber der dänischen Tageszeitung Algemeen Dagblad. Die im Jahr 2013 gegründete Bewegung tritt neben dem Kampf für die rechte schwarzer Menschen auch verstärkt politisch auf. Etwas, womit Magnussen nicht in Verbindung gebracht werden will.

"Ich will nicht politisch werden und es ist für mich schwer einzuschätzen, wie meine Aktionen auf andere wirken. Ich will mit Politik nichts zu tun haben oder den Anschein machen, als ob ich Gruppen oder Organisationen unterstütze, die ich nicht befürworten kann", sagt er.

Magnussen sah Kniefall anfangs nicht als politische Geste

Die Anti-Rassismus-Kampagne der Formel 1 steht zwar in keinem direkten Zusammenhang mit Black Lives Matter, doch Lewis Hamilton setzt die Organisation im Rahmen der End-Racism-Kampagne der Königsklasse verstärkt in Szene. Während die anderen Piloten ein T-Shirt mit dem Slogan der F1 tragen, stellt Hamilton ein BLM-Shirt zur Schau.

Darüber hinaus wird der vom Weltmeister und anderen Sportlern rund um den Globus geleistete Kniefall verstärkt mit der BLM-Bewegung in Verbindung gebracht. Das wurde Magnussen offenbar erst nach Ableisten der Geste in Spielberg bewusst: "Ich bin gegen Rassismus und denke, dass das aufhören muss. Deshalb habe ich mich anfangs hingekniet."

Neben dem Dänen blieben auch Max Verstappen, Kimi Räikkönen, Charles Leclerc, Carlos Sainz, Antonio Giovinazzi und Daniil Kvyat bei der Aktion in Silverstone wie schon in Spielberg stehen. Hamilton kann die Ablehnung des Kniefalls durch seine Fahrerkollegen nicht nachvollziehen.

Hamilton versteht Widerstand nicht: Alle machen es

"Wenn der Grund es nicht zu tun darin liegt, dass du dir Gedanken machst wie es in deinem Land ankommt, musst du dir einfach nur die anderen Sportarten anschauen", sagt der 35-Jährige. "Schau dir Basketball oder Fußball an, spanische oder italienische Teams, Mannschaften aus der ganzen Welt - egal welche Nationalität, egal welcher Mix, sie machen es alle und sind vereint."

Hamilton sieht zwar positive Ansätze, hofft aber weiterhin, dass Formel 1 und FIA im Kampf gegen Rassismus die Führung übernehmen: "Ich bin wirklich stolz auf all die Fahrer, die das End-Racism-Shirt tragen und ich sehe Fortschritte. Aber vielleicht muss mehr darüber gesprochen werden. Ich weiß, dass die Formel 1 mit keinem der Fahrer Einzelgespräche geführt hat."

Erzwungener Kniefall für Jean Todt unangemessen

FIA-Präsident Jean Todt führte nach Hamiltons Kritik in Folge des Ungarn GP ein klärendes Gespräch mit dem Mercedes-Fahrer. Der Franzose beharrt jedoch weiter auf seinem Standpunkt, sich als Schirmorganisation nicht in die Kniefall-Causa einzumischen. "Ich habe das Gefühl, dass es völlig unangemessen wäre, die Menschen zu etwas zu zwingen, was sie nicht fühlen", sagt er.

"Wir müssen es respektieren. Wir haben Menschen die in die Kirche gehen, oder in einen Tempel oder eine Synagoge. Das muss geachtet werden. Was für mich zählt, ist das Leben. Meine Frau ist Chinesin und ich denke, sie verdient dieselbe Aufmerksamkeit wie Weiße oder Schwarze. Es muss allen Aufmerksamkeit geschenkt werden, egal welche Farbe oder Religion."