Ferrari droht 2020 ein Desaster: Zwar konnte Charles Leclerc in Österreich mit Platz zwei noch eine Podiumsplatzierung einfahren, aus eigener Kraft wäre die Scuderia aber nur im Mittelfeld gelandet. So schlecht war Ferrari zuletzt 2014, als die Power Units eingeführt wurden.

Ferrari hatte zwar bereits vor dem ersten Rennen ein großes Upgrade für Ungarn angekündigt - das unter Umständen schon zum zweiten Rennen auf dem Red Bull Ring kommen könnte -, doch das Paket wird keine Wunder vollbringen, wie Teamchef Mattia Binotto selbst klarstellte.

"Das wird nicht die finale Lösung sein, weil es keine einzelne Große Sache ist", so Binotto, der anfügt: "Für uns ist es wichtig, uns in verschiedenen Bereichen zu verbessern." Eine Sekunde, so die bittere Analyse aus Maranello, fehlt auf die Spitze.

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0,7 Sekunden Rückstand fast eingeforen

Noch bitterer als der Rückstand selbst ist die Zusammensetzung. "0,3 Sekunden verlieren wir in den Kurven", rechnet Binotto vor. Die neuen Teile, die spätestens in Ungarn an den SF1000 kommen sollen, zielen aber nur die Kurvenschwäche des Roten Teufels ab.

"Dann bleiben noch immer sieben Zehntel auf den Geraden", gesteht Binotto. Immerhin gibt Ferraris Rennleiter inzwischen zu, dass dieser gewaltige Rückstand nicht nur von der Aerodynamik kommt: "Er kommt zum Teil vom Luftwiderstand, zum Teil aber auch vom Motor."

"Der Motor ist aber eingefroren", so Binotto. Aus Kostengründen haben sich die Teams in der Corona-Pause darauf geeinigt, keine Upgrades am Motor während der Saison vorzunehmen. Lediglich an der MGU-K darf nachgebessert werden. Das allein wird Ferrari aber nicht reichen, um beim Motor den Anschluss wieder zu schaffen.

Und auch bei der Aerodynamik bittet der Ferrari-Mann um Geduld: "Beim Luftwiderstand können wir im Gegensatz zum Motor viel machen, aber wir haben nicht geplant, das schnell anzugehen." Auf der Prioritätenliste steht seit letzter Saison Abtrieb vor aerodynamischer Effizienz.

Dass Ferrari bei gleichbleibendem Reglement innerhalb eines Jahres eine Sekunde langsamer wurde, beunruhigt Binotto nicht: "Ich ziehe keinen Vergleich mit letztem Jahr, ich fokussiere mich nur auf die relative Konkurrenzfähigkeit."

Nur schlecht für Ferrari: Während sich die Italiener um knapp eine Sekunde verschlechterten, haben fast alle Konkurrenten über den Winter Zeit gefunden.

Zuverlässigkeit einziger Ferrari-Lichtblick

Immerhin einen Lichtblick gibt es für die Tifosi: Während viele Teams Probleme mit der Zuverlässigkeit hatten, konnte Ferrari mit beiden Autos durchfahren. "Wenn du Erster werden willst, musst du erst einmal ins Ziel kommen", bemühte Binotto eine alte Rennfahrerweisheit.

Der 50-Jährige weiter: "Wir haben seit letztem Jahr viel an der Zuverlässigkeit gearbeitet, das war eine Schwäche. Hier war es sehr heiß, viele Motoren haben überhitzt und nächste Woche könnte es noch heißer werden. Das könnte ein Schlüsselfaktor zu Beginn der Saison sein."

Gute Nachrichten hatte der Ferrari-Boss auch noch für Sebastian Vettel, der ein komplett verkorkstes Rennen auf dem vorletzten Platz beendete. Auch wenn die Upgrades möglicherweise noch bis Ungarn warten müssen, einen Hoffnungsschimmer gibt es für Vettel schon bei Österreich II: "Wir können mit dem Auto arbeiten, das wir haben. Sebastian war die zweite Hälfte des Wochenendes nicht zufrieden mit dem Auto, daran können wir arbeiten."

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