Am kommenden Wochenende startet endlich die Formel-1-Saison 2020 - und das an einem völlig ungewohnten Ort. Nicht in Australien, sondern im Herzen Europas mit dem Österreich GP auf dem Red Bull Ring in Spielberg. Für Red Bull Racing ist das gleich doppelt erfreulich. Das Team legt mit gleich zwei Heimrennen los - immerhin folgt ein Wochenende später an selber Stelle als zweites F1-Rennen 2020 der Große Preis der Steiermark.

Oder es ist sogar gleich dreifach erfreulich: Nach Siegen sowohl in 2018 als auch 2019 für Max Verstappen auf heimischem Geläuf zählen die Bullen für einige Beobachter nahezu gleichberechtigt mit Mercedes zu den Topfavoriten auf die Auftaktsiege. Das könnte einen Trend der vergangenen Jahre endlich auf den Kopf stellen - Red Bull würde Mercedes gleich zu Saisonbeginn einheizen, die Silberpfeile vielleicht nie in die komfortable Lage geraten, frühzeitig in der Saison verwalten zu können.

Max Verstappen nimmt WM-Titel ins Visier

Darauf baut offenbar auch Verstappen selbst. Der mögliche Hattrick in Spielberg selbst interessiert den Niederländer jedenfalls nur am Rande. „Ich würde lieber die Meisterschaft gewinnen! Ich denke echt nicht an den Hattrick, für mich ist das Wichtigste, einfach ein konkurrenzfähiges Auto zu haben und auf meinem besten Level abzuliefern“, sagt der 22-Jährige vor dem Österreich GP.

Wird 2020 die erste echt Chance auf den WM-Titel? „Ich hoffe, aber schwer zu sagen“, grübelt Verstappen. „Ich weiß nur, dass wir natürlich alles geben werden, um darum zu kämpfen. Mercedes sind aber noch immer die, die es zu schlagen gilt, denn sie waren jetzt so lang das dominierende Team. Sie sind noch immer sehr stark und werden schwer zu besiegen sein, aber als Team haben wir im vergangenen Jahr dazugelernt und ich denke, dass wir jetzt wirklich stärker sind.“

Red Bull bringt Triple-Update, Honda neuen Motor

Das liege auch an Honda. „Unser Topspeed sah klasse aus“, sagt Verstappen über den Barcelona-Test. An dieser Front sollte es noch dazu sofort besser werden. „Wir haben ein Motor-Update, sodass das, was eigentlich unser Motor zwei gewesen wäre, jetzt Motor eins wird“, verrät Teamchef Christian Horner.

Der RB16 selbst habe sich ohnehin gut angefühlt, so Verstappen. „Aber Raum für Verbesserungen gibt es immer noch“, mahnt der achtfache Rennsieger. Gesagt, getan - Red Bull fast für das Heimrennen unzählige Updates, die bei regulärem Saisonverlauf Stück für Stück debütiert hätten, in einem großen Paket zusammen. „Aber andere Teams werden das auch getan haben“, weiß Verstappen. Gerade Mercedes hatte das bereits ebenfalls angekündigt.

Formel 1 Kalender 2020: Erste Rennen Red-Bull-Land?

Die ersten drei Strecken zu Saisonbeginn - zweimal Spielberg und Ungarn - machen dem Niederländer allerdings Mut, erstmals gleich zu Beginn vorne dabei zu sein. „Diese Saison kommen gute Rennen, also werde ich natürlich versuchen, die Lücke zu schließen und hoffentlich können wir es ihnen dann schwerer machen, es wird eine ordentliche Herausforderung, sie zu schlagen versuchen.

Als Favorit für den Großen Preis von Österreich sieht sich Verstappen selbst allerdings nicht. „Das tue ich nie, denn wenn du dir die Strecke ansiehst, dann ist es nicht einmal unsere beste Strecke, aber vergangenes Jahr war es natürlich sehr warm und da waren wir sehr gut darin, den Motor zu kühlen“, erinnert Verstappen. Das verkraftete Mercedes nicht. Für 2020 wollen die Silberpfeile an ihren Kühlungsdefiziten jedoch grundlegend gearbeitet haben. Das versicherten die Ingenieure bereits bei der Vorstellung des W11.

Mercedes hat an Kühlungsproblemen gearbeitet

„Deshalb erwarte ich nicht, dass es ein leichter Sieg wird, ich denke Mercedes wird wieder sehr stark sein“, warnt Verstappen. Doch auch seinen eigentlichen Gegner im Kampf um den Sieg im Vorjahr hat Verstappen - anders als die meisten - für Österreich nicht abgeschrieben. Max: „Wer weiß, wo Ferrari sein wird. Also nein, es wird wieder ein sehr harter Kampf werden, dieses Rennen zu gewinnen.“

Formel 1: Ist Red Bull im Vorteil? Hitzeprobleme bei Mercedes?: (22:33 Min.)

Teamchef Christian Horner geht die Formel-1-Saison 2020 ähnlich an. „Mercedes war noch immer das Team, das es zu schlagen galt [beim Test, Anm. d. Red], aber es fühlte sich so an, als würden wir echt Potential in unserem Auto haben, das wird zu Saisonstart entscheidend sein“, sagt der Brite. Der Favorit bleibe aber erst einmal Mercedes. „Aber ich glaube ganz bestimmt, dass wir mit Max und Alex [Albon] ein sehr starkes Team haben und ihnen die Mittel geben können, um Mercedes dieses Jahr herauszufordern.“

Alex Albon: Überraschungsmann des Jahres?

Gerade Albon dürfe man nicht vergessen. „Ich denke, dass seine Chancen von ganz allein kommen werden und ich denke wirklich, dass er auf vielerlei Weise die Überraschung des Jahres werden kann“, sagt Horner. Der Youngster selbst - Albon startet 2020 seine zweite volle F1-Saison überhaupt und die erste volle für ein Top-Team - rechnet sich ebenfalls einiges aus. Wichtig sei dabei vor allem ein solider Einstand.

„Es wird wichtig sein, die ersten paar Rennen stark loszulegen“, sagt Albon. „Einfach, weil es auch eine Unbekannte ist, wie viele Rennen wir überhaupt fahren werden und auf welchen Strecken. Aber den Job ändert das nichts, denn es geht weiter einfach darum, immer jedes Wochenende das Maximum herauszuholen.“

Das erfordere vor allem Flexibilität - zumindest für Albon ohnehin eine Stärke Red Bulls. „Da können wir als Team ziemlich erfolgreich sein“, glaubt der Brite mit thailändischen Wurzeln. „Einfach wenn man historisch betrachtet, wie gut Red Bull darin ist, die zu interpretieren und schnell auf Speed zu kommen. Das sollte gut werden!“