Seit Beginn der Coronavirus-Krise steht die ganze Formel 1, von Teams über Vermarkter bis zu den Regelhütern der FIA, unter enormem Druck. Niemand weiß, wann die Situation sich entspannt, wann es losgeht, und hoch der finanzielle Verlust infolgedessen sein wird.

Die Notlage zwingt die Regelbehörde FIA nun zu umfangreichen Handlungen. Am 31. März veröffentlichten sie ein angepasstes sportliches Reglement für die sich nach wie vor in der Warteschleife befindliche Saison 2020, sowie neue technische Vorschreibungen für 2021 und 2022. Diese verschriftlichen Vereinbarungen, über die Motorsport-Magazin.com in den letzten Tagen bereits berichtete, und fügen Provisionen für weitere Einschnitte ein.

Die meisten Maßnahmen dienen hauptsächlich zweierlei Zielen: Es muss dringend Geld gespart werden, um sicherzustellen, dass die Teams auch das Krisenjahr 2020 überleben. Und es muss sichergestellt werden, dass FIA und Formel 1 schnell und einfach am Kalender basteln können, um überhaupt eine möglichst vollständige Saison 2020 und 2021 zu garantieren. Das alles wurde von allen zehn Teams bereits abgenickt. Hier folgen die Details zu den Anpassungen im sportlichen Reglement:

Neues Formel 1 Notstands-Reglement: So sieht es aus! (11:05 Min.)

FIA passt Formel-1-Regeln 2020 an Krisen-Vorgaben an

FIA kann Beschlüsse einfacher treffen: In der Standard-Fassung konnte das Sportliche Reglement während der Saison nur mehr mit Zustimmung aller Teams geändert werden. Das wird für bestimmte Artikel im Reglement nun auf sechs von zehn Teams heruntergesetzt (60 Prozent).

Diese 'bestimmten Artikel' betreffen den Wochenend-Zeitplan, von Trainings bis Medien-Vorgaben, sowie den bereits vorverlegten Sommer-Shutdown. Spezifische Änderungen wurden hier zwar noch nicht vorgenommen, werden aber erwartet, sobald ein Ende der Krise in Sicht ist. Diese Änderungen müssen danach aber noch vom Motorsport-Weltrat abgesegnet werden.

Ganz gestrichen wurde der Artikel, laut dem der finale Kalender schon vor dem ersten Januar veröffentlicht werden muss. Stattdessen können Formel 1 und FIA den Kalender weiter anpassen.

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Neue Test-Regeln: Der in der Woche nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi immer stattfindende letzte Test wurde auf einen Tag verkürzt, und auf Nachwuchsfahrer eingeschränkt. Dafür dürfen jetzt zwei Autos eingesetzt werden. Die 18-Zoll-Reifentests wurden ersatzlos gestrichen, da die Einführung der neuen Reifen auf 2022 verschoben wurde.

Shutdown-Verlängerung: Die angepasste Sommerpause von jetzt 21 Tagen läuft ja bereits. In den Regeln gibt es nun auch die Provision, dass diese Pause noch weiter verlängert werden kann, falls Teams aufgrund anhaltender Beschränkungen in ihren Heimatländern Nachteile drohen.

Shutdown für Motorenhersteller: Ganz neu ist, dass es nun auch eine 21-tägige Pause für die Motoren-Abteilungen gibt, die sonst von der Autoherstellung getrennt behandelt werden und daher bisher nicht von der Zwangspause betroffen waren. Ab jetzt gilt für sie wie für die Chassis-Abteilungen: Der Hersteller muss die FIA über den Startpunkt informieren, und dann 21 Tage lang die Finger von den F1-Motoren und ihrer Entwicklung lassen.

Motoren-Komponenten reduziert: Neu ist auch eine Regelung, durch die bei einem verkürzten Kalender automatisch das Komponenten-Limit für die Power Units herabgesetzt wird.

KomponenteMehr als 14 Rennen14 oder weniger11 oder weniger
ICE322
MGU-H322
TC322
ES221
CE221
MGU-K322

Reglement für 2021 eingefroren, kein DAS mehr für Mercedes

Ebenfalls hat der Motorsport-Weltrat nun offiziell abgesegnet, dass die Formel 1 2021 weiter mit Autos auf Basis des Jahres 2020 fahren wird. Allerdings muss hier noch nachgeschärft werden, denn man konnte sich mit den Teams noch nicht einigen, welche Komponenten weiter entwickelt werden dürfen und welche nicht. Das Kern-Chassis soll eingefroren werden, über weitere Teile wird diskutiert. Aero-Entwicklung für 2021 bleibt voraussichtlich erlaubt.

Nicht zulässig ist vorläufig die Aero-Entwicklung für das neue 2022er-Reglement: Erst ab dem 01. Januar 2021 dürfen die Teams im Windkanal mit Modellen für das neue Reglement testen. Diese Beschränkungen treffen auch die Computer-Simulationen mit CFD-Daten.

Nicht länger zulässig ist 2021 außerdem Mercedes' clevere Zweiachs-Lenkung, die unter dem Namen DAS bekannt wurde und die es den Fahrern erlaubt, die Spur der Vorderreifen durch Ziehen und Drücken am Lenkrad zu verstellen. In den neuen technischen Regeln von 2021 ist festgehalten, dass nur mehr eine Rotation um eine Achse erlaubt ist. Update: Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt das Team, dass das Auto sowohl mit als auch ohne DAS eingesetzt werden kann, und fürchtet keine Nachteile.

So weit der aktuelle Stand. Weitere Änderungen sind wie bereits angeführt eigentlich garantiert, besonders bei den Wochenend-Formaten. Sie werden sehr stark von der weiteren Entwicklung der Coronavirus-Pandemie abhängen.

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