Die Formel 1 steht auf unbestimmte Zeit still. So lange, wie die Coronavirus-Krise keine Rennen erlaubt, wird niemand fahren. Geld sickert ohne Gewinne von Rennwochenenden nur in kleinem Umfang zu den F1-Teams durch. Und wenn immer mehr Länder Ausgangssperren verhängen, müssen auch F1-Fabriken zusperren. Ein Albtraum für 2020, und für 2021.

Eigentlich steht dann nämlich eine Regel-Revolution an. Ende 2019 wurde ein neues F1-Reglement für 2021 verabschiedet, und die Teams müssten jetzt eigentlich anfangen, diese 2021er-Konzepte zu entwickeln. Was ohne Geldfluss und mit der Belegschaft nicht in der Fabrik unmöglich ist, gerade für Mittelfeld-Teams. Somit sieht sich die Formel 1 zu einer Entscheidung gezwungen: Wird die Revolution vertagt?

F1-Teams mehrheitlich für Verschiebung von 2021-Regeln

Die Zeichen stehen tatsächlich auf eine Vertagung. Wie 'Auto Motor und Sport' berichtet, wurde die Frage bereits von den Formel-1-Teams mit Chase Carey, dem Vertreter der F1-Rechteinhaber Liberty Media, besprochen. Liberty war eigentlich die treibende Kraft hinter den Regel-Anpassungen gewesen, mit dem Ziel eines besseren Produktes mit mehr Action auf der Strecke.

Neun Teams sollen sich für einen Aufschub auf 2022 bereiterklärt haben, nur Ferrari will wegen der angespannten Lage in Italien noch Bedenkzeit. Es herrscht Konsens: Die 2021er-Regeln hätten Unmengen an Ressourcen verschlungen, 2020 wurde von den Teams seit Monaten als das teuerste F1-Jahr aller Zeiten tituliert. Mit den durch die Coronavirus-Krise gerade entstehenden Löchern in den Team-Finanzen und den Arbeitsproblemen ist es nicht zu stemmen.

2020er-Reglement einfrieren - Kostengrenze nicht verschieben?

Der Plan wäre, die 2020er-Regeln einzufrieren. Das könnte so weit gehen, dass alle Teams ihr aktuelles Chassis, Getriebe, und Aufhängungsteile bis zum Ende der Saison 2021 homologieren und auch damit fahren. Nur aerodynamisch könnten die Autos dann noch weiterentwickelt werden.

Die 2021er-Revolution würde dadurch zur 2022er-Revolution. Interessantes Detail: Das ebenfalls für 2021 geplante finanzielle Reglement mit einer Kosten-Obergrenze von 175 Millionen US-Dollar pro Jahr soll nicht verschoben werden. Tritt dieser Fall ein, müssten alle Teams 2021 beim Entwickeln für das neue technische Reglement innerhalb dieser Vorgabe bleiben. Dafür hatten schon zuvor viele Teams plädiert - 2020 hätten die Top-Teams noch unbeschränkte Mittel in die Entwicklung von zwei Autos versenken können, während sie diesen Vorsprung jetzt nicht mehr hätten.

Formel-1-Teams finanziell unter Druck

Die sich zuspitzende Lage um die Coronavirus-Pandemie wird voraussichtlich genügend Druck auf alle Teams aufbauen, um der Verschiebung zuzustimmen. Denn jedes F1-Team bekommt über das Jahr verteilt Millionen von Liberty Media, die abhängig von den von Liberty verhandelten Veranstaltungsgebühren und TV-Verträgen sind. Wird kein Rennen gefahren, bekommt Liberty kein Geld von den Event-Veranstaltern und TV-Stationen bekommen mangels Programm Rabatt.

Daher kann Liberty auch den Teams kaum etwas auszahlen. Bei den Top-Teams müssen die Geldgeber so Millionen zuschießen, was sie nicht freut. Bei Mittelfeld-Teams können die Geldgeber kaum noch mehr zuschießen - wenn hier nichts getan wird, kann die Situation schnell zur Existenzkrise für Teams wie Williams werden. Personalkosten bestehen schließlich weiter, wie Claire Williams in Australien erklärte.

Damit haben alle Teams gute Gründe, die Verschiebung abzunicken. Am Donnerstag könnte laut 'AMuS' bereits die Entscheidung fallen. Mit einher könnte der Vorzug des Sommer-Shutdowns in die Krisenzeit einhergehen, der ebenfalls diskutiert wird. Durch diese gesammelten Maßnahmen will die Formel 1 den finanziellen K.O.-Schlag abwenden.