Nach einer Nachtschicht erst war am Freitag in Melbourne klar: Die Formel 1 fährt den Australien-GP an diesem Wochenende nicht. Nach der Bestätigung des Coronavirus-Falles bei McLaren am Donnerstagabend musste die F1-Welt bis Freitag, bis zwei Stunden vor dem geplanten Start in das erste Freie Training warten. Erst dann kam die offizielle Absage.

Der Hintergrund waren zum Teil Vertragsfragen zwischen der Formel 1 und den örtlichen Veranstaltern. Aber hinter den Kulissen waren sich auch die Teams nach den ersten Meetings uneins. "Wir wollten fahren", sagt Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko ganz klar. "Es waren auch andere bereit, aber die hätten keinen Motor bekommen."

Red Bull, Haas bestätigen: Wären in Australien gefahren

Kurz nach der Absage konnte Motorsport-Magazin.com auch bei Haas-Teamchef Günther Steiner nachfragen, und der gab ebenso an: "Wir wären gefahren." Gegen die Fortführung des Wochenendes sprachen sich vor allem die großen Hersteller aus, Mercedes erbat letztlich in einem Brief an die FIA und die Formel 1 eine Absage.

Haas-Teamchef Günther Steiner nach der Absage bei Interviews, Foto: LAT Images
Haas-Teamchef Günther Steiner nach der Absage bei Interviews, Foto: LAT Images

Streitfragen hatten den Entscheidungsprozess in die Länge gezogen. "Weil gewisse Leute ihre Meinung mehrfach geändert haben", so Marko später. Offenbar war das F1-Team Mercedes zuerst an Bord, der Mutterkonzern Daimler dann aber nicht. Nachdem Mercedes, Ferrari und Renault nicht bereit waren, fehlten ihren Kundenteams auch die Motoren.

In diesem Fall bliebe natürlich nur eine Absage. "Soweit ich das verstanden habe, war von Veranstalterseite, von WHO ein okay da", meint Marko nämlich.

Formel 1 2020, Melbourne: Warum fiel die Entscheidung so spät? (11:39 Min.)

Formel 1 mit gemeinsamer Absage-Entscheidung

Die finale Entscheidung kam dann von den Verantwortlichen - von Veranstalter, von der FIA und von der Formel 1. Haas-Teamchef Steiner gibt an, dass er noch heute um acht an der Strecke ankam und nicht mit Sicherheit wusste, ob gefahren wird: "Um neun wurde mir, zehn Minuten bevor es offiziell raus ging, gesagt, dass wir nicht fahren." Er fand schließlich die Absage auch vernünftig: "Als dann gesagt wurde, Fans können sowieso nicht rein, macht es auch für uns eigentlich keinen Sinn mehr zu fahren."

Letztendlich geht es dabei um Geld, Forderungen und vertragliche Konsequenzen. Event-CEO Andrew Westacott räumte das ein, aber ging nicht in die Details: "Die werden wir mit den kommerziellen Rechteinhabern in den Tagen und Wochen nach der Ankündigung durcharbeiten, und wir werden sicherstellen, dass angemessene vertragliche Maßnahmen so beachtet werden."

Steiner war selbst nicht bei den letzten absage-entscheidenden Meetings anwesend, nur bei denen mit den Teams davor. Anders als Marko klingt er etwas verständnisvoller: "Die Atmosphäre war gut, jeder hat seine Meinung gesagt, was er tun möchte, was möglich ist, was ein Problem ist. Jeder respektiert jeden, jeder hat eine andere Situation. Es sind Teams da, die gehören Großkonzernen, die haben andere Policy, verschiedene Länder, Italien, England, wir aus Amerika, das ist alles verschieden."

Wie es weiter geht, wissen auch die Teams nicht. Marko glaubt nicht an einen Saisonstart vor Baku, während Steiner sich gute Planung wünscht: "Wir sollten nicht hingehen, wenn wir wissen, dass wir nicht fahren können." Er erinnert daran, wie viel Geld hier ausgegeben wird - "Das ist das Wichtigste, eine klare Linie, was wir als nächstes machen. Die sobald wie möglich zu haben."

"Wir wissen nicht, was das nächste Rennen ist", erinnert Steiner noch einmal. "Das wird erst vom Promoter bekannt gegeben. Momentan packen wir alles zusammen. Montag geht die Reise zurück oder an einen anderen Ort, wir wissen es noch nicht genau."