Stillstand herrscht in der Formel 1 zurzeit wahrlich nicht. Abseits der vor dem Saisonstart üblichen Prognosen zum Kräfteverhältnis halten die Folgen des Coronavirus für den F1-Kalender 2020 und der Skandal um die Einung zwischen FIA und Ferrari zur Power Unit der Scuderia aus der Vorsaison die Szene in Atem.

Ganz anders sieht es mit Blick auf die inzwischen nicht einmal mehr allzu langfristige Zukunft der Formel 1 aus. Noch immer hat nicht ein Team die neuen Verträge mit dem kommerziellen Rechteinhaber für die Zeit ab 2021 unterzeichnet.

Haas 2019 schlecht wie nie, 2021 weg?

Generell ist es um das Thema nach einem Wirbel Ende Januar um einen möglichen Mercedes-Ausstieg und Wasserstandsmeldung aus dem Renault-Lager Mitte Februar ruhig geworden. Einzig Liberty Medias CEO Chase Carey lässt noch immer bei jeder Gelegenheit wissen, alles sei auf besten Weg.

Auf ganz so gutem Weg - oder zumindest noch an der Wegscheide - befindet sich aktuell insbesondere das Haas F1 Team. Die in der Formel 1 noch immer junge US-Truppe von Unternehmer Gene Haas startet 2020 in ihre fünfte Saison in der Königsklasse. Von der Erfolgsbilanz dieses Jahres hängt - nach der bis dato schlechtesten Haas-Saison überhaupt im Vorjahr - offenbar eine Fortsetzung ab.

K-Mag: Vorletzter ist Haas-Boss die Mühe nicht wert

"Gene hat es definitiv satt, wie im vergangenen Jahr Neunter zu sein. Ich weiß nicht, wie sich das auf seine Pläne für die Zukunft auswirkt, aber es besteht kein Zweifel, dass er sich nicht die Mühe machen wird, in der Formel 1 zu sein, wenn er Letzter oder Vorletzter sein muss“, sagte nun Haas-Pilot Kevin Magnussen der dänischen Zeitung BT. „Das muss ich ihn erst gar nicht fragen, denn das weiß ich.“

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Damit spielt der Däne auf zweierlei an. Nicht nur auf begrenzen Spaß, den es macht, ganz am Ende des Feldes herumzufahren, sondern auch die (noch?) dünnen Aussichten auf sehr viel mehr durch die gegenwärtige Konstitution der Formel 1 insgesamt. Die Stichwörter, die allerdings hoffen lassen: Chancengleichheit, neue Regeln 2021, Budgetgrenze.

Preisgeld weg, Titelsponsor weg: Gene Haas muss selbst zahlen

„Das heißt nicht, dass wir die gleichen Chancen wie die großen Teams haben, aber ich denke, dass Haas ein Team ist, das von den neuen Regeln profitieren kann“, meint Magnussen. Zumindest in Sachen Finanzen spielt 2020 durchaus auch sportlich eine Schlüsselrolle für Haas.

Der vorletzte Rang in der Konstrukteurswertung 2019 schlug ein, gegenüber der Ausschüttung für Platz fünf im Vorjahr, klaffendes Loch von kolportierten 15 Millionen US-Dollar in die Teambilanz. Noch dazu verlor Haas im Saisonverlauf seinen fragwürdigen Titelsponsor Rich Energy. Einen Ersatz für 2020 präsentierte das Team bis dato nicht. Im Ringen mit Alfa Romeo um den polnischen Mineralölkonzern Orlen zog Haas den Kürzeren.

Haas-Zukunft hängt am sportlichen Erfolg 2020

Stattdessen rückt auf den Haas-Boliden 2020 wieder das Logo von Gene Haas‘ eigenem Unternehmen Haas Automation in den Fokus. Zur internationalen Bewerbung der CNC-Werkzeugmaschinen seines Milliardenunternehmens war der Amerikaner überhaupt erst in die Formel 1 eingestiegen.

Das geht schlechter, bleibt der Erfolg aus und fährt Haas nur dem eigentlichen Geschehen hinterher. Noch dazu kostet es mehr. Gehen Einnahmen durch Preisgelder oder Sponsoren zurück wie in diesem Jahr, muss der 67-jährige Unternehmer aus Ohio tiefer in die eigene Tasche greifen.

Heißt in letzter Konsequenz für die kommende Formel-1-Saison 2020: Der Verbleib Haas‘ in der Formel 1 ist vielleicht enger an den sportlichen Erfolg geknüpft als bei jedem anderen Team. Zumindest Magnussen zeigt sich optimistisch. „Das ist nichts, worauf ich mich vorbereitet habe, denn ich denke nicht, dass wir wieder Neunter sein werden“, so der Däne über die Folgen eines drohenden Ausstiegsszenarios auch für seine eigene Karriere in der Formel 1. „2019 war eine Ausnahme. Und ich glaube, dass Gene gerne weitermacht, wenn wir abliefern.“