Seit dem zweiten Testtag schaut die ganze Formel 1 in Barcelona auf die Onboards von Mercedes. So fühlt es sich jedenfalls an, nachdem am Donnerstag herauskam, dass die Mercedes-Piloten Valtteri Bottas und Lewis Hamilton mit ihrem Lenkrad nicht nur lenken, sondern offenbar durch Ziehen und Drücken auch die Spur verstellen können.

Genaue Erklärungen über den "Dual Axis Steering", kurz DAS, genannten Trick wollen sie zwar keine geben, doch nach der ersten Woche wagt es Valtteri Bottas, eine erste Meinung dazu abzugeben. Begeisterung vom Potential klingt durch.

Bottas glaubt an Mercedes-Lenkung: Hat Potential

"Es ist sehr nett, dass wir das einzige Team mit so einem System sind", freut sich Bottas am Freitag nach seiner letzten Test-Ausfahrt in Barcelona. "Wir lernen noch über das System und das Potential, aber ich glaube, unter bestimmten Umständen kann es richtig gut sein."

Die vor allem auf den Onboard-Aufnahmen basierende Annahme ist, dass Bottas und Hamilton durch Drücken die Räder nach außen, und durch Ziehen nach innen drehen können. Zum Zweck gibt es viele Vermutungen, aber noch keine bewiesenen Feststellungen. Durch nach außen stehende Räder, genannt Nachspur, könnte das Auto zum Beispiel besser einlenken, durch gerades Ausrichten auf den Geraden dann wieder mehr Topspeed erreichen und Reifen schonen.

Bottas bleibt ganz auf Linie, was den Zweck angeht: "Wir werden später im Jahr bei unterschiedlichen Bedingungen sehen, ob es uns helfen kann. Es ist ziemlich beeindruckend, und funktioniert alles gut." Wie schon Hamilton am Donnerstag versichert er außerdem: "Es fühlt sich nicht so sonderbar an." Obwohl zu Links und Rechts nun Vor und Zurück kommt. Etwas, das Sebastian Vettel etwa mit dem Flugzeugfliegen oder dem Laufen in Flipflops verglich.

"Das System funktioniert einfach sehr gut", sagt Bottas. "Es ist ganz solide, macht nie etwas Seltsames, und du bewegst das Lenkrad nur, wenn du es willst." Bisher schien es auf den Onboard-Aufnahmen so, als ob Bottas und Hamilton das System nur auf geraden Strecken einsetzten. Also in Situationen, wo keine anderen Lenkbewegungen erforderlich sind.

Mercedes-Lenkung über ein Jahr in Arbeit

Vorbereitet sind die beiden sowieso gut, denn Mercedes hat das System ausführlich im Simulator getestet. "Es gab dabei keine Schwierigkeiten", so Bottas. "Es ist ziemlich gut entworfen und gebaut, und es ist einfach zu nutzen. Da gibt es keine Probleme." Vor dem Strecken-Debüt wurde schon lange experimentiert und getestet, verrät er: "Ich glaube, zum ersten Mal hörte ich vor fast einem Jahr davon."

"Für uns war das ein ziemlich großes Projekt, und es ist wohl ziemlich schwierig zu kopieren", schätzt Bottas daher. "Ich hoffe, wir können daraus einen Vorteil ziehen." Im Fahrerlager glauben die meisten gegenwärtig, dass es Monate dauern würde, DAS zu kopieren.