Max Verstappen hatte in Mexiko eines seiner schlechteren Formel-1-Wochenenden. Fehler auf und abseits der Rennstrecke brachten ihn im Paddock erneut in die Kritik - und der Spießrutenlauf ist für ihn offenbar auch noch nicht ganz ausgestanden. Nach seinen Kommentaren in der Qualifying-Pressekonferenz will ihn die FIA in den USA zum Vieraugengespräch antanzen lassen.

"Die gelben Flaggen stehen bei mir auf der Agenda. Ich werde das mit Max unter vier Augen besprechen, aber auch die anderen Fahrer aus Gründen der Sicherheit an die Regeln erinnern", kündigt Rennleiter Michael Masi an.

Verstappen schnitt sich nach dem Qualifying verbal noch tiefer ins Fleisch, als er es mit seinem Gelbverstoß bei Valtteri Bottas' Unfall ohnehin schon getan hatte. In der Pressekonferenz gab er offen und ohne Umschweife zu, die Flaggen vorsätzlich missachtet zu haben, da ihm die schnelle Runde in diesem Moment wichtiger als die Sicherheit war.

"Müssen wir echt über Sicherheit sprechen? Ich denke, wir wissen, was wir hier machen. Sonst würden wir keine Formel-1-Autos fahren. Wir wissen alle, was eine gelbe Flagge bedeutet. Aber es ist Qualifying, und da gibst du alles", rechtfertigte der 22-Jährige sein rücksichtsloses Verhalten.

Vater Jos Verstappen: Max hätte lieber den Mund gehalten

Etwas, das Masi so nicht stehen lassen will: "Ich habe gehört, was Max da gesagt hat und werde mit ihm darüber sprechen." Inwiefern Verstappen die Läuterung durch den Rennleiter jetzt noch braucht, ist fraglich. Denn Vater Jos Verstappen sprach noch in Mexiko mit seinem Sohn über den Vorfall.

"Ich denke, er hätte nichts sagen sollen", so der ehemalige Formel-1-Pilot gegenüber dem niederländischen TV-Sender Ziggo Sport. "Max hat mir auch gesagt, dass er die gelben Flaggen gar nicht gesehen hat. Das ist für mich verständlich, denn normalerweise wirst du von deinem Team in solch einem Moment darüber informiert."

Er hofft, dass sein Sohn aus dieser Aktion lernt: "Ich sehe es als weitere Lektion für Max. Er muss beim nächsten Mal einfach auf Zeit spielen. Max hat manchmal das Herz auf der Zunge, so ist er einfach. Aber manchmal ist das im Profisport halt nicht möglich. Es ist schön, dass Max immer sehr direkt ist, aber dieses Mal hätte er lieber nichts gesagt."

Strafe für Verstappen nicht wegen PK-Statement

Zunächst wurde vermutet, dass Verstappen sich mit seinen unüberlegten Aussagen sogar selbst angezeigt haben könnte. Denn zum Zeitpunkt der Pressekonferenz hatte die Rennleitung noch kein Verfahren für den Zwischenfall eingeleitet. Erst anderthalb Stunden nach dem Ende der Session nahmen sich die Offiziellen der Angelegenheit an. Mit Verstappens Statement hatte das aber nichts zu tun.

"Wir haben von Max' Kommentaren in der Pressekonferenz erst gehört, nachdem ich die Stewards auf den Vorfall hingewiesen hatte", sagt Masi. "Was er gesagt hat, war für mich nicht relevant. Denn ich war bereits aktiv. Wir schauten uns das ganze Bild an. All die Minisektoren, die Daten, die Videos, um das Puzzle zusammenzusetzen."

Dass es extrem lange dauerte, bis die FIA die Untersuchung einleitete, lag an den anderen zu diesem Zeitpunkt anstehenden Baustellen. Die durch Bottas' Unfall beschädigte Streckenbegrenzung musste für das anstehende Rennen des Porsche Supercup repariert werden, außerdem beschäftigten sich die Stewards zunächst mit dem Unsafe Release zwischen Daniel Ricciardo und Daniel Kvyat.

Späte Untersuchung aufgrund anderer Prioritäten

"Die Rennstrecke musste für das nächste Rennen repariert werden und als Sicherheitsbeauftragter musste ich draußen sein und sicherstellen, dass alles wieder an seiner Position ist", so Masi. "Nachdem ich das erledigt hatte, schaute ich mir die Videos und die Daten an."

Der Australier schaute sich dabei nicht nur den Fall Max Verstappen an. Auch die anderen Piloten, die sich hinter Bottas auf ihrer schnellen Runde befanden, wurden unter die Lupe genommen. Verstappen hatte sich nach der Strafe gegen ihn darüber beschwert, dass Hamilton offenbar mit demselben Vergehen davongekommen ist.

"Er bekommt keine Strafe. Das nervt mich, hatte der Niederländer gegenüber Motorsport-Magazin.com moniert. Dass der Weltmeister davon kam, hatte jedoch einen simplen Grund. "Bei Lewis war es ganz einfach. Da war noch keine gelbe Flagge. Aber für Sebastian und Max war sie da. Sebastian ist vom Gas gegangen", erklärt Masi.