Max Verstappen war auf dem Weg zu seiner zweiten Pole Position im Formel-1-Qualifying in Mexiko für die Konkurrenz unantastbar. Doch die letzte Runde des Red-Bull-Piloten im Q3 könnte ihn teuer zu stehen kommen. Verstappen passierte auf seiner Pole-Runde die Unfallstelle von Valtteri Bottas mit Vollgas - und das nicht aus Versehen.

Der Niederländer kam nur wenige Sekunden nach dem Crash des Mercedes-Piloten durch die Zielkurve des Autodromo Hermanos Rodriguez. Der am Ausgang der Peraltada gestrandete Bottas war für ihn am Eingang der langgezogene Rechtskurve zunächst nicht zu sehen. Zwar zeigten die Anzeigetafeln kein Gelb, doch die Streckenposten schwenkten bereits einige Meter vor der Unfallstelle die gelben Flaggen.

Verstappen ging trotz der Gefahrensituation nicht vom Gas. "Sah nicht danach aus, als ob ich das getan hätte. Also, nein", so der 22-Jährige, der im vorletzten Minisektor vor der Ziellinie sogar noch absolute Bestzeit fuhr. "Mir war bewusst, dass Valtteri einen Unfall hatte", gibt er zu. Doch er sah trotz Warnung keinen Anlass, zu verlangsamen.

Qualifying für Verstappen wichtiger als Sicherheit

"Ich denke, wir wissen, was wir hier machen. Sonst würden wir keine Formel-1-Autos fahren", rechtfertigt er sich. Und in der alles entscheidenden Runde im Q3 wollte er sich von nichts stoppen lassen: "Wir wissen alle, was eine gelbe Flagge bedeutet. Aber es ist Qualifying, und da gibst du alles." Für ihn war das nicht der richtige Moment für Sicherheitsbedenken.

Die Teamführung von Red Bull stellt sich hinter ihren Star-Fahrer. "Als er seine letzte Runde beendet hat, war auf den Anzeigetafeln kein Gelb. Genau wie bei Lewis", sagt Teamchef Christian Horner am Mikrofon von Sky UK. Dr. Helmut Marko schlägt im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com in dieselbe Kerbe.

"In dem Moment in dem er den Unfall gesehen hat, war er eh schon vorbei. Was soll er da noch vom Gas gehen?", so der Österreicher. "Entscheidend ist aber, was auf dem Display ist. Die FIA hat es verpasst, Gelb auf das Display zu geben. Sobald der Ingenieur gelb sieht, warnt er den Fahrer und darauf verlässt er sich."

Verstappen trotzig: Erste Runde auch schnell genug für Pole

Durch seine erste schnelle Runde im Q3 nimmt Verstappen die drohende Strafe besonders gelassen. Denn auch sein zwei Zehntel langsamerer Versuch wäre für die Pole Position immer noch schnell genug.

"Dann sollen sie mir die zweite Runde halt aberkennen. Die andere war auch gut genug. Also, wenn sie wollen, sollen sie die doch für ungültig erklären", so Verstappen etwas trotzig.

Obwohl der Regelverstoß offensichtlich war und Verstappen ihn offen zugab, dauerte es über anderthalb Stunden, bis die FIA eine offizielle Untersuchung des Vorfalls einleitete. Verstappen und sein Team müssen um 16:10 Uhr Ortszeit (23:10 Uhr MEZ) bei den Stewards vorsprechen.