Renault hat in der Formel 1 einen schweren Stand. Nachdem die Franzosen mit Red Bull 2019 ihren erfolgreichsten Kunden an Honda verloren, sind sie ab 2021 auch ihren letzten verbliebenen Klienten los. Die Wiederbelebung der Allianz zwischen McLaren und Mercedes beschränkt das F1-Engagement Renaults auf das eigene Werksteam.

Der Hersteller findet sich damit in Zukunft in einer ähnlichen Situation wie Honda zwischen 2015 und 2017 wieder. Doch Renault-Teamchef Cyril Abiteboul sieht darin keinen entscheidenden Nachteil für das F1-Programm. Und auf die Millionen der Kunden könne man in Frankreich ohnehin gut verzichten.

"Auf das nächste Jahr hat es keinen Einfluss, denn der Motor für die kommende Saison ist schon fertig. Er ist bereits auf dem Prüfstand, denn wir haben in der Entwicklung lange Vorlaufzeiten", sagt Abiteboul hinsichtlich der Saison 2020, in der McLaren noch einmal mit den Power Units von Renault ausrücken wird.

Abiteboul: Renault-Werksteam ohne Kunden besser dran

Zum großen Regelumbruch in der Königsklasse ein Jahr später könnte das allerdings etwas anders aussehen. Lediglich zwei Autos im Grid werden Daten sammeln und Entwicklungsarbeit leisten können. "Es könnte einen Einfluss auf das haben, was wir für 2021 machen", so der Teamchef.

Mit dem Beginn der Hybrid-Ära stattete Renault 2014 selbst ohne Werkseinsatz vier Teams aus. Neben Speerspitze Red Bull setzten auch dessen Schwesterteam Toro Rosso sowie Lotus und Caterham auf die Power Units aus Viry.

Abiteboul sieht im Schrumpfen des Projektes aber sogar einen Vorteil. "Wenn du eine Basis mit mehreren Kunden hast, wie Renault es immer gemacht hat, versuchen wir stets, alle zufriedenzustellen." Für ihn brachte die mehrgleisige Entwicklung allerdings einige Probleme mit sich.

Die Installation der Power Unit in mehrere unterschiedliche Chassis-Konzepte machte stets Kompromisse notwendig. Ab 2020 kann sich Renault bei der Entwicklung sämtliche Aspekte auf das eigene Team konzentrieren. "Das wird eine Ablenkung weniger sein. Wir werden in der Lage sein, uns nur auf uns selbst zu fokussieren", sagt Abiteboul.

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Renault trauert Kundengeschäft nicht nach: Sowieso kein Geld verdient

Sportlich offenbar völlig unbesorgt, bleibt noch die neue kommerzielle Situation. Während Mercedes sein Kundenportfolio auf drei Teams ausweitet und ab 2021 McLaren, Racing Point und Williams ausrüstet, fallen diese Einnahmen bei Renault in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit weg.

Unter den übrigen momentan eingeschriebenen Teams finden sich kaum potentielle Neukunden für Renault wieder. Red Bull und Toro Rosso dürften kaum zurückkehren, Alfa Romeo und Haas pflegen enge Beziehungen zu Ferrari. Doch der Verlust des Kundengeschäfts scheint Abiteboul genauso wenig zu verunsichern.

"Wirtschaftlich betrachtet macht es absolut keinen Unterschied", versichert er. Finanziell habe sich die Ausrüstung anderer Teams ohnehin nicht gelohnt. "Wir verkaufen mehr oder weniger zum Kurs der Produktionskosten, aufgrund der festgelegten Preisobergrenze."

Mehrere Teams auszurüsten hat für Renault lediglich aus Gesichtspunkten des Marketings seinen Reiz. "Es ist natürlich befriedigend, wenn du siehst, dass dein Produkt von mehreren Teams eingesetzt wird", so Abiteboul. "Aber was unsere Ziele für Renault angeht, ändert es nichts."