Nach Spa ist unmittelbar vor Monza. Die Formel 1 reist nach dem Belgien GP direkt weiter zum Back-to-back-Rennen in Italien. Somit bleibt den Teams nur wenig Zeit, etwaige Probleme des vergangenen Events in den Ardennen auszusortieren.

Ganz besonders betroffen sind davon ausgerechnet die beiden Topfavoriten für den Italien GP: Ferrari und Mercedes. Red Bull gilt im Königlichen Park von Monza, der Motorenstrecke schlechthin, als klarer Außenseiter.

Mercedes und Ferrari in Spa mit Motor-Updates

Doch könnte der Nachteil in Sachen Performance ohnehin zur Nebensache werden? Ferrari und Mercedes jedenfalls melden vor Italien gleich beide Bedenken in einem noch wichtigeren Aspekt an - bei Zuverlässigkeit ihrer neuesten Ausbaustufen der Power Units.

Zur Erinnerung: Mercedes launchte in Spa Spec-3 sowohl im Werksteam als auch bei den Kundenteams Williams und Racing Point. Ferrari verfuhr etwas anderes, zündete die dritte Spezifikation einzig bei seinen Kunden Alfa Romeo und Haas F1.

Motorschäden: Zweimal Mercedes, einmal Ferrari

Dennoch hatten die beiden führenden Motorenschmieden der Formel 1 etwas gemeinsam - bei beiden kam es zu Defekten. Bereits im Training am Freitag erwischte es die Power Unit im Racing Point von Sergio Perez. Der Mexikaner musste den Rest des Wochenende wieder zurückrüsten, das neue Mercedes-Aggregat ging zur Analyse nach Brixworth.

Nur einen Tag später war der nächste Mercedes-Antrieb fällig. Gleich zu Beginn des Qualifyings ging im Heck des Williams von Robert Kubica der Motor hoch. Sehenswert. Mit einer gewaltigen weißen Rauchschwade wie man sie fast nur noch aus V10-Zeiten kennt. Wie schon bei Perez züngelten Flammen aus dem Heck, auch Kubicas Ingenieure mussten wieder umbauen.

Mercedes und Ferrari auf Ursachenforschung

Ferrari traf es wenig später. Nur Minuten nach Kubicas Defekt - ebenfalls noch im Q1 - versagte in La Source der Antrieb im Alfa Romeo C38 von Antonio Giovinazzi. Auch beim Italiener musste zurückgebaut werden.

Sowohl die Mercedes-Aggregate als auch jenes von Ferrari befinden sich nun zur Fehlersuche in Brixworth respektive Maranello. Bei keinem der Schäden ist bisher klar, was genau daneben ging. Bei allen Schäden scheint jedoch auch klar: Wirklich harmlos war offenbar keiner.

Ferrari-Teamchef Binotto gesteht: Bedenken wegen Defekt

"Wir müssen analysieren was geschehen ist, denn einer der Defekte [also ging bei Giovinazzi offenbar gleich mehr kaputt, Anm. d. Red.] sollte an etwas gänzlich Falschem liegen, etwas ziemlich Nachweisbaren. Der Motor wird morgen [Montag] zurück in Maranello sein", so Ferrari-Teamchef Mattia Binotto auf Nachfrage am Sonntagabend in Spa.

Für das schnell nahende Monza - dort sollen auch Charles Leclerc und Sebastian Vettel sowie der Alfa von Kimi Räikkönen die neue Ausbaustufe erhalten - gesteht Binotto jedenfalls durchaus Bedenken: "Zuerst müssen wir ihn auseinanderbauen und versuchen, es zu verstehen. Wir haben immerhin noch ein paar Tage, um zu reagieren. Aber es ist ein Besorgnis."

Toto Wolff: Kein Risiko, aber auch keine Komfortzone

Ähnlich sieht es bei Mercedes aus. "Ich weiß jetzt ein wenig, wie sich Red Bull 2014 und 2015 fühlte, wenn du auf den Geraden hinterher bist. Kein gutes Wochenende", resümiert Wolff zunächst einmal den in Spa ebenfalls wenig rosigen Speed auf den Geraden gegenüber Ferrari.

Und das, obwohl Mercedes bereits sein Update verbaut hatte, die Werksferrari aus Maranello noch nicht. Wegen der Defekte habe Mercedes allerdings nicht großartig auf konservative Einstellungen zurückgegriffen und Performance geopfert - einmal abgesehen von dem üblichen Schongang bei Valtteri Bottas gegen Rennende als der Finne weder etwas zu gewinnen noch zu verlieren hatte.

Profitiert Red Bull von Problemen bei Ferrari, Mercedes?

"Wir haben die Phase-3-Power-Unit eingeführt und hatten zwei Defekte an den Autos von Checo und Robert, die noch nicht verstanden sind. Es hat uns aber nicht massiv beeinträchtigt, nur ein kleines Bisschen", so Wolff.

Ein Risiko für Motorschäden im Rennen auch bei Lewis Hamilton und Bottas sei das nicht gewesen. "Wir sind da keine Risiken eingegangen", versichert Wolff. "Aber eine Wohlfühlsituation war es trotzdem nicht, weil die Defekte nach unterschiedlichen Defekten aussahen und weder analysiert noch verstanden sind."

Bis Monza haben Ferrari und Mercedes also reichlich zu tun. Vor allem Mercedes mit gleich zwei betroffenen Units und noch dazu einer dringend nötigen Lösung, irgendwie mehr Todspeed gegenüber Ferrari generieren zu müssen.

Allzu große Hoffnungen wecken kann das bei Red Bull jedoch auch wieder nicht. Immerhin soll auch Honda in Monza mit einem Update nachziehen. Das muss dann ebenfalls nicht nur den seitens Dr. Helmut Marko bereits angekündigten Performance-Schub liefern, sondern zuvorderst auch frei von Problemen mit der Standfestigkeit sein. Probleme gab es hier in Spa jedoch nicht nur bei Mercedes und Ferrari. Auch die beiden McLaren-Ausfälle beim Belgien GP sind auf Motorenpartner Renault zurückzuführen.