Charles Leclerc hat es geschafft: In seinem 13. Rennen für Ferrari holte der Monegasse seinen ersten Sieg in der Formel 1. Es war ein bittersüßes Wochenende in Belgien für den 21-Jährigen, verlor einen Tag zuvor noch Freund und Formel-2-Pilot Anthoine Hubert in Spa sein Leben bei einem schrecklichen Unfall.

"Es ist sehr schwierig, mit der Situation, die wir gestern hatten, diesen ersten Sieg zu genießen", sagte Leclerc, der seinen Triumph dem Verstorbenen widmete. Leclerc musste in seinem noch jungen Rennfahrer-Leben schon viele Schicksalsschläge hinnehmen. Jules Bianchi, der bislang letzte Todesfall der Formel 1, war Leclercs Freund und Mentor. Und 2017 verlor Leclerc seinen Vater nur drei Tage vor dem GP2-Rennen in Baku.

"Aber ich war zum ersten Mal in der Situation, dass ich am gleichen Wochenende noch ein Rennen fahren musste, nachdem ich jemanden verloren habe", erzählte Leclerc noch sichtlich angeschlagen. "Es war schwierig, das Visier herunterzuklappen und mit der gleichen Geschwindigkeit durch die Kurve zu fahren, wie am Tag zuvor."

"Aber dieser Tag bedeutet trotzdem, dass ein Traum für mich wahr wird", so Leclerc. "Ich habe seit meiner Kindheit davon geträumt, Formel-1-Fahrer zu werden, zu Ferrari zu gehen und Rennen zu gewinnen. Der Schock, Anthoine verloren zu haben, war groß, deshalb ist es schwierig, es heute zu genießen. Hoffentlich werde ich in ein paar Wochen realisieren, was heute passiert ist."

Leclerc zweifelte an Ferrari-Strategie

Der Weg zu seinem ersten Sieg war auch auf der Strecke denkbar steinig. Obwohl der Spa-Spezialist - Leclerc gewann schon in der GP2 und der GP3 auf der Ardennenachterbahn - das gesamte Wochenende über dominierte, geriet er im Rennen unter Druck.

Zunächst, weil Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel im ersten Stint einen stärkeren Reifenabbau hatte und deshalb vorzeitig an die Box gerufen wurde. Durch den Undercut holte sich der Deutsche die Spitzenposition. Leclerc musste seinem zweiten und letzten Stint nicht nur wieder an Vettel vorbei, sondern auch noch rund fünf Sekunden aufholen.

"Ich war zuerst nicht ganz zuversichtlich, dass der Abbau auf den Medium-Reifen so stark ist, dass ich ihn noch bekomme", gestand der Monegasse. "Aber nach zwei bis drei Runden war der Pace-Unterschied ziemlich groß." Vettel musste Leclerc schließlich auf Anweisung der Box vorbeiziehen lassen.

Doch auch danach wurde es nicht einfach für den neuesten GP-Sieger der Formel 1. Als auch Lewis Hamilton an Vettel vorbei war, ging der Mercedes-Pilot auf Leclerc-Jagd. In den letzten Runden knabberte der amtierende Weltmeister gehörig am Vorsprung des Spitzenreiters. Weniger als eine Sekunde Vorsprung rettete Leclerc über die Linie.

Leclerc geht Spa-Rennen neu an - erfolgreich

Zweimal in dieser Saison stand der Ferrari-Pilot schon knapp vor seinem ersten Sieg. In Bahrain versagte kurz vor Rennende eine Steuereinheit, weshalb Leclerc den Sieg verlor, in Österreich wurde er in der letzten Runde von Max Verstappen überholt.

"Ich war nicht mehr nervös, ich gewöhne mich langsam an diese Situation, dass ich Erster bin und gejagt werde", so Leclerc. "Ich wusste, dass ich mir bei Lewis keinen Fehler erlauben kann. Aber abgesehen von der letzten Runde, war er nie richtig nah dran, deshalb habe ich mich auf mich selbst und meinen Job fokussiert. Ich habe etwas an meinen Balanceproblemen gearbeitet, weil meine Hinterreifen stark abgebaut hatten. Das wollte ich lösen und damit Pace gewinnen."

Dabei halfen ihm auch die letzten Rennen. Nachdem er sich im Qualifying über die Saison hinweg schon stark verbessern konnte, hakte es im Rennen noch ein wenig. "Ich habe die Herangehensweise hier geändert und es hat funktioniert", freut sich Leclerc. "Und die Änderungen, die wir von Freitag auf Samstag vorgenommen haben, haben sicher auch geholfen."