Renault war sich vor dem Start in die Formel-1-Saison 2019 natürlich bewusst, dass sie sich in einer schwierigen Position befanden. 2018 Platz vier in der Team-WM mit einem riesigen Rückstand auf die drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull würde 2019 nicht aufzuholen sein.

Doch mit Daniel Ricciardo, Nico Hülkenberg, und weiteren Verbesserungen versprach das französische Werksteam, die Lücke zumindest weiter verkürzen zu wollen. Und vom Mittelfeld wegfahren zu wollen. Damit ist Renault in den ersten zwölf Rennen klar gescheitert. Real betrachtet sind sie sogar noch weiter weg, und nicht einmal mehr die vierte Kraft der Formel 1.

Vor der Sommerpause hat das im Team auch jeder erkannt. McLaren verbringt die Sommerpause als unangefochtene Mittelfeld-Spitze. Sie sind überall vorne dabei, Renault nur manchmal. Zuletzt in Ungarn gingen Hülkenberg und Ricciardo wieder einmal leer aus. "Das Auto war schwierig zu fahren heute, die Balance hat überhaupt nicht gepasst", beschwerte sich Hülkenberg nach dem Rennen.

Hülkenberg besorgt: Renault klar hinter den Zielen

Das war für Renault auch nicht zum ersten Mal der Fall. Der R.S.19 hat sich als kein großer Wurf herausgestellt, und die Leistungen von Hülkenberg und Ricciardo sind oft stark davon abhängig, wie gut dem Auto die Strecke passt. Nicht alle Kurventypen vertragen sich mit dem Renault. Und wenn es nicht passt, tun sich die Fahrer mit dem Setup schwer. Hinzu kommen mit Regelmäßigkeit technische Defekte.

Statt sich als viertbestes Team zu etablieren, wurden sie daher vom Mittelfeld wieder eingeholt. "Wir sind ganz klar hinter unseren Erwartungen und Zielen", findet Hülkenberg daher nach Ungarn klare Worte. "Wir müssen uns da ein paar ernste Fragen stellen und ein paar Dinge intern untersuchen. Es gab viel mehr Tiefen als Höhen." Nach den Höhen dachte das Team immer wieder, man habe endlich die Wende geschafft. Nur, um dann wieder am nächsten Rennwochenende zu erkennen, dass die Änderungen in Wahrheit nicht reichten und man wieder zu kämpfen hatte.

"Es geht einfach darum, wie wir vorgehen", erklärt Hülkenberg. "Wo wir es über die letzten 18 Monate mit dem Auto hingeschafft haben, was wir gemacht haben, und dass das keinen großen Effekt erzielt hat. Wir müssen uns einfach fragen, wie wir in der Zukunft vorgehen. Damit wir sicherstellen, dass Updates uns wirklich nach vorne bringen."

Renault-Kritiker Hülkenberg: Haben nicht voll abgeliefert

Nur in sechs der zwölf Rennen hat Renault gepunktet. "Best of the Rest", also bestes Mittelfeld-Team, waren sie überhaupt nur zwei Mal: in China und in Kanada. "Wir können hier nicht stehen, und lächelnd sagen, dass alles gut ist", so Hülkenberg. "Natürlich haben wir als Werksteam hohe Ziele und Ambitionen. Da haben wir dieses Jahr nicht wirklich abgeliefert."

Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg, Foto: LAT Images

Der neue Teamkollege Daniel Ricciardo gibt sich etwas diplomatischer, meint aber auch: "Jeder braucht eine Sommerpause. Ja, ich will nicht negativ klingen, aber ich glaube, ein Reset tut allen gut. Manchmal musst du einen Schritt zurückmachen, um die Dinge zu analysieren. Das machst do von Wochenende zu Wochenende nicht unbedingt."

Trotz zweier Siege von Max Verstappen und Red Bull Honda ist sich Ricciardo zumindest noch sicher: "Ich bereue auch nach zwölf Monaten nichts."

Renault arbeitet weiter: Brauchen Änderungen und Selbstvertrauen

Das es Veränderungen braucht, darüber sind sich aber beide Fahrer im Klaren. Team-Neuling Ricciardo fordert vor allem eine neue Mentalität: "Ich habe bemerkt, als ich hier angekommen bin, dass es ein bisschen an Selbstvertrauen gemangelt hat, weil sie schon so lange nicht mehr gewonnen haben."

"Keine Arroganz - nur, dass das Team ein gewisses Maß an Selbstvertrauen und Stolz zeigt, für mich ist das hier noch nicht auf Red-Bull-Level", so Ricciardo. "Aus gutem Grund. Aber wir versuchen das hinzubekommen."

Natürlich braucht es aber auch Ergebnisse auf der Strecke, und die fehlen 2019. "Wir müssen uns das Negative anschauen und angehen, das machen wir auch", sagt Hülkenberg. "Wir können es nicht vermeiden, also sprechen wir intern, diskutieren es und finden Lösungen. In dem Prozess sind wir momentan."

Das läuft laut Hülkenberg auch noch: "Gewissermaßen kommt es zusammen. Die Atmosphäre ist nicht schlecht, aber wir wissen, dass wir reagieren und wohl einige Dinge ändern müssen. Damit sichergestellt wird, dass wir eine bessere Zukunft haben."