Wiedergutmachung für Alfa Romeo beim Ungarn GP 2019 der Formel 1. Nach der doppelten Zeitstrafe in Hockenheim, die Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi sämtliche Punkte gekostet hatte, lief für das Team aus Hinwil in der Schweiz auf der technischen Seite nur eine Woche später dieses Mal als glatt - oder vielmehr legal.

Sportlich funktionierte es jedoch nur auf einer Seite. "Es so ziemlich das, was du als zweiteiliges Rennen für das Team bezeichnen kannst", bilanziert Teamchef Frederic Vasseur. "Kimi ist richtig gut gefahren, hat ein sauberes Rennen hingelegt und hat in den letzten Runden dem Druck von Bottas wiederstanden."

Räikkönen liefert ab, Giovinazzi schlägt sich selbst

Der Lohn: sechs Punkte dank Platz sieben von Räikkönen. "Das war alles, was wir uns heute erhoffen konnten. Also können wir mit diesen Punkten zufrieden sein", sagt Vasseur. Giovinazzi wusste diese starke Performance dieses Mal allerdings nicht zu spiegeln, beendete das F1-Rennen auf dem Hungaroring nur auf Platz 18, geschlagen sogar von einem Williams.

Den Grundstein dafür legte der Italiener bereits im Qualifying. Giovinazzi startete lediglich von P17, während es Räikkönen in das Q3 geschafft hatte. "Auf dieser Strecke konnte Antonio dann nur Probleme bekommen", sagt Vasseur. Noch dazu habe es ein Problem mit dem ersten Reifensatz des Italieners gegeben, das ihn final aller Chancen beraubt habe.

Giovinazzi trotz Reifen-Problem: Fehlende Pace lag an mir

"Ich hatte eine Berührung in der ersten Runde, als ich in Kurve eins zwischen zwei Autos eingequetscht war", sagt Giovinazzi. "Aber ich denke, es lag an mir, dass es nicht schnell genug war", gesteht der Italiener trotz des eigentlich dankbaren Reifensatz-Arguments Vasseurs. "Aber hoffentlich finden auch wir noch was am Auto ...", ergänzt Giovinazzi.

Auf der Strecke führte für Räikkönen kein Weg vorbei an Norris, Foto: LAT Images
Auf der Strecke führte für Räikkönen kein Weg vorbei an Norris, Foto: LAT Images

Bei Räikkönen unterdessen fällt die Bewertung des Rennens - und des C38 - sehr viel positiver aus. "Viel erwarten konnte ich gar nicht, weil nach dem Freitag ja niemand wusste, wo er steht. Das Auto hat sich aber klasse verhalten. Am Anfang hatte ich sogar mehr Speed als die McLaren", sagt der Finne. "Und dann habe ich natürlich das Beste aus dem Auto herausgeholt", ergänzt der Weltmeister von 2007.

Kimi Räikkönen gewinnt zwei Plätze am Start

"Aber hier ist es ja sehr schwierig, zu überholen", sagt Räikkönen. Deshalb habe es nach seinem Vormarsch von Startplatz zehn auf P8 in der ersten Runde keinen Weg vorbei an Lando Norris und Carlos Sainz gegeben. Doch gab es den auch nicht für Pierre Gasly hinter Räikkönen - immerhin in einem Red Bull, der vorne mit Max Verstappen das Rennen anführte.

Dennoch sah Gasly die Zielflagge am Ende vor Räikkönen. Weil Red Bull den Franzosen per Undercut am Finnen vorbeigeschleust hatte. Genau diesen Punkt nennt Räikkönen daher als einzig negativen Aspekt eines für sonst perfekten Rennens. "Das einzige, was wir noch hätten besser machen können, wäre gewesen, eine Runde früher zu stoppen, um den Red Bull hinter uns zu behalten", sagt Räikkönen.

Räikkönen: Stopp eine Runde früher, dann vor dem Red Bull

Doch schlecht sei es an strategischer Front auch wieder nicht gelaufen. "Wir haben aber auch einen Platz gegen den McLaren gewonnen", erinnert Räikkönen. Das gelang allerdings hauptsächlich, weil bei Norris' Service zunächst ein Reifen nicht im normalen Tempo montiert war, der Brite dann wegen Verkehrs in der Fast Lane auch noch entscheidende Sekunden warten musste.

Für Räikkönen war der einzig brisante Teil seines Rennens damit vorbei. "Nach dem Stopp habe ich dann einfach nur noch auf die Reifen geachtet, weil wir wussten, dass überholen unmöglich sein würde", schildert der Iceman. "Am Ende habe ich dann wieder gepusht." Das war auch nötig.

Räikkönen wehrt Bottas im Mercedes ab

Räikkönen hatte die Reifen nicht umsonst geschont. Immerhin tauchte ab Runde 63 plötzlich Valtteri Bottas hinter ihm auf. Im Mercedes. Mit frischeren Medium-Reifen. Dennoch gelang es Räikkönen, seinen Landsmann bis ins Ziel hinter sich zu halten. Norris hatte sich zuvor dem schnelleren Mercedes beugen müssen, hielt Bottas aber seinerseits zumindest drei Runden in Schach - was Räikkönen die vielleicht entscheidende Luft verschaffte.

In der Fahrer-WM zog Räikkönen (31) vor der Sommerpause durch seine sechs Punkte wieder vorbei an Hockenheim-Podestler Daniil Kvyat (27) und rangiert nun mit vier Punkten Vorsprung auf den Russen auf Rang acht. Damit ist Räikkönen zweitbester Fahrer des Mittelfelds. Carlos Sainz ist mit 58 allerdings weit enteilt. Alfa Romeo machte in der Team-WM gleich zwei Plätze gut, zog wieder an Racing Point und Haas F1 vorbei und rückte bis auf sieben Zähler an Renault heran.