Max Verstappen holte in Ungarn zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere die Pole. Angesichts der schon immer besseren Performance Red Bulls im Rennen - hier braucht es keinen Partymode, der Motorenpartner Honda eben (noch) fehlt - schien der Sieg auf dem Hungaroring für manch einen fast nur Formsache. Zumal es gerade zuletzt so blendend gelaufen war. Sieg in Spielberg. Sieg in Hockenheim. Und das auch noch jeweils nach schwachen Starts.

Doch alles kam anders. Der Start Verstappens saß dieses Mal. Lange führte der Niederländer den Ungarn GP daraufhin an. Von Lewis Hamilton konnte sich der 21-Jährige jedoch nie entscheidend absetzen. Auch im ersten Stint nicht. Mehr als 2,5 Sekunden fehlten dem Weltmeister in dieser Phase nie auf den Führenden. Das zeigt: Der Mercedes war schneller. Wenn ein Fahrer trotz Dirty Air durchgängig so dicht folgen kann, ist das nicht zu negieren.

Ungarn: Hamilton durchweg schneller als Verstappen

Die Bestätigung dafür folgte in zwei Etappen. Nach seinem späteren ersten Stopp fuhr Hamilton zunächst eine Lücke von sechs Sekunden in nur zwei Runden komplett zu, überholte Verstappen beinahe sensationell außen in der blinden Highspeed-Kurve vier. Danach ging es weiter wie im ersten Stint. Hamilton der Verstappen-Schattenmann. Dann Etappe zwei. Mercedes' taktischer Kniff.

Nach einem zweiten Stopp in Runde 48 lag Hamilton 19 Sekunden hinter Verstappen zurück. Mit frischen Mediums fuhr der Weltmeister diese Lücke innerhalb von 17 Runden - samt Überholvorgang - komplett zu. Für Verstappen der finale Beleg dafür, wie überlegen Mercedes in der Formel 1 aktuell wirklich ist - wenn die Silberpfeile tatsächlich alles zeigen - zeigen wollen und müssen.

Verstappen: Jetzt konnte man sehen, wie viel Spielraum Mercedes wirklich hat

"Ich denke, dass du da sehen konntest wie viel Spielraum sie noch immer haben, wenn sie mal wirklich pushen müssen", sagt Verstappen zu Motorsport-Magazin.com. "Lewis war heute auch on fire, aber du kannst es sehen. Sobald er es wirklich drauf anlegen muss, dann siehst du, dass dieses Auto immer noch das dominierende Auto ist. So einfach ist das. Bei manchen Rennen ist es vielleicht nur nicht derart notwendig."

Den Wert seiner beiden Siege in Spielberg und Deutschland relativiert Verstappen deshalb. "Natürlich hatten sie ihre Probleme in Österreich mit der Überhitzung, sodass sie nicht pushen konnten. In Hockenheim waren es auch knifflige Bedingungen, sodass du das Auto ja gar nicht am Limit bewegen konntest", schildert Verstappen.

Max Verstappen: Mercedes musste mal alles zeigen

In Ungarn jedoch habe Mercedes sein wahres Gesicht gezeigt und bewiesen, was möglich ist, wenn die Silberpfeile mal so richtig mit harten Bandagen kämpfen, andere Saiten aufziehen. "Hier und heute musste er wirklich alles zeigen, Vollgas, weil ich eben auch Vollgas gepusht habe. Und dann siehst du eben, zu was sie als Team fähig sind", sagt Verstappen.

Auch deshalb konnte Verstappen die Niederlage trotz langer Führung leicht verkraften. "Natürlich gingen mir an einem Punkt dann die Reifen aus und natürlich konnte man es dann kommen sehen. Also war es für mich keine große Enttäuschung mehr, als er mich überholt hat", sagt Verstappen. Für den Youngster ist es also keine Niederlage im direkten Duell mit Hamilton, sondern mehr eine Pleite durch ungleiche Waffen.

Verstappen sieht keine Niederlage gegen Hamilton als Fahrer

"Dass es passiert ist, war einfach eine ganz normale Angelegenheit", sagt Verstappen. "Wir müssen da realistisch sein. Er war heute einfach klar schneller. Ich kämpfte immer etwas mehr um Grip als er, er konnte den Druck aufrechterhalten - wenn du Zweiter bist, kannst du dann natürlich auch noch mit einem zweiten Stopp pokern."