In der Formel 1 nimmt die Silly Season allmählich an Fahrt auf. Kein Wunder - nach dem Ungarn GP am Wochenende steht in der Königsklasse immerhin die viel zu lange und viel zu langweilige Sommerpause an. Anders als im Vorjahr dreht sich auf dem Fahrermarkt 2019 auch noch einiges an der absoluten Spitze - bei Weltmeister Mercedes.

2018 hatten die Silberpfeile Lewis Hamilton und Valtteri Bottas bereits im Juli für 2019 bestätigt, 2019 fehlt diese Aussendung noch. Dass der Brite auch 2020 im silbernen Auto auf Titeljagd gehen wird, steht allerdings fest. Nicht aber der Verbleib des Finnen. In dessen Vertrag steht lediglich eine Option für 2020.

Formel 1 - Mercedes-Fahrer 2020: Bottas vs. Ocon vs. Russell

Das sorgt gegenwärtig für große Spannung. Zwischen Bottas, dem 2018 pausierenden Ersatzmann Esteban Ocon und dem anderen Mercedes-Eigengewächs, Williams-Pilot George Russell, spielt sich aktuell ein Dreikampf um den Platz neben Lewis Hamilton ab.

Bottas will das Cockpit halten, klar. Ocon scharrt gewaltig mit den Hufen. Klar. Und Russell? Nicht klar. Der Brite beteuerte zuletzt mehrfach, überhaupt kein Problem damit zu haben, noch einige Zeit bei Williams zu verbringen. Noch dazu will Claire Williams den Nachwuchsstar unbedingt halten, pochte laut eigener Aussage in der britischen Presse jüngst auch gegenüber Partner Mercedes auf einen über 2019 hinaus geltenden Vertrag.

George Russell: Chance nicht ergreifen wäre dumm

Doch kurz vor der heißen Phase - Toto Wolff ließ in Hockenheim wissen, im August entscheiden zu wollen - gibt sich Russell nun offensiver - zumindest im Ansatz. "Jeder Fahrer würde die Chance lieben, in dem Auto zu fahren, das die WM gewinnt", sagt der Brite am Donnerstag vor dem Ungarn GP. "Sich dagegen zu entscheiden wäre doch absolut dumm!"

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Ungarn GP: (09:19 Min.)

Zumal Russell sich bereit fühlt. Negative Beispiele eines zu schnellen Aufstiegs in ein Top-Team entkräftet der Brite gekonnt. "Kvyat hat Ricciardo im ersten Jahr geschlagen, Verstappen Ricciardo und gerade macht Leclerc Seb auch im ersten Jahr richtig Dampf", erinnert Russell. "Ich glaube da voll und ganz an mich."

Russell: Top-Cockpit im zweiten Jahr wäre nicht zu früh

"Wenn ich die Chance bekommen sollte wäre es aber dumm zu denken, dass ich Lewis im ersten Rennen schlage. Für mich ist er hier der beste Fahrer. Aber ich denke, dass ich dann das Potential habe. Denn mit jedem Jahr, jedem Rennen lernst du. Wenn die Chance kommt, dann bin ich auch zuversichtlich, dass ich sie auch wirklich richtig mit beiden Händen packen kann!"

Doch das sei - Stand jetzt - Zukunftsmusik. "Ich denke, dass ich gerade - im Hier und Jetzt - voll auf meinen Job fokussiert bin und den politischen Kram Mercedes und Williams überlasse, um das zu diskutieren. Ich fokussiere mich nur auf meinen Job bei Williams. Wenn ich in einem Titelauto sitzen will, muss ich sowieso zeigen, mich voll auf den Job zu konzentrieren", erklärt Russell.

Williams will George Russell halten

Dass sein gegenwärtiges Team ihn behalten will, ist Russell bewusst. Doch sei die Situation eben vertrackt. "Fakt ist, dass ich einen Vertrag bei Williams habe. Fakt ist, dass ich ein Mercedes-Nachwuchsfahrer bin. Das sind also zwei Fakten. Es ist schwer, da in die vertraglichen Feinheiten einzutauchen", beschreibt Russell.

Was halten die Fans von der Formel 1 2019?: (11:41 Min.)

Genauso kompliziert wie auf dem Papier fühlt es sich für Russell auch im Kopf an. "Von meiner Seite sieht es so aus: Ich lerne hier bei Williams dermaßen viel und genieße es voll und ganz ein F1-Fahrer zu sein, mache meinen Entwicklungsprozess durch", sagt er. "Aber faktisch ist es so: Jeder Fahrer will Rennen gewinnen und die Chance auf WM-Titel haben."

Russell: Williams würde Wechsel verstehen

Das sei auch Williams bewusst - wenngleich die Teamchefin zuletzt wie beschrieben deutlich wurde. Russell: "Die Williams-Seite sieht das nicht als respektlos und hat keine Ressentiments, wenn ich sage, dass ich einem WM-Auto sitzen will. Denn wer will das nicht?"

Doch wie stehen überhaupt die Chancen für Russell? Auf Nachfrage am Donnerstag auf dem Hungaroring lacht der Youngster darauf zunächst nur. Dann überlegt Russell lang. "Fakt ist, dass Mercedes ein Auge auf jeden hat", weicht er nach einigen Sekunden schließlich aus. "Mit Valtteri, mit Esteban und mir - wir sind eben die Mercedes-Fahrer."

Russell über seine Chancen: Sehr, sehr unwahrscheinlich, aber …

Dann gibt es dennoch eine kleine Wasserstandmeldung: "Für mich persönlich würde ich jetzt sagen, dass es sehr, sehr unwahrscheinlich ist", sagt Russell. Nur, um das gleich wieder zu entkräften: "Aber möglich ist alles. In der Formel 1 ... der Sport ändert sich tagtäglich. Und mehr will ich dann auch nicht mehr dazu sagen." Willkommen in der Silly Season!