Für Valtteri Bottas geht es in der Formel 1 aktuell gleich doppelt in die heiße Phase. Einerseits mit Blick auf die WM. Zuletzt servierte Lewis Hamilton dem Finnen hier einen Big Point auf dem Silbertablett. Doch Bottas warf die Großchance, in Hockenheim richtig Punkte gutzumachen, in die Bande. Mit 41 Zählern Rückstand reist der Finne deshalb zum letzten Rennen vor der Sommerpause nach Ungarn.

Andererseits mit Blick auf seine Zukunft beim dominierenden Team der vergangenen Jahre. Noch in Österreich hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff erklärt, in diesem Jahr die Entscheidung früher treffen zu wollen. 2018 hatte Mercedes Valtteri Bottas am 20. Juli für die Saison 2019 bestätigt - plus Option für 2020.

Valtteri Bottas: Es gab schon Gespräche

Um genau diese Option geht es nun - und die Silberpfeile sind nun doch später dran. Inzwischen ist der Juli komplett verstrichen - ohne Bestätigung des Finnen für die kommenden Saison oder zumindest ein klares Bekenntnis. "Wir hatten aber schon ein paar Gespräche, vor ein paar Wochen schon", berichtete Bottas allerdings zuletzt in Hockenheim.

Danach habe es jedoch keinen weiteren Austausch mehr gegeben. "Es gibt ehrlich gesagt auch keine Panik oder Eile. Wir haben als Team ja gut performt. Die Abstände zwischen Lewis und mir waren auch ziemlich klein. Also habt Geduld", warb Bottas im nächsten Atemzug für einen neuen Kontrakt.

Bottas-Crash in Hockenheim zur schlechtesten Zeit

Dass der Finne das offensichtlich für nötig hält, zeigt sich, wenn man dem Mann, am Entscheidungsdrücker zuhört. Toto Wolff. Der Teamchef gibt sich weitgehend diplomatisch, scheint jedoch ganz offensichtlich noch mehr Argumente seitens Bottas sehen zu wollen.

"Wir wollen jetzt erst einmal die Saison bis zum Shutdown [aka Sommerpause, Anm. d. Red.] gut beenden, zwei ordentliche Leistungen in Hockenheim und Budapest zeigen und dann über das Fahreraufgebot für 2020 und darüber hinaus nachdenken", sagte Wolff am Freitag in Hockenheim. Das inkludiert auch gute Leistung des Fahrers. Ausgerechnet zwei Tage später jedoch leistete sich der Finne einen selbstverschuldeten Ausfall per Unfall im Regen von Hockenheim.

Wolff weicht aus: Fahrerbekanntgabe im Juli wäre ungewöhnlich

Damit lieferte der Finne also alles andere als das offensichtlich noch nötige Argument. Wie nötig zeigt eine Aussage Wolffs auf eine Nachfrage zum Datum der Bekanntgabe. Warum nun doch später als am 20. Juli? "Ich denke, es ist sowieso ziemlich ungewöhnlich, Fahrer im Juli zu verkünden", weicht Wolff aus. "Wenn du dir alle Zeit nehmen willst, es gründlich zu bewerten, kannst du es auch bis in den Winter schieben, wie wir es bei anderen Teams gesehen haben, was in der Vergangenheit Standard war."

Dann wird es jedoch interessant. "Für uns geht es nicht nur darum, die richtige Entscheidung für nächstes Jahr zu treffen", sagt Wolff. "Es geht auch darum, nach vorne zu schauen." Also langfristig zu denken. "Deshalb haben wir nun entschieden, dass wir die Entscheidung, wie wir weitermachen, im August treffen werden", verkündet Wolff. "Aber das heißt nicht unbedingt, dass wir es auch im August bekannt geben werden ..."

Mercedes und die Qual der Wahl: Bottas, Ocon oder Russell?

Heißt im Klartext: Hier spielen neben Bottas' Leistungen vor allem zwei Größen eine Rolle, namentlich Esteban Ocon und George Russell. Beide Mercedes-Junioren. Der eine als Ersatzfahrer von Mercedes im bitteren und unfreiwilligen Sabbatjahr, der andere vorläufig als Stammfahrer bei Motorenkunde Williams untergebracht.

"Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung von Esteban, genauso von George", sagt Wolff. "Sie sind unsere beiden Nachwuchsfahrer, die am weitesten sind und das Ziel ist, sie für ein Cockpit bei Mercedes bereit zu machen", stellt Wolff klar. Eine klare Ansage in Richtung Valtteri Bottas. Auf dem Abstellgleis steht der Finne für Wolff deshalb jedoch nicht gleich.

Wolff lobt Bottas und schwärmt von Ocon

"Für Mercedes, für uns, zeigt Valtteri einige sehr starke Leistungen und verdient das Cockpit", versichert Wolff. Nur Diplomatie. Geht es um Ocon kommt Wolff jedenfalls etwas mehr ins Schwärmen. "Doch auch Esteban hat das in der Vergangenheit gezeigt und ist eine klasse Ergänzung des Teams. Hinter den Türen leistet er einen großen Beitrag. [...] Einen Mercedes Young Driver ins Cockpit zu setzen, wäre auch interessant ..."

Doch sei einfach ist es dann auch wieder nicht. Für Ocon gibt es immerhin noch eine andere Option. Klappt anders als 2018 dieses Mal ein Leihgeschäft? "Es gibt unter den anderen Teams Interesse an Esteban", bestätigt Wolff. Radio Fahrerlager zufolge reicht dieses von Racing Point über Renault und Haas bis Williams.

Ocon verleihen? Für Wolff nicht ideal

"Wir müssen einfach eine sorfältige Entscheidung für uns selbst und für die anderen interessierten Parteien treffen - nicht für zu unseren eigenen Gewinn, sondern auch für Estebans Gewinn", sagt Wolff. "Und falls das dann bedeuten würden, dass wir eine Entscheidung für Valtteri treffen, dann bedeutet das ganz klar auch, dass jemand anderes ihn [Ocon] weiterentwickelt."

Wirklichen Gefallen scheint Wolff daran jedoch nicht zu finden: "Das würde bedeuten, dass wir für ein Jahr oder länger unsere Hand über Esteban verlieren würde. Das sind dann die Konsequenzen einer solchen Entscheidung." Hintergrund dessen: Offenbar die gegenwärtige Situation bei der anderen Mercedes-Aktie Russell.

George Russell: Williams will ihn unbedingt halten

Williams will den Youngster jedenfalls um jeden Preis im Team behalten. "Ich habe Toto gesagt, dass George auf einem Dreijahresvertrag mit uns ist. Er ist fester Teil unserer Pläne für die Zukunft und geht nirgendwo hin", betonte nun Claire Williams unmissverständlich in der britischen 'Daily Mail'. Russell selbst bekräftigte bereits mehrfach, überhaupt kein Problem damit zu haben, erst einmal weiter bei Williams zu bleiben - zuletzt wieder in Hockenheim.

Und Esteban Ocon? Glaubt, bald Gewissheit zu haben. "Wir werden sehen, was mit mir geschieht. Nach Budapest werde ich mehr Antworten haben", so Ocon im französischen Fernsehen bei Canal+. "Es ist klar, dass es eine Sommerpause werden wird, in der mein Telefon jede Menge glühen wird. Solange solche Dinge passieren und Leute über mich sprechen, ist es auf jeden Fall eine gute Sache."

Esteban Ocon erwartet viele Anrufe im August

Anders als Russell will sich der junge Franzose dabei nicht mit Zwischenstationen aufhalten. "Worauf ich wirklich hoffe, ist, ein konkurrenzfähiges Auto zu finden. Mein Traum ist immer, Titel und Rennen zu gewinnen. Ich will so schnell zurück wie möglich", sagt Ocon.