Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Ungarn GP: (09:19 Min.)

Die Sommerpause naht! Doch vorher hält die Formel 1 noch einen echten Klassiker bereit. Auf dem berühmten Hungaroring, auch bekannt als das Monaco des Ostens, steht am kommenden Wochenende mit dem Ungarn GP das zwölfte Rennen der F1-Saison 2019 auf dem Programm.

Wird der Grand Prix vor den Toren Budapests der vierte Kracher in Serie? Setzten Sebastian Vettel und Ferrari ihren Aufschwung fort? Kann Max Verstappen wieder gewinnen? Oder schlägt Mercedes eiskalt zurück? Diese und weitere heiße Themen vor der Puszta-Party im Überblick.

#1 Setzt Sebastian Vettel den Ferrari-Aufschwung fort?

Speziell für Sebastian Vettel war der zweite Platz nach Aufholjagd bei seinem Heimrennen in Hockenheim eine Erlösung. Dreimal in Folge hatte der Heppenheimer zuvor das Podium verpasst. Doch auch Ferrari insgesamt schien zurück. Bestzeiten in allen drei Trainings waren einen klare Ansage. Durch die Defekte im Qualifying blieben die Roten allerdings finale Antworten schuldig.

Aber: Ein Großteil des plötzlichen Comebacks sollte ohnehin auf das Streckenlayout zurückzuführen sein. So wurde Ferrari bereits vor Hockenheim hoch gehandelt. Das Gegenteil ist nun in Ungarn der Fall. Auf aerodynamische Effizienz - die Stärke des SF90 - kommt es auf dem Hungororing kaum an, stattdessen auf maximalen Abtrieb - die Schwäche des SF90.

Doch will Ferrari dank des jüngsten Feintunings daran gefeilt haben. "Es wird wichtig, zu sehen, ob dieses Rennen weitere Bestätigung dafür liefert, dass sich unser Auto auf verschiedenen Streckentypen verbessert hat", sagt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto daher vor Ungarn. Ergänzend wird es zusätzliche Updates geben. Für Ferrari wird Ungarn also der große Test, wie real der jüngste Aufschwung wirklich gewesen ist.

#2 Findet Mercedes zurück in die Spur?

Den gegenläufigen Trend zu Ferrari lieferte in Hockenheim Mercedes, schon vor dem Armageddon-Rennen (O-Ton Toto Wolff) am Sonntag. Trotz eines großen Updates - neuer Frontflügel sowie Modifikationen an Bargeboards, Unterboden und Heckflügelendplatten des W10 - fuhren die Silberpfeile plötzlich der Scuderia hinterher. Dabei habe das Update durchaus wie gewünscht funktioniert. "Das konnten wir in den Daten erkennen", sagt Teamchef Wolff.

"Wir können mit unserer Leistung deshalb grundlegend nicht happy sein. Hätte Ferrari das Qualifying beendet, hätte es ganz anders aussehen können", mahnt der Wiener. "Und wir verstehen es nicht. Das Update-Paket hat geliefert, aber mit all den Faktoren ... [hat es sich nicht im Ergebnis widergespiegelt, Anm. d. Red.]" Deshalb müsse Mercedes nun genau ansehen, wie man die Neuerungen auch ideal einsetze. "Denn das Auto war zunächst sehr schnell, aber durch unser eigenes Wirken lief es dann gegen uns. Bis Budapest müssen wir viele Variablen analysieren."

Damit nicht genug der Baustellen. Zu diesen zählte in Hockenheim ausnahmsweise auch einmal Lewis Hamilton. Der Weltmeister war das gesamte Wochenende gesundheitlich angeschlagen. "Deshalb habe ich für die nächsten Tage jetzt alles abgesagt. Ich fahre nach Hause und werde die nächsten Tage schlafen, um zu versuchen, diesen Bug [sic!] zu überwinden", kündigte der Brite bereits an. "Gesundheit ist so wichtig, also muss ich sicherstellen, dass ich beim nächsten Rennen wieder so gesund wie nur möglich bin."

#3 Hat Max Verstappen wieder Siegchancen?

Zweimal die 2019 neue Maximalausbeute von 26 Punkten, also inklusive des Bonuspunkts für die schnellste Rennrunde, schnappte sich Max Verstappen in den vergangenen drei Rennen. Damit ist der Niederländer aktuell der Mann der Stunde in der Formel 1. So viele Zähler holte selbst Lewis Hamilton nicht. Liefert der Hungaroring nun gleich die nächste Chance auf einen Big Point?

Mercedes jedenfalls ist gewarnt. "Red Bull hat mit Max zwei der drei vergangenen Rennen gewonnen", mahnt Toto Wolff. Speziell Ungarn könnte nun gleich die nächste Chance liefern. Power - noch immer ein leichter Nachteil mit Honda - zählt auf dem winkligen Kurs weniger als zuletzt. Stattdessen sind Aerodynamik und mechanischer Grip gefragt. Das gefällt dem Red Bull.

Auch die Reifen werden aufgrund der Dauerbelastung durch die ewigen Kurvenabfolgen ohne lange Gerade durchgehend gefordert, was Managementkünste fordert. Über die verfügt wie kein Zweiter Max Verstappen. "Ich mag den Hungaroring, er ist eine meiner Lieblingsstrecken. Das gesamte Team freue sich auf dieses Rennen. Es ist eines der heißesten des Jahres und normal liegt uns der Kurs", sagt der WM-Dritte daher ziemlich zuversichtlich.

Werden Max Verstappen und Red Bull jetzt nachhaltig zur Gefahr für Mercedes?, Foto: Red Bull
Werden Max Verstappen und Red Bull jetzt nachhaltig zur Gefahr für Mercedes?, Foto: Red Bull

#4 Wer kann die Top-Teams ärgern?

Daniil Kvyat, Lance Stroll, Carlos Sainz, Alex Albon. Diese Namen drängelten sich im Ergebnis des Deutschland GP auf die eigentlich Ferrari, Mercedes und Red Bull vorbehaltenen Ränge drei bis sechs. Mischt das Mittelfeld jetzt plötzlich die Formel 1 auf, auch in Ungarn? Wohl kaum. Zumindest ist das nicht zu erwarten. Das Hockenheim-Resultat war einzig Folge eines unfassbaren Chaos. Aber: Immerhin im Qualifying war mit Kimi Räikkönen tatsächlich mal ein Mittelfeldpilot haarscharf dran an einem Red Bull (0,016 Sek. auf Gasly).

Das war jedoch auch der extrem kurzen Runde in Hockenheim geschuldet, einen Trend sollte man hier nun nicht erwarten. Genauso wenig scheint es nachhaltige Trends auch im Mittelfeldkampf selbst zu geben. Zuletzt schien hier McLaren die Führungsrolle übernommen zu haben. Doch in Hockenheim ging plötzlich kaum etwas. Auch bei Renault nicht, trotz eigentlich hoher Erwartungen.

Stattdessen trumpfte plötzlich Alfa Romeo so richtig auf, verlor durch illegale Kupplungseinstellung jedoch alle Punkte. Zumindest an die Performance glaubt das Team aus Hinwol in Ungarn jedoch nahtlos anknüpfen zu können. "Nach Hockenheim ist Ungarn eine weitere Strecke, auf der wir konkurrenzfähig sein können", sagt Räikkönen, neunfacher Podestbesucher auf dem Hungaroring.

Neben Alfa ebenfalls mit einem Satz in Hockenheim: Racing Point. Der erste Teil eines größeren Updates, das nun in Ungarn komplettiert wird, spülte das Team im Mittelfeld spürbar nach vorne. "Ich denke, dass wir vergangenen Woche echt Fortschritt mit dem Auto erzielt haben. Die neuen Teile haben geholfen, darauf wollen wir diese Woche aufbauen", sagt Lance Stroll.

Bei F1-Sorgenkind Haas gehen auch in Ungarn die Abgleichfahrten verschiedener Spezifikationen des VF-19 weiter. "Wir wissen einfach nicht, was da los ist", sagt Romain Grosjean. "Wir haben noch immer keine Schlüsse ziehen können, was mit unserer Rennpace los ist", erklärt Teamchef Günther Steiner die Experimente am nun dritten Wochenende in Folge. "Deshalb fährt in Budapest wieder Grosjean mit der Melbourne-Spec und Magnussen mit der Hockenheim-Spec."

#5 Gibt es wieder Chaos?

Spielberg, Silverstone, Hockenheim. Die Formel 1 erlebt im Sommer 2019 ihren vielleicht besten seit vielen Jahren. Gleich drei unfassbar nervenaufreibende Rennen in Folge hat uns die Königsklasse jetzt geboten. Falls überhaupt noch irgendjemand Fingernägel übrig hat, wird er oder sie diese hoffentlich am Sonntag in Ungarn verlieren. Mit einem vierten Kracher würde jedenfalls die ganze F1 in die Sommerpause gehen. Auch wenn diese einem dann nur noch länger vorkommen wird …

Doch stehen die Chancen auf einem derart engen Kurs nicht unfassbar schlecht? Nein. Überholen geht auf dem Hungaroring durchaus. Entweder in Kurve eins oder in Kurve drei, die sich in den vergangenen Jahren als gute Aktie für starke Manöver etabliert hat. Viele Kiesbetten, leidende Reifen und oft heiße Temperaturen tun ihr übriges für unvorhersehbare Entwicklungen …

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