Sebastian Vettel hat mit seiner fehlerfreien, am Ende auch furiosen Aufholjagd von P20 auf P2 beim Deutschland GP der Formel 1 in Hockenheim bewiesen, dass der vierfache F1-Weltmeister doch noch längst nicht auf den Wertstoffhof für einstmals starke F1-Piloten gehört.

Dahin schienen den Ferrari-Star zuvor schon so manche Beobachter förmlich schicken zu wollen. Allen voran in der italienischen Presse ertönte bereits seit Wochen ein regelrechter Abgesang auf deren einstigen Heilsbringer ihrer Scuderia.

Ross Brawn schwärmt von cleverem Kämpfer Vettel

"Der Deutsche kämpfte sich den ganzen Weg bis auf Platz zwei nach vorne, mit einer tollen Klettereinlage durchs Feld, die seine heimischen Fans im Motodrom sich hat erheben, ihn durch jedes Überholmanöver hat brüllen lassen", beschreibt F1-Sportchef Ross Brawn Vettels Rennen mit großen Worten.

"Nachdem er in Montreal die Enttäuschung über den verlorenen Sieg davongetragen hatte, war es eine harte Zeit für Sebastian. P2 vor heimischem Publikum am Ende eines clever gefahren Grand Prix wird ihm jetzt ein großer Ansporn sein", sagt Brawn, das ehemalige 'Superhirn' Ferraris.

Jean Todt: Unfaire Vettel-Kritik, großartiger Fahrer

Eine andere ehemalige Ferrari-Größe hatte allerdings bereits vor dem Rennen in den höchsten Tönen von Sebastian Vettel geschwärmt - und den Deutschen klar gegen harsche Kritik verteidigt. "Ich will mich da gar nicht groß einmischen. Aber ich denke, dass Sebastian Vettel unfair attackiert wird", polterte Jean Todt am Sonntagmorgen in Hockenheim vor einer kleinen Journalistenrunden, darunter Motorsport-Magazin.com.

"Er ist ein großartiger Fahrer, einer der besten Fahrer der Welt, ein vierfacher Weltmeister", betonte Todt. "Vielleicht hatte er nicht immer das maximal perfekte Auto, das ihm erlaubt hätte seine Fähigkeiten zu zeigen und so weit vorne zu sein, wie er es gerne sein würde."

Todt: Vettel fehlte maximal perfektes Material

Zudem sei Vettel gerade gefordert wie vielleicht noch nie. "Er hat einen sehr talentierten Teamkollegen, der ihm sein Leben vielleicht schwieriger macht", sagt der Franzose über Charles Leclerc. Der wird übrigens gemanagt von Todt junior, Nicolas Todt.

Doch nicht die gegenüber Leclerc zuletzt häufig etwas schwächere Pace verteidigt Todt - auch Vettels durchaus erhöhte Schlagzahl an Fahrfehlern. In diesem Jahr liegt der Deutsche bei bereits drei kostspieligen Patzern: Dreher in Bahrain, Ausrutscher in Kanada, Verstappen-Abschuss in Silverstone.

Todt verteidigt Vettel-Fehler: Kann Menschen passieren

Todt aber meint: "Er ist ein Mensch, keine Maschine. Er kann Fehler machen. Das kann jedem passieren wenn du unter viel Druck gerätst." Tatsächlich. Selbst Lewis Hamilton, wie einen Tag später der Rennsonntag gleich doppelt - erst Crash, dann Dreher - vor Augen führte. Der Brite selbst versicherte danach sogar selbst: Auch er sei nur ein Mensch. Anderes Beispiel? Auch den 2019 so sauberen Max Verstappen erwischte es - Dreher.

Für Todt steht jedenfalls fest: "Ich habe höchsten Respekt vor ihm [Vettel] als Fahrer - und als Persönlichkeit." Letzteres gelte trotz so mancher Ausbrüche Vettels, die Todt nicht unbedingt gutheißt. "Er hat seine Emotionen. Manchmal finde ich seine Emotionen nicht so toll", so der FIA-Präsident. "Aber ich versuche zu stehen, warum er diese Emotionen hat."