Um 20:52 Uhr am Sonntag des Deutschland GP erhielt Alfa gleich doppelt Post von der FIA. Nach dem Rennen auf dem Hockenheimring waren den Technischen Kommissaren Unregelmäßigkeiten an den Motorsteuergeräten von Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi aufgefallen. Die genaue Analyse samt Anhörung dauerte Stunden, am Ende mussten die Stewards Strafen für beide Piloten aussprechen.

Räikkönen und Giovinazzi, auf den Rängen sieben und acht über die Ziellinie gefahren, wurden nachträglich mit Stop-and-Go-Strafen belegt. Weil diese freilich nicht mehr abgesessen werden konnten, werden sie in 30-sekündige Zeitstrafen umgerechnet.

Weil das Rennen kurz vor dem Ende durch eine Safety-Car-Phase zum vierten Mal neutralisiert wurde, waren die Abstände im Ziel recht eng. Räikkönen und Giovinazzi wurden deshalb bis auf die Plätze 12 und 13 durchgereicht und verlieren somit alle zehn Punkte.

Alfa mit illegalen Fahrhilfen in Hockenheim?

Der genaue Sachverhalt ist komplex. Übergeordnet werfen die Stewards Alfa vor, gegen Artikel 27.1 des Sportlichen Reglements verstoßen zu haben. Darin heißt es, dass der Pilot das Fahrzeug "alleine und ohne Hilfe" bewegen muss.

Das ist ein sehr übergeordneter Artikel, der der FIA die Möglichkeit gibt, jede Art von Fahrhilfen zu verbieten. In der Tat schickte die FIA aber ein Dokument an alle Teams, in dem derlei Fahrhilfen genauer spezifiziert werden. Dieses Dokument wird ähnlich wie eine Technische Direktive vom International Court of Appeal als bindend angesehen.

Konkret geht es im Fall von Alfa um die Kupplung. Zwar gibt es in der Formel 1 ein Standard-Motorsteuergerät, das von McLaren stammt, allerdings dürfen die Teams darin bestimmte Parameter verändern - die Kupplungseinstellungen gehören dazu.

Traktionskontrolle für Räikkönen und Giovinazzi?

Damit die Starts mehr in den Händen der Fahrer als der Ingenieure liegen, hat die FIA vor einiger Zeit gewisse Maßnahmen beschlossen. Dazu gehört beispielsweise das Verbot eines zweiten Kupplungshebels.

Dabei wurde auch klargestellt, dass sich das vom Motor abgegebene Drehmoment linear zur Stellung des Kupplungshebels verhalten muss. Diese Übersetzung darf mit einem maximalen Zeitversatz von 70 Millisekunden erfolgen. Bei Kimi Räikkönen betrug der Versatz allerdings 200 Millisekunden, bei Antonio Giovinazzi ganze 300 Millisekunden.

Dadurch hatten beide "möglicherweise einen Vorteil", wie es in der Begründung der Stewards hieß. Konkret könnte es sich dabei um eine einfache Form der Traktionskontrolle handeln. Vor allem im Regen wäre das am Start ein großer Vorteil.