"Alles gut. Ich bin schnell darüber hinweggekommen", sagt Daniel Ricciardo am Donnerstag vor dem Formel-1-Rennwochende in Spielberg. Keine vier Tage ist es her seit der Renault-Pilot Platz sieben beim Frankreich GP durch gleich zwei Zeitstrafen nach Rennende verloren hatte, dadurch komplett aus den Punkten fiel.

Doch so ganz verdaut hat der Renault-Pilot die Nummer aus Le Castellet in Österreich offenbar noch nicht. Ricciardo ärgert sich weiter über die Sanktionen. Besonders den Plural. "Ich denke, zwei [Strafen] waren hart. Eine musste ich aber bekommen, denke ich", meint Ricciardo sogar.

Ricciardo findet's ungerecht: Sogar hinter Gasly!

"Denn sonst ist es so, dass man sagt 'Er war neben der Strecke!' Alle würden sich beschweren, wofür es die Regel dann gibt? Ehrlich gesagt denke ich, dass es unvermeidbar war", erklärt der Honeybadger - und betont nochmals: "Aber zwei fand ich zu hart!"

Warum? "Es hat mich ja komplett aus den Punkten genommen. Schon mit einer Strafe wäre ich Zehnter oder so gewesen. Gebt mir doch wenigstens einen Punkt zum Probieren", scherzt Ricciardo. "Nichts gegen Gasly, aber er war nicht im mindestens in unserem Kampf und stiehlt jetzt auf gewisse Art diesen Punkt. Das finde ich nicht gerechtfertigt."

Daniel Ricciardo: Für mich war es nur ein Vorfall

Ein Argument irgendwo zwischen Ernst und Scherzt. Doch der Australier nennt noch einen Aspekt, weshalb er nur eine Strafe gegeben hätte. "Ich würde es einfach als einen Vorfall behandeln, nicht zwei", meint er. Dabei waren die beiden Szenen durchaus deutlich voneinander getrennt. Zwar kurz hintereinander, aber zumindest nicht direkt abhängig voneinander.

Noch dazu sieht Ricciardo den ersten Teil - das Manöver gegen Lando Norris - ohnehin als kaum strafwürdig an. " Mit dem Lando-Vorfall stimme ich eher nicht ganz zu. Wenn überhaupt, dann hat es uns alle ausgebremst. Ich selbst hatte da keinen großen Vorteil", meint Ricciardo.

Ricciardo & Hülkenberg: Norris-Nummer keine Strafe

Dem stimmt in Spielberg auch Teamkollege Nico Hülkenberg, in der betreffenden Szene direkt dahinter gewesen, zu: "Die erste verstehe ich nicht, bei der zweiten verstehe ich den Punkt." Kimi Räikkönen äußert sich ebenfalls, nimmt eine Position irgendwo zwischen der Renault-Meinung und dem Urteil ein. "Ich denke, es war etwas am Limit. Er kam von der Strecke ab und kam wieder zurück. Das hätte so oder so ausgehen können", meint der Alfa-Pilot, der ebenfalls einen perfekten Blick auf das Manöver hatte.

Mehr interessiert sich Räikkönen jedoch für Szene Nummer zwei - die betraf immerhin ihn selbst. Interessant: Räikkönen will Ricciardo ganz bewusst regelrecht in die Strafe getrieben haben. "Ich wusste, dass die Strecke da endet. Ich wusste, dass er es da vielleicht rechts versuchen will, weil da natürlich Platz war. Aber die Regeln erlauben das eben nicht. Klar, er kann dahin fahren. Aber dann passiert etwas [eine Strafe]. Und er fuhr dahin. Wenn da eine Mauer gewesen wäre, hätte er da gar nicht erst vorbeifahren können. So einfach ist das", schildert Räikkönen.

Ricciardo gesteht Regelverstoß gegen Räikkönen

Und Ricciardo? Sieht seinen Regelverstoß in dieser Szene klar ein. "Bei [der Aktion mit] Kimi war es schon klar, weil ich für das Manöver die Strecke verlassen habe. An seiner Stelle hätte ich gesagt 'Hey, was ist da denn los?!' wenn einer einfach neben der Strecke an mir vorbei gefahren wäre", gesteht Ricciardo. Doch für ihn sei das eben nur Resultat der ersten Szene gewesen. Ricciardo: "Ich verstehe nicht, warum sie es als zwei verschiedene Vorfälle sehen. Aber Regeln muss es geben."

Ganz besonders stört den Australier jedoch, wie leicht die ganze Sache hätte verhindert werden können, wäre es nur eine anständige Strecke gewesen. "Ich denke, das Problem ist - und dafür werden sie [offenbar die Streckenbetreiber, Anm. d. Red.] mich jetzt hassen! - die Strecke. Die hilft nicht. Streut da Kies hin, das stoppt uns zwar nicht, aber ich würde es noch immer versuchen. Aber du würdest sofort selbst die Strafe bekommen statt nach dem Rennen. Deshalb bin ich kein Fan von so weiten offenen Strecken", sagt Ricciardo.

Ricciardo, Räikkönen, Hülkenberg: Ärger über Strecke

Auch Räikkönen, obwohl in diesem Fall profitiert, würde generell eine natürliche Strafe durch Wiese oder Kies präferieren. "Wir kennen ja alle die Regeln, klar. Aber beim Fahrer vergisst du das eben schnell einmal …", so der Finne.

Hülkenberg schließt sich voll und ganz an. "Paul Ricard ist in der Hinsicht eine sehr schlechte Strecke, denn sie lädt dich fast überall ein, neben die Strecke zu fahren und mit normaler Pace weiterzufahren. Diese Strecke betont dieses Problem", sagt der Emmericher. Doch auch Hülkenberg hält die Strafe letztlich für gerechtfertigt: "Aber jetzt haben wir eben die Regel. Also müssen wir sie auch anwenden."