Ist Alfa Romeo Racing nachhaltig zurück im Kampf um die Mittelfeldspitze der Formel 1? Zuletzt egalisierte Kimi Räikkönen mit einem siebten Platz beim Frankreich GP immerhin das beste Saisonergebnis der Truppe aus Hinwil - nach zuvor gleich drei punktlosen Rennen, inklusiver viele Rätsel über die Performance des C38.

Die seien auch noch nicht ganz ausgeräumt, mahnte Teamchef Frederic Vasseur noch in Frankreich. Von einem klaren Comeback wollte der Franzose noch nicht sprechen. Räikkönen selbst geht nur vier Tage später, unmittelbar vor dem Back-to-Back-Rennen in Spielberg, deutlich mehr in die Offensive.

Räikkönen: Comeback kein Zufall, einfach gutes Update

"Hoffentlich hat sich innerhalb einer Woche nicht alles geändert", scherzt Räikkönen zwar. Doch auch in vollem Ernst bewertet der Formel-1-Routinier die Performance in Le Castellet nicht als Eintagsfliege. "Die Upgrades schienen funktioniert zu haben, wir haben das Auto und die Reifen besser verstanden und ich sehe keine Gründe, warum wir hier nicht wieder in der Lage sein sollten, Punkte anzuschreiben", sagt Räkkönen.

Warum? "Wir hatten einfach den Speed nicht", so Räikkönen über die vorherige Dürreperiode. In Frankreich irgendwas anders gemacht, deshalb ein Zufallsprodukt kreiert, hätte Alfa Romeo nicht. "Wir haben einfach ein paar Upgrades gebracht", erklärt Räikkönen. Deshalb glaubt der Iceman, die wieder verbesserte Pace auch beim Österreich GP bestätigen zu können.

Räikkönen: Basis des Alfa Romeo C38 top

Einzig das Streckenlayout habe vielleicht noch etwas geholfen, relativiert der Formel-1-Weltmeister von 2007. Ein wenig Abtrieb fehle dem C38 allerdings durchaus noch. "Aber da kannst du jeden fragen. Alle wollen natürlich immer mehr Abtrieb", winkt der Finne ab. "Aber unsere neuen Teile haben auf jeden Fall das gemacht, was sie sollten. Das war es, was uns wieder näher herangebracht hat, sodass wir wieder kämpfen konnten", sagt Räikkönen.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Österreich GP (09:39 Min.)

Grundlegend sieht sich der 39-Jährige mit seinem Alfa Romeo C38 ohnehin gut ausgerüstet. "Das Auto ist überall ziemlich gut. Schnelle Kurven scheinen kein Problem für uns zu sein", berichtet Räikkönen über das generelle Fahrzeugkonzept. "Aber natürlich verbringst du in den langsamen die meiste Zeit, was den Zeitunterschied ausmacht", ergänzt der Finne.

Schneller geht immer

Doch auch da müsse sich sein F1-Bolide nicht verstecken. "Unser Auto ist ziemlich ausgeglichen. Schneller kannst du es natürlich immer noch machen. Aber wir haben eine sehr gute Balance, nur etwas schneller müssen wir es noch machen", fordert Räikkönen.

Heißt: Nur mit Renault kämpfen, wie zuletzt in Frankreich, reicht dem Finnen nicht. Alfa Romeo an die Spitze des Mittelfeldes bringen schon eher. Bereits in der Vorsaison hatte das Team es gegen Ende des Jahres phasenweise dahin gebracht. Dank starker Entwicklung über die Saison.

Alfa Romeo plant Doppel-Update vor dem Sommer

Das war auch dem damaligen Ferrari-Piloten Räikkönen nicht entgangen. "Das war wirklich ziemlich gut", sagt der Finne. Das könne sich gut und gerne wiederholen, glaubt Räikkönen. "Wir haben zuletzt ja nichts Großes gebracht. Aber wir freuen uns über jedes kleine Teil, das etwas bringt. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Rennen mit neuen Teilen noch weiter vorankommen", sagt Räikkönen.

Auch in Spielberg soll es wieder ein paar kleine Neuerungen geben: Für Silverstone und Ungarn plant Alfa Romeo dann jeweils größere Update-Pakete. Doch sei die Basis in dieser Saison ohnehin schon besser als sie 2018 je gewesen sei, so Räikkönen.

Räikkönen: In Spielberg zwei mögliche Gefahren

"Nur ein paar Dinge sind nicht ganz so gelaufen wir erwartet. Aber insgesamt war es sehr gut - auch mit allem, was wir im Windkanal getestet haben und was dann auch wirklich funktioniert hat", berichtet der Finne. "Das ist sehr wichtig. Wenn das nicht übereinstimmt, kann es sehr schwierig werden."

Für den Österreich GP selbst sieht Räikkönen vor allem eine Gefahr, die seine Erwartung von Punkten konterkarieren könnte. "Generell sind hier alle immer sehr eng zusammen, weil der Kurs eben so kurz ist. Da macht es gleich einen großen Unterschied, wenn du es richtig und falsch hinbekommst", weiß Räikkönen.

Zudem könne die Hitze es in Sachen Reifen unter Rennbedingungen besonders schwierig machen. "Das könnte knifflig werden", meint Räikkönen. "Aber hoffentlich kämpfen wir mit. Das ist das Ziel."

Vasseur: Dank Kampfgeist Punkte mit beiden Autos!

Dem stimmt dann auch Teamchef Vasseur ganz klar zu. Was den Franzosen letztlich besonders optimistisch stimmt, ist der Kampfgeist seiner Truppe. "Das ist genau die Einstellung, die ich sehen möchte. In Österreich wird das nicht anders sein. Deshalb bin ich ziemlich zuversichtlich, dass wir mit beiden Autos Punkte holen können.

Für Räikkönen-Kollege Antonio Giovinazzi wären das die ersten Zähler der Saison überhaupt. Tatsächlich hatte sich der Italiener nach anfänglichen Problemen zuletzt leicht gemausert, in Frankreich etwa das Q3 erreicht. "Ich gebe nie auf und bin sehr dankbar, dass das Team mir überall hilft, damit ich meine ersten Punkte holen kann", sagt Giovinazzi vor Spielberg.

Die größte Hilfe ist dabei jedoch offensichtlich sogar schlicht und einfach das jüngste Upgrade: "Wir sind endlich wieder stärker!"