Kimi Räikkönen hat in Frankreich eine drei Rennen währende Dürreperiode für Alfa Romeo Racing mit einem Big Point für Mittelfeld-Maßstäbe beendet. Nach vier Punktresultaten zu Saisonbeginn meldete sich der Finne mit einem siebten Platz im verbesserten C38 deutlich zurück.

Dank der sechs Punkte für P7 rückte Räikkönen in der WM-Wertung wieder vor auf Platz zwei der B-Liga, rangiert mit nun 19 Punkten deren sieben hinter Carlos Sainz auf Gesamtrang acht.

Räikkönen patzt im Qualifying - und profitiert davon

Der Weg dahin war jedoch ein steiniger. Los ging das bereits im Qualifying. Während Teamkollege Antonio Giovinazzi ein seltener teaminterner Sieg im Quali-Duell über den Routinier gelang, verpasste Räikkönen das Q3, startete somit nur von P12. Er habe einfach einen Fehler auf seiner schnellen Runde gemacht, gestand Räikkönen.

24 Stunden später hatte sich der Ärger darüber jedoch ins Gegenteil verkehrt. "Gestern war ich noch enttäuscht, es nicht ins Q3 geschafft zu haben. Rückblickend war das jetzt sogar ein Geschenk Gottes, dass ich es nicht geschafft habe", sagt Räikkönen nach dem Rennen über das verpasste Q3. "Denn so musste ich nicht auf den Softs starten."

Giovinazzi bricht mit Soft ein, Räikkönen meistert Hard-Stint

Stattdessen legte Räikkönen mit freier Reifenwahl auf Hard los - und fuhr mit dem härtesten Reifen einen extrem langen ersten Stint. Der Schlüssel zur erfolgreichen Aufholjagd. Zum Vergleich: Teamkollege Giovinazzi bezahlte seinen guten Startplatz mit einem Pflichstart auf Soft. Bereits nach wenigen Runden war der Pneu tot, der Italiener wechselte früh und fiel hoffnungslos weit zurück.

Anders Räikkönen. Doch auch das Rennen ging für den Finnen im ersten Moment nicht ideal los. "Am Start habe ich einen kleinen Fehler gemacht", schildert er. "Aber nur sehr klein. Da habe ich gar nicht viel verloren und konnte mich in den nächsten Kurven zurückkämpfen. Wir waren mit den harten Reifen dann in einer guten Position und konnten den Renault halten", berichtet Räikkönen von seinem Folgeprogramm.

Räikkönen unter Dauerfeuer von Hülkenberg

Runde um Runde hielt der Finne den schnelleren Renault von Nico Hülkenberg hinter sich, ehe er in Umlauf 31 zum späten und einzigen Boxenstopp seine Alfa-Crew ansteuerte. Eine knifflige Aufgabe. Mehrfach schien der Emmericher drauf und dran, ein Manöver zu lancieren. Wirkliche Chancen habe es jedoch nur wenige gegeben, meint Hülkenberg.

Formel 1 2019: Team für Team nach dem Frankreich GP: (16:03 Min.)

"Es war ein oder zweimal in Kurve elf", sagt der Renault Pilot. "Da ist es auch ein ziemliches Windschattenspiel." Nicht geholfen habe dabei die Windrichtung. "Wenn es Gegenwind gewesen wäre, hätte das definitiv bei einer Attacke geholfen", schildert Hülkenberg. Immerhin wirkt sich dann der DRS-Vorteil des Verfolgers deutlicher aus. "Aber dieses Jahr kam der Wind von der Seite."

Hülkenberg: Echt ein hartes Stück Arbeit

Noch dazu habe Räikkönen seinen Job tadellos erledigt. "Er hat die Innenseite dicht gemacht, sodass ich nach außen bin", sagt Hülkenberg. "Da verhungerst du dann, weil du auf die Marbles kommst. Er ist eben einfach fehlerfrei geblieben und hat getan, was er zu tun hatte. Das war echt ein hartes Stück Arbeit für mich!"

Das fiel auch Alfa-Teamchef Frederic Vasseur auf. "Kimi fuhr ein exzellentes Rennen, in dem er unfassbarem Druck durch Hülkenberg über den Großteil des Nachmittags hinweg standgehalten hat und das Maximum aus seinen Chancen in den letzten Runden gemacht hat, um wichtige Punkte zu holen", lobt der Franzose seinen Weltmeister im Team.

Räikkönen gewinnt späten Mittelfeld-Vierkampf

Heißt: In der Schlussphase wendete sich das Blatt für Räikkönen von Defensive zu Offensive. Von P6 ging es beim Stopp in Runde 31 kurz zurück, Hülkenbergs Overcut-Versuch über drei Runden ging jedoch schief. Mit frischen Mediums war der Alfa Romeo dann doch ebenbürtig.

Was folgte war das zumindest im Mittelfeld unterhaltsame Rennende. An Daniel Ricciardo konnte Räikkönen, nun im Reifenvorteil, jetzt dranbleiben und so abstauben, als der Australier es in der letzten Runde gegen Lando Norris übertrieb. Ricciardo zog zwar nochmal vorbei - allerdings irregulär, abseits der Streckenführung. Eine nachträgliche Strafe spülte Räikkönen so auch vor den zweiten Renault.

Räikkönen wieder happy: Alfa wieder im Fight

"Die letzten Runden waren ziemlich intensiv und haben richtig Spaß gemacht! Es war ein klasse Battle mit den Renault heute Nachmittag", jubelt der Iceman für seine Verhältnisse geradezu über diese Phase. "Es ist echt gut, dass wir wieder mit den anderen Autos im Mittelfeld kämpfen konnten und voll dabei waren. Wir hatten den Speed und haben dafür am Ende auch ein gutes Ergebnis erhalten."

Weitaus gedämpfter fällt die Stimmung in der anderen Alfa Gara aus. "Es war echt enttäuscht, nicht in den Punkten anzukommen. Aber wir hatten mit dem Start auf den Softs schon verloren", hadert Giovinazzi, auch im achten Rennen der einzige Fahrer ohne Punkte, abseits der Williams-Piloten. "Da haben wir den Preis für die gute Leistung am Samstag gezahlt."

Giovinazzi: Lichtblick trotz Enttäuschung

Positives nehme er durch sein gutes Qualifying jedoch mit, so Giovinazzi nach einer seiner bis dato klar besseren Leistungen. "Und wir haben gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind. Hoffentlich können wir das jetzt in den nächsten Rennen bestätigen." Gut für den Italiener.

Auch Teamchef Vasseur weiß ganz genau, dass es nicht am Fahrer gelegen hat. "Antonio hatte einfach Pech mit dem Start auf Soft. Er hat aber eine gute Pace gezeigt und konnte dann einfach nichts ausrichten."