"Es hat richtig, richtig Spaß gemacht", schwärmt Williams-Pilot George Russell nach dem Frankreich GP. Bitte was? Im wie immer allen heillos unterlegenen Williams? Nach dem letzten Platz, zum ersten Mal sogar hinter Teamkollege Robert Kubica im Ziel? Ja.

Der Grund: Immerhin mit dem Polen hatte sich der Brite in Le Castellet mal ein schönes Duell geliefert. Zumindest wenn man kein Teamverantwortlicher der Truppe aus Grove ist. Speziell Mechaniker. Die mussten durch den Zweikampf ihrerer Piloten nämlich zittern, einiges reparieren zu müssen.

Kubica vs. Russell: Williams räumt Hinweisschild ab

In Runde sechs setzte sich Russell außen in der ultraschnellen Signes neben Kubica, um den Polen zu überholen. Doch der gab nicht nach, Russell ging weit, richtig asphaltierte Auslaufzone. Doch trotz Parkplatz-Feeling des Circuit Paul Ricard kam dem Briten dabei etwas in die Quere. Das Hinweisschild mit der Meter-Angabe bis zur nächsten Kurve. Russell ballerte voll hindurch.

Mit Folgen. "Ich musste einen zweiten Stopp einlegen, weil ich mir den Frontflügel beschädigt hatte, als ich versucht habe, Robert zu überholen und dabei durch das Board gefahren bin. Das war nicht so ideal", berichtet Russell. "Aber enttäuscht bin ich deshalb jetzt nicht. Aber auch nicht zufrieden. Es war einfach ein normales Rennen für uns."

Russell: Wollte Kubica ohne Teamorder kassieren

Eine Ansage an Kubica hätte das Team zuvor nicht machen sollen, meint Russell. "Ich habe dem Team gesagt, dass ich dachte, schneller zu sein als er. Aber ich habe nicht von ihnen erwartet, irgendetwas zu ändern", sagt er. "Nein. Rückblickend vielleicht ja, denn das Ergebnis davon war dann ja der beschädigte Frontflügel. Aber ich wollte ihn nicht dank der Boxenmauer überholen, sondern selbst, fair und richtig auf der Strecke", sagt Russell zu Motorsport-Magazin.com.

"Das Team hat uns dieselben Chancen gegeben. So sollte es auch sein. Es war ein haariger Move, aber das Highlight meines Rennens." Großartig anderer Spaß sei mit Williams aktuell eben nicht möglich. Russell: "Aber ich denke, dass es die Garagen gegenseitig motiviert, weiter zu pushen und so gut zu entwickeln wie wir können. Insgesamt müssen wir aber einfach geduldig bleiben. Österreich, Silverstone und vielleicht auch Deutschland werden auch schwierige Wochenenden."

Russell: Im Kampf um Punkte vielleicht kein Stopp

Doch wäre es nicht möglich gewesen, auf den Stop zu verzichten, um so zumindest im teaminternen Duell eine weiße Weste zu behalten? Zumindest sichtbar war kein grober Schaden am FW42 zu erkennen. "Selbst habe ich keinen Unterschied gespürt", bestätigt Russell. "Aber das Team hat ein paar Probleme gesehen. Vielleicht ein kleiner Knacks oder sowas, weil ich die Tafel getroffen habe. Wenn ich um Punkte gekämpft hätte, wären wir vielleicht draußen geblieben und hätten es versucht. Aber dazu gab es keinen Anlass."

Kubica: Erster Sieg über Russell egal, schon um viel mehr gekämpft

Heißt: Wirklich viel Bedeutung miss Russell der ersten Pleite gegen Kubica nicht bei. Dem Polen wiederum bedeutet auch sein erster teaminterner Sieg so gar nichts. Spaß gemacht wie Russell habe das Duell auch nicht. Kubica: "Um den letzten und vorletzten Platz zu kämpfen ... Sagen wir mal so: Ich bin in der Formel 1 schon um sehr viel besseres gefahren!"

Dennoch sei es etwas besser gewesen, zumindest mal einen Zweikampf geführt zu haben. "So verging das Rennen schneller", scherzt Kubica. "Und es ist gut für deine Erfahrung. Hoffentlich zahlt sich das, wenn da Auto mal besser wird. Etwas kämpfen, etwas hinterherfahren, dass du da auch weißt, wie sich das Auto dann verhält und wie viel Abtrieb du in den Kurven verlierst."