Formel 1 und NASCAR trafen sich am Montag in Bahrain zum Autotausch zwischen zwei Legenden. Fernando Alonso und Jimmie Johnson gaben sich beim Showrun in der Wüste die Klinke in die Hand. Der US-Amerikaner war im McLaren MP4-28 überraschend flott unterwegs. Alonso ließ sich im Chevrolet Impala von Hendrick Motorsports allerdings auch nicht lumpen.

Johnson legte im ihm vertrauten NASCAR Cup-Auto zunächst eine Rundenzeit von 2:14 Minuten vor. Obwohl Alonso ursprünglich nur das NASCAR pilotieren sollte, ließ er sich dann doch nicht nehmen, den McLaren des Jahrgangs 2013 mit Mercedes-Power im Heck um den Bahrain International Circuit zu jagen.

Nur einen Tag nach seinem Rücktritt aus der Königsklasse beließ er es aber bei einer fliegenden Runde, die lediglich als Referenz für Johnson gedacht war. Mit 1:40.204 Minuten war er allerdings rund sieben Sekunden langsamer als Jenson Button, der 2013 in Bahrain mit diesem McLaren im Qualifying auf Platz zehn landete.

Johnson vom Formel-1-Auto begeistert: Es war der Wahnsinn

Einerseits stand Alonso kein Bolide in der damaligen Konfiguration zur Verfügung, andererseits war auch bei ihm auf der einen Runde sicherlich noch Luft nach oben. Am Ende des Tages kam Johnson nichtsdestotrotz bis auf zwei Zehntel an die von Alonso gesetzte Referenzzeit heran. "Ich denke, er hat wirklich bei jedem Run Zeit gefunden, wenn er dort draußen war", lobte Alonso den siebenmaligen NASCAR-Champion laut dem US-amerikanischen Motorsportportal RACER.

Beide Piloten absolvierten in dem Autos ihres Gegenübers jeweils abwechselnd Runs über fünf Runden. Johnson konnte allerdings erst nach einer Verzögerung richtig loslegen, da es zunächst ein Problem mit dessen Helm gab. Für die Turbulenzen im offenen Formelcockpit war der Kopfschutz offenbar nicht ausgelegt.

"Es war der Wahnsinn", sagte ein begeisterter Johnson. "Das Gefühl der Geschwindigkeit, der Speed ist einfach so enorm. Im Simulator war es eine nette Erfahrung, es war eine große visuelle Hilfe. Aber zu spüren wie der Wind an einem vorbeizieht, und die Geschwindigkeit und die G-Kräfte, das braucht eine Weile, bis man das aufgenommen hat und sich dieses neue Gefühl gelegt hat, und man sich auf das fokussieren kann, was man da macht."

Alonso lobt Johnson: War sehr beeindruckt

Alonso war vom Einsatz des 43-Jährigen begeistert. "Manchmal ziehst du neue Reifen auf diese Autos und du bist erstmal nicht in der Lage, diesen zusätzlichen Grip auszunutzen, weil du hier und da die Bremspunkte verpasst", sagt der zweimalig Weltmeister. "Aber er war dazu in der Lage, diesen extra Grip einzuschätzen und ihn in Rundenzeiten umzusetzen. Davon war ich sehr beeindruckt."

Wie im Vorfeld angekündigt, wurde es kein typischer Showrun, bei dem die Piloten nur ein paar gemütliche Runden drehen und nette Fotos für die PR-Abteilung schießen lassen. "Wir sind für einen kompletten Testtag hierher gekommen. Ich habe vier Reifensätze verbraucht und er auch drei oder vier", erklärte Johnson.

Für den NASCAR-Star ging mit seiner ersten Ausfahrt in einem Formelauto ein Kindheitstraum in Erfüllung. "Er hatte Spaß und hat diesen Test sehr ernst genommen", so Alonso. Während manch andere Motorsport-Größe bei einem Showrun im F1-Boliden im Kiesbett endete, wie es Motorrad-Legende Mick Doohan 1998 in seiner Ausfahrt in einem Williams in Barcelona erlebte, blieb Johnson sauber.

Johnson froh, mit Alonso in einer Sekunde zu sein

"Es fühlt sich einfach gut an, dort draußen in der selben Sekunde wie er gewesen zu sein", freute er sich. "Das ist sehr cool. Ich wusste nicht, wie nah ich herankommen würde. Der Racer in mir war darauf natürlich fixiert, und ich habe sofort gefragt: Was ist er für eine Rundenzeit gefahren? Kann ich mir seine Daten anschauen?"

Alonso ließ dann im NASCAR allerdings auch die Muskeln spielen und unterbot Johnsons Referenzzeit mit 2:10.830 Minuten deutlich. "Ich wusste, dass das Auto was die Technologie angeht sehr basic ist. Das letzte Mal, dass ich mit einer H-Schaltung gefahren bin, war 1999. Ich bin also weit in der Zeit zurückgereist", scherzte Alonso.

"Ich denke, ich hatte am Ende des Tages mehr von dem Tausch als er", kam Johnson mehr oder weniger zur selben Erkenntnis. Von Alonsos Fahrkünsten zeigte er sich begeistert: "Er liebt es, quer zu fahren und die Reifen qualmen zu lassen. Jedes Mal wenn ich ihn im NASCAR gesehen habe, haben seine Reifen gequalmt. Selbst auf unseren Runden für die Kamera. Ich glaube, er ist auch auf keiner seiner Runden geradeaus gefahren. Er ist ein sehr talentierter Pilot, der alles fahren kann."

Alonso will NASCAR meistern, Johnson träumt von IndyCar-Starts

Der ehrgeizige Alonso hingegen sah noch viel Luft nach oben. "Ich denke, ich war noch sehr weit von einer guten Runde entfernt. Ich war mir vom Fahrstil her noch nicht ganz sicher, welcher für eine schnelle Runde am besten ist. Die Bremsen haben mir besonders Probleme bereitet. Das Auto verzögert durch sein Gewicht sehr schlecht und die Stahlbremsen verhalten sich ganz anders als das, was ich gewohnt bin", so de 37-Jährige.

Johnson hat nach dem Formel-1-Test Blut geleckt. Ein Start in der Königsklasse ist für ihn zwar unrealistisch, den einen oder anderen Start in der IndyCar könnte er sich allerdings gut vorstellen: "2020 ist mein letztes Jahr mit Hendrick und ich wurde für das Indy 500 schon mehrfach kontaktiert. Was die Ovale angeht bin ich aber nicht so interessiert. Mit meinen Beziehungen könnte ich aber vielleicht ein paar Starts auf Road Courses realisieren."

Für Alonso scheint das legendäre Daytona 500 ein realistisches Ziel zu sein. Für 2019 hat er das Rennen bereits ausgeschlossen und mit dem NASCAR hat er auch noch Nachholbedarf: "Die Traktion ist mit diesen Reifen bei der Leistung schwierig zu kontrollieren. Du hast im ersten, zweiten und dritten Gang noch durchdrehende Räder. Und ich wusste nicht, ob es besser ist einfach weiter Vollgas zu geben und sie durchdrehen zu lassen und dafür vorwärts zu kommen, oder es mit dem Gas zu kontrollieren und am Ausgang vielleicht etwas Performance zu verlieren."