Daniel Ricciardo nimmt beim Formel-1-Rennen in Abu Dhabi Abschied von Red Bull. Der Australier fährt seinen 100. und letzten Grand Prix für das Team, bevor er sich bei Renault einer neuen Herausforderung stellt. Zum Abschluss zeigte er Teamkollege Max Verstappen im Qualifying noch einmal, wo der Hammer hängt. Am Sonntag will Ricciardo für ein letztes Podium mit seiner Crew nochmal richtig Vollgas geben.

"Das war gut. Das letzte Qualifying dieses Jahr war endlich mal gut", freut sich Ricciardo, der Verstappen in allen drei Segmenten des Zeittrainings relativ deutlich im Griff hatte. Als Fünfter landete er letztendlich knappe zwei Zehntel vor dem Niederländer. Tatsächlich ist der Australier auf dem Yas Marina Circuit bisher ungeschlagen. Schon in seiner Debütsaison 2011 im HRT schlug er seinen Teamkollegen.

"Es ist schön, daran anzuknüpfen. Das ist wahrscheinlich die einzige Rennstrecke, auf der ich eine weiße Weste habe. Aus irgendeinem Grund scheint es hier zu laufen", grinst der 29-Jährige. Sein gutes Händchen für Abu Dhabi erlaubte es ihm auch, wie die Piloten von Ferrari und Mercedes auf Ultrasoft ins Q3 einzuziehen und sich damit den härteren Reifen als Startreifen zu sichern. Verstappen scheiterte daran.

Top-Teams auf Ultrasoft: Ricciardo sieht Nachteil für Red Bull

Ricciardo sieht am Ultrasoft als Startreifen allerdings einen Nachteil für Red Bull. "Ich habe mich gefreut, auf Ultrasoft durch das Q2 zu kommen. Das war unser Ziel. Aber wenn ich einen Wunsch hätte, würde ich mir wünschen, dass wir alle gezwungen wären auf Hypersoft zu starten, denn ich glaube, dass die anderen auf diesem Reifen mehr Probleme als wir haben", sagt er.

Außerdem fürchtet er durch den Ultrasoft möglicherweise ein weniger spektakuläres Rennen. "Der Ultrasoft ist konstanter. Wenn wir bei diesem Reifen keinen Abbau sehen, könnte in dem Rennen wenig los sein." Langweilig soll es beim Honey Badger dafür trotzdem nicht zugehen. Zwei Ferraris trennen ihn vom heiß ersehnten letzten Podest mit Red Bull - und die will er sich packen.

Ricciardo will's nochmal wissen: Erbarmungslose Attacke fürs Podium

"Ich werde am Start auf beide Ferraris schauen und versuchen, zumindest einen zu erwischen. Ich werde meinen Weg aufs Podium finden", kündigt er an. "Wir versuchen einfach mal einen guten Start hinzubekommen und dann Attacke. Druck machen, erbarmungslos angreifen." Im Ricciardo-Style wie sich versteht, ohne Dummheiten.

"Ich sage nicht, dass ich mehr Risiko gehe, als ich es ohnehin schon mache. Ich glaube, ich habe da schon ein gutes Level. Manchmal ist es für die Reifen natürlich gut, wenn man sie abkühlen lässt. Aber ich denke, dass ich einfach das ganze Rennen lang Druck machen muss und auf einen Fehler hoffen muss, wenn ich hinter einem der Jungs bin."

Sollte es mit der Attacke auf der Strecke nicht klappen, bleibt immer noch die Strategie. Was die angeht, ist Red Bull mit beiden Autos auf unterschiedlichen Reifenmischungen breit aufgestellt. "Unsere Rennpace ist gut. Wenn wir dranbleiben, können wir einen Undercut versuchen. Max hat es zwar nicht ins Q2 geschafft, aber der Hypersoft ist nicht zu schlecht für uns. Aus Sicht des Teams ist es nicht schlecht, ihn auf Hypersoft zu haben. So können wir uns einen Überblick verschaffen und dann unsere Strategie wählen", hofft Ricciardo.

Ricciardo rechnet nicht mit Red-Bull-Stallregie: Bin hoffentlich schnell genug

Dass der Teamkollege auf dem weicheren Reifen zu Beginn ein Probleme werden könnte, glaubt er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com nicht: "Nein, das wird schon okay sein. Ich werde versuchen, die Jungs vorne anzugreifen. Der Hypersoft sollte in der ersten Runde einen kleinen Gripvorteil haben, aber hoffentlich nicht zu sehr."

Eine Stallregie wurde laut Verstappen für den Fall der Fälle noch nicht besprochen. "Ich denke, wir sollten in den ersten Runden nicht versuchen zu clever zu sein und einfach unser Rennen fahren", stimmt Ricciardo mit dem Teamkollegen überein. "Mein Ziel sind die Jungs vor mir. Dann sehen wir weiter. Wenn er eine Sekunde schneller sein sollte und meine Pace einbricht, machen sie [das Team] vielleicht etwas. Aber hoffentlich bin ich einfach schnell genug und dann passt das."

Ricciardo nimmt Abschied von Red Bull: Im Funk nochmal Sch**** labern

Trotz all des Fokus auf das Rennen und den Job, den Ricciardo zu erledigen hat, schwingt natürlich ein bisschen Wehmut mit. Schließlich startet er das letzte Mal für seine langjährigen Förderer, mit denen er in der Formel 1 bisher seine größten Erfolge feierte. "Ich will das Feuer in mir halten, eher als die Emotionen. Die werde ich morgen sicherlich fühlen, allein im Grid. Ich freue mich auf das Gefühl, mit all meinen Jungs. Wir machen bestimmt ein Gruppenfoto bevor ich ins Auto steige", sagt er.

"Wahrscheinlich sage ich im Funk noch irgendetwas, um sie anzuheizen. Ich bin bereit ein gutes Rennen zu fahren und ein gutes Resultat zu holen. Dazu im Funk noch ein bisschen lustigen Sch*** labern, damit sie mich nächstes Jahr noch mehr vermissen", scherzt der Publikumsliebling aus Perth.