Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Abu Dhabi GP: (09:29 Min.)

Letzter Aufgalopp für die Formel-1-Stars in der Saison 2018: Am Wochenende steht in Abu Dhabi bereits das letzte Rennen des Jahres auf dem Programm. Die Weltmeistertitel sind schon beide vergeben, dennoch gibt es noch etliche heiße Themen, ehe am Sonntag nach dem Rennen in der Wüste die letzte Zielflagge dieser Saison fällt. Die Brennpunkte zum letzten Mal Formel-1-Action vor der langen Winterpause.

Brennpunkt #1: Versöhnlicher Abschluss für Sebastian Vettel?

Sieben Rennen lang währt Sebastian Vettels Durststrecke in der Formel 1 jetzt schon. Zuletzt gewann der Ferrari-Pilot beim ersten Rennen nach der Sommerpause in Belgien. Das war Ende August, vor drei Monaten. Seither folgte ein bitterer Rückschlag auf den nächsten, samt verlorener WM in Mexiko. Anders als noch 2017 gelang dann nicht einmal der so wichtige Coup fürs Ego in Brasilien. Doch eine Chance bleibt. Holt Vettel den Sieg in Abu Dhabi nach?

Wichtig wäre das ohne jeden Zweifel, meint Nico Rosberg. "Ich hoffe, dass er es beim letzten Rennen schafft, nochmal ein richtiges Highlight zu setzt. Das muss er in Abu Dhabi jetzt einfach gewinnen, um das Jahr noch gut zu beenden und Aufwind für das nächste Jahr zu bekommen. Damit er das mit freien Kopf starten kann, voller Selbstvertrauen. Sonst wird es wieder schwierig", erklärt der Weltmeister von 2016. Zuvor waren Rosberg damals selbst mehrere Siege beim Saisonfinale 2015 gelungen.

Macht es Vettel seinem Landsmann nach? Oder hält Mercedes starke Serie in Abu Dhabi? Vier Mal in Folge gewannen die Silberpfeile jetzt in der Wüste, zuletzt sogar drei Mal per Doppelsieg. Ein weiterer 2018 wäre neuer F1-Rekord. Ferrari dagegen siegte noch nie in Yas Marina, schaffte es in der Hybrid-Ära noch nicht in die Top-2. Noch dazu präsentierte sich Red Bull zuletzt extrem stark. Eine leichte Aufgabe wird es für Vettel also nicht, mit Rückenwind zu überwintern ...

Brennpunkt #2: Finnischer Sieg in Abu Dhabi?

Was für Sebastian Vettel gilt, gilt für Valtteri Bottas erst recht. Der Finne braucht noch sehr viel dringender unbedingt wieder ein echtes Erfolgserlebnis. Als einzigem Fahrer der drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull gelang Bottas 2018 noch kein Sieg. Schon länger scheint der Finne deshalb angezählt. Doch holt er sich jetzt den ersten Saisonerfolg ausgerechnet beim Finale?

Dafür spricht gar nicht einmal so wenig. Neben der Mercedes-Bilanz in Abu Dhabi auch seine eigene: Im Vorjahr gewann der Finne das Saisonfinale, noch dazu liegen Stop&-Go-Kurse wie Yas Marina Bottas besonders gut. Zudem muss Teamkollege Hamilton jetzt nicht einmal mehr für die Konstrukteursweltmeisterschaft selbst abliefern, noch dazu gibt es Bedenken wegen seines Motors. "Der Motor hat ein bestimmtes Maß an Schaden davongetragen", sagte Strategiechef James Vowles nach den Problemen in Brasilien.

Toto Wolff hofft jedenfalls ganz besonders für Bottas auf einen Erfolgsmoment: "Unser Silberpfeil hat in dieser Saison bislang zehn Rennen gewonnen und wir möchten dieser Bilanz noch einen weiteren Erfolg hinzufügen. Das gilt ganz besonders für Valtteri, dem in dieser Saison ein Sieg durch Pech und Stallregie verwehrt geblieben ist." Die Performance seines Arbeitsgeräts sollte dafür passen.

Wolff: "Wir haben auf dem Yas Marina Circuit zuletzt vier Siege in Folge eingefahren, obwohl es eine Strecke mit vielen langsamen und mittelschnellen Kurven ist. Zuletzt haben wir bei der Performance unseres Autos auf ähnlichen Strecken gute Fortschritte erzielt. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir auch in Abu Dhabi eine starke Leistung zeigen können." Doch selbst wenn Bottas es nicht schafft, könnte es in Abu Dhabi noch immer ein finnisches Finish geben. Ein zweiter Saisonsieg für Kimi Räikkönen wäre das perfekte Abschiedsgeschenk an Ferrari.

Brennpunkt #3: Abschied von Fernando Alonso

Abschiede gibt es beim Finale 2018 einige. Bei den wenigsten geht es jedoch gleich um die ganze Karriere. Deshalb ist kein Goodbye größer als das von Fernando Alonso. Wenn der Spanier am Sonntag seinen 311. Grand Prix beendet hat, wird seine Karriere in der Formel 1 vorbei sein. "Abu Dhabi wird sicher ein sehr emotionales Rennen für mich, denn es wird das Ende langer und glücklicher 17 Jahre in der Formel 1", sagt Alonso für dem großen Schlussakkord.

Dafür hat ihm McLaren sogar ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Zum ersten Mal seit 32 Jahren passt das Team für Alonso einmalig die Lackierung eines seiner Boliden an, spendiert dem Alonso-MCL33 einen speziellen Look in den asturischen Farben, Alonsos Heimatregion in Spanien. Ganz vorbei ist es mit der McLaren-Alonso-Beziehung ohnehin nicht: 2019 wagt man sich zusammen erneut zum Indy 500. Auch ein Comeback in der Formel 1 hat Alonso nie ausgeschlossen. "Ich schließe gar nichts aus", sagte der Spanier erst unmittelbar vor seinem vorerst letzten GP.

Brennpunkt #4: Ist der Ocon/Verstappen-Zwist ausgestanden?

Ebenfalls einen Abschied dürfte es in Abu Dhabi für Esteban Ocon geben. Die Chancen des Franzosen, 2019 ein Cockpit zu erhalten tendieren zunehmend gegen Null. Doch ist dieses Au Revoir noch deutlich vorläufiger als bei Alonso. 2020 will Mercedes seinen Junior mit aller Macht zurück im F1-Auto sehen. Bis dahin geht es in Abu Dhabi jedoch erst noch einmal um Imagepflege. Ein ganz schwacher Auftritt in Mexiko und dann auch noch der Eklat mit Max Verstappen zuletzt in Brasilien ließen Ocon in den beiden vergangenen Rennen alles andere als gut aussehen.

Doch nicht nur sportlich muss der Franzose unbedingt zurückschlagen, sondern sich auch verbal gut aus der Affäre ziehen: Nach dem Gerangel auf der FIA-Waage mit Verstappen treffen die Streithähne in Abu Dhabi schon am Donnerstag gleich in der Pressekonferenz wieder aufeinander. Haben sich die Emotionen beruhigt? Oder eskaliert es zwischen dem Duo, das schon im Nachwuchsbereich nie miteinander konnte, erneut?

Brennpunkt #5: Wer schnappt sich WM-Rang 3?

Die spannendste sportliche Frage dreht sich neben dem Sieg in Abu Dhabi ganz klar um Gesamtrang drei in der Fahrerwertung. Während bei den Teams Renault so gut wie safe vor Haas ist, dahinter allenfalls Sauber noch Force India oder aber Force India McLaren angreifen kann und auch Nico Hülkenberg als Best of the Rest bei den Fahrern recht komfortabel vor Sergio Perez führt, geht es zwischen einem Trio weiter vorne noch eng zu.

17 Punkte trennen Kimi Räikkönen, aktueller Dritter, von Max Verstappen auf P5. Dazwischen liegt noch Valtteri Bottas mit drei Zählern mehr als der Niederländer. Wer macht das Rennen? Für den Ferrari-Piloten spricht ganz klar das Punktepolster. Wird Räikkönen nur Sechster - ein schlechteres Ergebnis ist in einem Auto der drei Top-Teams praktisch ausgeschlossen - müssen Verstappen oder Bottas schon gewinnen, um den Iceman noch abzufangen. Ein zweiter Platz reicht ihnen dann nicht.

Voll auf Sieg fahren will Mercedes aber ohne jeden Kompromiss. "Der Druck im Kampf um die Weltmeisterschaft ist jetzt weg, sodass wir bei diesem einen Rennen aufs Ganze gehen können", sagt Toto Wolff. "Uns ist aber bewusst, dass uns ein harter Kampf erwartet, denn sowohl Red Bull als auch Ferrari haben das gleiche Ziel, um mit einem Erfolgserlebnis in den Winter zu gehen."

Gerade Red Bull präsentierte sich zuletzt extrem stark. Selbst in Brasilien, das nicht gerade als Red-Bull-Strecke gilt. Genau deshalb fürchtet sich ausgerechnet der zuletzt nur noch stärkere Max Verstappen jetzt nur noch so mittel vor den Geraden in Yas Marina. "Es gibt dort ein paar Geraden, die nicht gerade unseren Stärken entsprechen, aber wir werden versuchen, das in den engen Abschnitten auszugleichen."

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